In jüngster Zeit wollte man die Beobachtung, dass der
Regen eher einen Typus als in Mitteleuropa einhalte, in
Zweifel ziehen. Man hat Unrecht. Vom' 22. November bis
3. Dezember 1857 war die Witterung nach einander schön,
ebenso vom 16. Dezember an längere Zeit. Am 3 . Jenner
des Jahres 396 regnete es in Gaza sehr stark, und der
Regen dauerte fünf Tage 526. Man sollte nicht glauben, dass
durch vorgefasste Meinungen selbst meteorologische Beobachtungen
oder Hauptsätze in eine fälsche Stelle verrückt
werden. Um den biblischen Früh- und Spätregen noch
markirter zu machen, behauptete man, dass gemeiniglich
zwischen der Mitte Dezembers und der Mitte Februars
manche Wochen lang ein „Interregnum” trockener Witterung
stattfinde 527. Im letzten Jahre (1858) fiel sehr wenig
Regen, so dass ein fühlbarer Wassermangel eintrat und die
Aussaat gar nicht stattfiiylen konnte. Schon ein Blick auf
die Tabelle findet den Gegenbeweis. 1854 fiel der erste
Regen auf den 20. Oktober 525 und 1858 auf den 19. .September;
am 26. Hornung 1853 waren fast alle Zisternen
le e r520. Mitte Julius’ 1460 kam ein kleines Regelein, zum
Erstaunen der Araber, und die (wahrscheinlich staubichten)
.Kleider waren klebricht anzufühlen 530
Über den Schneefall scheinen sehr unrichtige Ansichten
in Europa im Schwange zu gehen, und meine diesfallsigen
historisch-kritischen Bemühungen blieben theilweise unbe- ,
achtet. Im J. 1858 behauptete man: „Schnee ist v o l l k ommen
unbekannt” 531. Dies spornte mich an, der Sache die
erneute Aufmerksamkeit zu widmen, und neue Belege zum
Zernichten einer solchen Behauptung beizubringen. Vor
etwa einem halben Jahrhunderte zog man die Beobachtungen
in die Worte zusammen, dass Schnee nicht alle Jahre
falle, am liebsten Ende Dezembers oder Anfang Januars als
eine, gewöhnlich schnell vorübergehende Erscheinung, dass
man auch Fälle kannte, wo die Thüren verschneit waren532.
Am 15. und 16. Hornung 1807 fiel Schnee, und man versicherte,
dass noch am 25. an einzelnen schattigen Stellen
ein wenig Schnee ungeschmolzen lag 533. Im Winter 185%
blieb der Schnee einmal zwei Tage lang in den Gassen
liegen.^ Nach einem Briefe vom 22. April 1855 hatte man
in den letzten Tagen sehr viel Regen und Schnee, und es
war, bei Gewittern, ausserordentlich k a l t534. Der Schnee
vermachte in diesem Jahre den Weg über den Ölberg nach
Bethanien, lag 1 ' tief und schmolz erst in vierzehn Tagen 53s.
In Jerusalem vernahm ich, dass im Februar 1857 sehr viel
Schnee lag und sich acht Tage • lang hielt 535 Wenn er
länger liegen bleibt, schlagen die Dächer, mögen diese sonst
auch gegen Regen gut schützen, durch, und man jammerte
nicht wenig. In den letzten Tagen des Jenners und am 1
und 2. Hornung 1858 gab es sehr viel Schnee, und zwar
mehrmals; einmal erreichte er die Höhe von 3 ', an wenigem
Stellen selbst von 4 '; auf ebenem Felde erhob er sich imme#
noch mehr als 2 ' 537.
Man sah einmal auch an seichten, vor den Sonnenstrahlen
geschützten Stellen eine Eiskruste von einem Zehntelszoll
Dicke und unter gleichen Umständen den Boden mehrere
Tage lang theilweise gefroren 538.
Man weiss, dass in Jerusalem ein ausserordentlich starker
Thau fällt. Vielleicht in keiner Gegend zeige das Hygrometer
so weite Abstände an, indem kein Klima im Winter
so feucht und im Sommer so trocken sei. Das Wasser stehe
nicht allein in Tropfenform auf den Mauern, sondern manchmal
fliesse es buchstäblich frei herab, grossentheils während
des Winters, sobald etwas kaltes Wetter einem warmen Westwind
nachfolge. Die so den Winter über mit Feuchtigkeit
gesättigten Mauern bekommen eine Salzkruste (Salpeter und
Kalk) von dem ausgeschwitzten und verdampften Wasser.
Werde diese Kruste durch den Winterregen aufgelöst, so
sickere die Sole durch die Dachung, und lagere sich in
Krystallblättern innerhalb des Gebäudes, wo es während der
hygrometrischen Veränderungen im Sommer abwechselnd
deliqueszire und effloreszire, und gelegentlich wie wollichter
bchnee auf den Boden falle 53°. *
Was den Pflanzenkalender betrifft, so wurde er durch neuere
Beobachtungen bedeutend bereichert und zuverlässiger 54°.
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