Zimmer und einen wassergefüllten Krug, musste icli in die
Börse langen. Ich habe dagegen nichts einzuwenden-, weil,
der Ordnung willen, ein Chändschi (Herbergevater) und ein
Ghändiener unterhalten werden müssen. Mir genügt, wenn
man sich keine Illusionen macht. In Süd-Jäsür räumte mir
der Bauer die Zimmerabtheilung des Stallzimmers ein, und
auch diese Begünstigung, § was nicht befremden darf, musste
mit Geld aufgewogen werden; nur kann der Franke in den
Fall kommen, den Kopf zu schütteln über den Werthanschlag
des Bauers für das Schutzdach ohne weitere Bequemlichkeit,
als dass man beim Zoll da bleibt, wo man liegt, und dass
man nicht von der Angst gequält wird, man sinke in die
Untiefe des Polsters wie in einen bodenlosen Sumpf. Der
Schlag Leute ist ein sehr gemischter. Die weissern scheinen
die Abkömmlinge der alten Philistäer zu sein, und wenn man
bei der Betrachtung, dass so viel Schätze aus dem Lande
verschwunden sind, sich peinlicher Gefühle nicht erwehren
mag, so war wenigstens die Schönheit in manchem Manne
erhalten, wenn ich, wie wol unstreitig, Recht habe, die Ahnen
als Vorbild anzusehen. Frauen erblickte ich in zu geringer
Zahl, als dass ich mir .ein Urtheil über sie zutraute. Merkwürdig
sind die Gesichter in Ibna zugeschnitten. Die Nasen
waren bogig, aber nicht gesenkt, sondern die Spitze eher aufgeworfen
und die Wurzel zwischen den Brauen tief zurücktretend.
Dass die Leute durchgängig gute, wunderschöne
Zähne besitzen, darf man als bekannt voraussetzen. Es raucht
nicht jeder Mann, obgleich ich rauchenden Frauen begegnete.
Was die Kleidung betrifft, so decken sich die Bewohner minder
zu als die Nordägypzier. Bloss in e in Hemd gehüllte
Menschen sieht man häufig, und dazu haben manche Männer
den Schlitz weit hinab offen. Es ist Brauch, Gegenstände
unten ins Hemd einzuwickeln (wie bei uns die Frauensleute
zu gleichem Zwecke die Schürzen verwenden), und dieses
Bündel vorne am Gürtel zu befestigen, wodann die Beine
hoch hinauf nackt erscheinen. Nach unsern Begriffen würde
so aller Anstand gröblich verletzt.
Der Hafen oder die Rhede von J ä f a befindet sich immerfort
in einem beklagenswerthen Zustande. Er bietet nur bei
ruhigerm Wetter Sicherheit dar. Der Baier J o h a n n e s
Ro t h erzählte mir, dass er von einer Jäfaerin, die mit ihm
von Alexandrien nach Jäfa fuhr, vernommen habe, sie sei
mit dem Billet dahin auf einem österreichischen Dampfboot
an Jäfa vorbei, weil man da wegen ungestümen Meeres nicht
ausschiffen konnte, nach Berüt, dann zurück nach Alexandrien,
darauf in gleich unglücklicher Weise nach Berüt und Alexandrien
gefahren, um dann erst auf einem französischen
Dampfschiffe das Glück der Hinfahrt nach dem Orte der
Bestimmung zu geniessen 209. Es ist eine ausgemachte Sache,
dass, wenn man eine ordentliche, regelmässigere Verbindung
mit Jäfa und durch Jäfa mit Jerusalem fest im Auge behält,
es als eine Unerlässlichkeit hervortritt, auf Massregeln
Bedacht zu nehmen, wodurch die Landung und Abfahrt zu
jeder Zeit gesichert wird. Von der türkischen Regierung,
die zwar stets noch den .Säckel voll Geld ha t, um es für
Blendwerk an Festen und sonst für manch’ nichtsnutziges
Zeug zu verschwenden, lässt sich ein so nützliches Werk nie
und nimmer erwarten; man sollte aber doch hoffen, dass
Christen und Juden sich auf irgend eine Art einten, um, gegen
vertragsmässige Erhebung eines Theils des Ein- und
Ausgangszolles, eine Hafenbaute auszuführen. Dem arabischen
Taucher bleibt immerhin der Gewinn ungeschmälert, den er
durch das Heraufhölen vieler Schwämme aus der Tiefe des
Meeres210 zieht.
Eigne Thermometerbeobachtungen fallen nur höchst dürftig
aus. Am. 31. Oktober in Jäfa Morgens -j- 14,5°, in Ibna
Mittags ± 19,8°; 3. November in Jäfa Morgens 15°. Dafür
verlohnt es der Mühe, einen Auszug bisher wenig beachteter
meteorologischer Beobachtungen aus den Jahren 1800 und
1801 mitzutheilen.
1800:
Julius. Mittags an 20 Tagen Südwestwind, an 2 S., an
2 SO., an 5 NW., an 1 WNW., NWN. Windstille einmal
Morgens, zweimal Abends, sonst die Winde zu allen drei
Tageszeiten, nämlich 8, 2 und 6 Uhr, fast immer gleich.