deutliches Mauerquadrat über Spuren eines von NW. nach
SO. ziehenden Wallgrabens. Man kann an der ziemlich
langen, zusammenhängenden, ungleich bis auf einige Fuss
sich erhebenden, die ost-westliche Thalvertiefung unmittelbar
überragenden Nordmauer einen altern und neuern Bau unterscheiden:
die grössern Steine reichen wol ins ziemlich
hohe Älterthum, wenigstens in das Zeitalter des byzantinischen
Kaiserthums hinauf, während das Bauwerk von mit
Mörtel fest verbundenen kleinern Steinen der Zeit der Kreuzfahrer
angehören dürfte, wofür auch die Spitzbogen stimmen.
Im südöstlichen Theile des Festungswerkes steht noch ein
Thurm, den ein Bauer bewohnt. Dass dasselbe je grösseres
Vertrauen verdiente, möchte ich wegen der Gestaltung des
Bodens r die selbst sehr wenig zum Bau einer Festung beitrug,
nicht glauben.
Ich stellte mir zur Aufgabe, die Merkwürdigkeiten der
Umgebung etwas genauer zu untersuchen, weil fast alle
fränkische Reisende, welche nach Bet Dschibrin kamen, und
ihrer waren wenige, sie, so zu sagen, unbeachtet liessen.
Wollte ich gar alles sehen, so müsste denn freilich noch
mehr als bloss anderhalb Tage verwendet werden. Meine
Untersuchungen beschränkten sich auf den Süden und Südosten352;
man sagte mir, dass die mitternächtliche Gegend
wegen ihrer Höhlen einen Besuch lohnen würde. 8 U. 50
Min. begab ich mich mit einem neuen, ortskundigen Führer
von Hause weg. 9 Uhr kam ich zur südlich liegenden Felsengrotte
Aräk el-Chel Diese ist sehr gross
und vielverzweigt. Natur und Kunst haben einander die
Hand geboten; .Pfeiler, die hohen, hier und da auffallend
weissen Gewölbe thun eine überraschende Wirkung. An
einer Ostwand sieht man in den Fels eingehauene Zierathen,
eine Art Flechtwerk, das wie hingemacht erscheint; es ist
aber, was um so künstlicher, in den Felsen selbst gehauen.
Gegenüber, an der Westwand, fesseln den Blick ähnliche
Ornamente; man könnte sie beinahe für Inschriften halten;
auch letztere Zierathen sind ausgehauen. In diesem Augenblicke
wohnten viel Leute, Männer, Frauen und Kinder, in der
grossen Höhle; sie waren neugierig wie ich, nur in entgegengesetzter
Richtung, und stellten mir nicht das geringste Hinderniss
in den Weg, weil mir der Köhler von Bet Dschibrin
allen Schutz gewährte. Wie gerne würde ich einen Tag und
eine Nacht in dieser Höhle zugebracht haben, um das Tro-
glodytenleben etwas genauer zu beobachten. 1
9 U. 10 Min. entfernten wir uns von dieser Troglodyten-
wohnung und kamen 9 U. 24 Min. nach Ma r ä ' s c h (jälyi,
einer Trümmerstätte südlich von Bet Dschibrin, die von der
westlichen Ebene nur eine halbe Stunde abliegt. Bet Dschibrin,
welches sich hauptsächlich lieblicher Ölbaumpflanzungen
erfreut, liegt wie Marä'sch auf den Vorhügeln des Gebirges,
letzteres auf einer sanft geschwungenen Hügelkuppe. Ich erblickte
von hier W. die Chirbet Kubebeh, S. Chirbet el-Lahem
und Chirbet Der Saat. Man findet in Marä'sch als Reste
einer ältern Ortslage ziemlich grosse Quadersteine; doch lassen
sie keine ordentliche Rekonstrukzion zu, und der Umfang
der Trümmer ist nicht bedeutend. Lebhafter an die
Vergangenheit erinnert S. von Maräsch eine grosse Zisterne,
die inschriftenähnliche Zeichen enthält, und in die man N.-S.
hineingeht. Oben in der Mitte findet sich eine runde Öffnung.
Wir gingen 9 U. 38 Min. von hier weg, und kamen 9 U.
48 Min. zu einer Höhle westlich vom Kopfe des Teil Santa
Hanneh, SO. von Marä'sch dann zu zwei grossen^ Zisternen,
von denen eine mit einer Treppe versehen ist; allein es gibt
eine solche Menge von .Zisternen an der West- und Ostseite
dieses Hügels, dass alle anzuführen vergebliche Mühe wäre,
und namentlich auf der Ostseite dieses Teil zeichnen sich
Zisternen durch Grösse und viele Verzweigungen aus. Hier
und da führen schöne viereckige Eingänge in dieselben. Die
allgemeine Anlage ist folgende: eine Wendeltreppe leitet an
der Wand der auf zwei Seiten etwas zusammengedrückten,
flaschenförmigen, immer sehr tiefen Zisterne hinab. Die
Treppenstufen, hin und wieder schmal, sind nicht gerade,
sondern in der Mitte ein wenig hervorstehend, d. h. gerundet.
Waren einige Treppen nicht zerstört, so enthalten sie
doch viel Schutt, der Art, dass das Hinabsteigen für mich
Tobler, Palästina. 9