lichkeit behandelt wurde, ? die man nicht begreifen konnte,
bis man erzählte, dass dieses Haus den Mönchen von einem
frommen Christen vermacht worden sei, und dass dieselben
cs unter eben nicht anständigen Bedingungen ausgethan
hätten, wie man durch überzeugende Erzählungen weiter bestätigte,
als man anfänglich keinen Glauben schenkte, und
dass man später bei einem Besuche des Frauenhauses der
römisch-katholischen Mönche sich von der Richtigkeit der
Sache frisch überzeugte 503. Ich selbst fand allerdings im
Hause einen vertraulichen Ton, und die Mädchen zeigten
sich nicht scheu; allein dies gewahrt man überall bei der
latinischen Bevölkerung, auch in Bethlehem, und rührt einzig
vom natürlichen Einflüsse der fränkischen Mönche her, ohne
dass man sich die geschlechtliche Eroberung leicht oder, im
gewöhnlichen Leben, gar möglich denken dürfte. Ich kann
nicht anders als die Beschuldigung, dass die Minoriten ein
Frauenhaus hätten, um hier ihren Lüsten zu fröhnen, für
eine pure Erfindung, für eine Verleumdung halten. Im Übrigen
weiss man wol, dass die Heiligkeit der Stadt vor Lastern
nicht schützt- In neuerer Zeit hielt der griechische Patriarch
zwei junge Mädchen, Schwestern, die er gleichsam gestohlen,
bei sich, in einer Absicht, die seine Achtung für Unschuld
und Keuschheit aufs Minimum anschlagen lässt. Man bemühte
sich, weiter sich zu erkundigen, und man fand, dass
nicht nur die griechischen Pfarrgeistlichen ihre Weiber haben,
was in der Ordnung ist, sondern dass auch die Mönche
Beischläferinnen halten, ohne dass sie es zu verhehlen brauchen
504 Männer, welche vorschriftsgemäss dem Zölibate huldigen.
Manche römisch-katholische Schriftsteller, zumal
zwangsledige, benutzen jeden Anlass, um über die Frau
Bischof in Jerusalem, über eine Frau Missionarin und ihre
ehlichen Kinder zu spotten, und schweigen über die wilden
Ehen von Mönchen. Geschieht dies Reden und Schweigen
wol im Namen der Sittlichkeit? Sonst auch gibt es in
Jerusalem Lohhdirnen,'die verwegen genug sind, am hellen
Tage den Mann auf der Gasse einzuladen, immerhin keine
Mädchen, wie der Patriarch liebt, sondern Wittwen, namentlich
Griechinnen, die nicht mehr zum Heirathen kommen.
Auch nicht besser stand es im Alterthum 305.
Eine sehr merkwürdige und, meines Wissens, bis in die '
neueste Zeit unbeachtet gebliebene Zisterne findet sich unterhalb
des Tempelplatzes zwischen der östlichen Abtheilung
der Aksamoschee und dem Hochplatze der Felsenkuppel, ein
g r ö s s e r W a s s e r b e h ä l t e r de s T emp e l s , den man
eilig genug königliche Zisterne oder unterirdischen See des
Tempels nannte. Bei Untersuchung des Haram beobachtete
man gelegentlich beim Wegheben eines halb in den Boden
versunkenen Kapitälö von einer Marmorsäule einen rohen
unterirdischen Gang, der zu einer langen Treppe führte.
Man stieg dann auf der breiten Treppe von vierundvierzig,
zum Theil nachgeholfenen Felsenstufen (wahrscheinlich von
Nord nach Süd) hinab, und man erreichte eine schöne
Wasserfläche siebenhundertundsechsunddreissig Fuss im Umfang
und in der Tiefe yon zweiundvierzig Fuss. Beim Besuche
konnte das Wasser durchwatet werden. Man liess
Felsenpfeiler stehen , welche das Gewölbe tragen. In diese
Wasserhalle wird der auf die Aksamoschee fallende Regem
durch einen kleinen Graben, geleitet, und nicht wenig
findet seinen Weg in seichten Rinnen von verschiedenen
Seiten der Tempelarea her zu der gleichen Öffnung in der
Vorhalle dieser Moschee. Einst hatte die Zisterne acht
Öffnungen, wodurch man das Wasser heraufschöpfte; nun
aber ist nur noch eine einzige nicht verstopft500
Über den Begräbnissstätten der Juden auf Zion ausserhalb
der Stadt findet sich eine Höhle mit einem viereckigen
Eingänge. Sie ist nicht gross, und hat auch durch einen
schmalen Eingang gegen West eine Nebenhöhle: Zisterne.
Andere Zisternen gewahrt man in der Nähe.
Der sogenannte H i s k i a h t e i c h , Birket el-Batrak, hatte
schon am 10. Wintermonat ziemlich viel Wasser.
Der sogeheissene B e t h e s d a t e i c h , Birket es-Serain. Die
Sicherheit benutzend, deren man sich jetzt erfreut, stieg ich
auch in den Teich hinab, und betrat die Westgewölbe, welche
durch kipine Quergewölbe verbunden sind. Überall, auch