der Südseite bemerkte ich die Öffnung in eine Höhle, die
ich nicht besuchte. Wenn ich mich nicht sehr täusche, so
ist der Grabenwall 302 um die Festung, die als solche gar
nicht bezweifelt werden darf, noch unverkennbar. All’ die
Alterthumsreste erfüllten bei weitem nicht meine Erwartung.
Auf der Höhe, die eine mehr oder minder angebaute kleine
Fläche vorstellt, erblickte ich El-Hosän S. 10° W., El-Kabu
W., Kiriet es-Saideh N. 5° W.
Im Hoheliede Salomos 303 wird, nach der Übersetzung
der Einen, der Berge Bether gedacht, ohne geographischen
Haltpunkt. Häufig geschieht der Stadt Bether in den Schriften
der Rabbiner Erwähnung, weil dieselbe vom Kaiser
Ha d r i a n , mach langer Belagerung und ungemein hartnäckigem
Widerstande der Juden unter ihrem Anführer Bar-Cochba,
im Jahr 136 eingenommen wurde. Wenn sie 304 vier Meilen
vom Meere lag, oder wenn 305 das Blut der Getödteten nicht
nur ins Meer strömte, sondern dieses gar auf eine Entfernung
von Meilen färbte, so kann es platterdings nicht das heutige
Bettir sein. Man könnte sich nicht anders als damit behelfen,
dass die Meldungen an Übertreibungen leiden, die ans
Unbegreifliche streifen. Allein es scheint, man habe, für vier,
vierzig 306 Meilen zu lesen, wodann, wenn dort die Entfernung
viel zu kurz, hier freilich um einige Meilen zu lang
gegeben ist. Die Übereinstimmung des Wortes Beth-er oder
Beth Tar mit Bet Ir oder Bet Tir ist so gross, dass man
auf die Identität, ohne die schlagendsten Gegengründe, nicht
leicht verzichtet. Mit der letzten Angabe käme auch eine
andere überein, dass Biththera, eine stark befestigte Stadt,
zum Gebiete von Jerusalem gehörte 307. Nach übertriebenen
jüdischen Nachrichten war die Stadt Bether von grossem
Umfang und ausserordentlich bevölkert, mit vier- bis fünfhundert
Synagogen 308. In neuerer Zeit will man die Annahme,
dass Bettir nicht das alte Bether war, auch damit
widerlegen, dass die Ruinen in Bettir gerade das Aussehen
haben, als wäre die Burg von einem arabischen Räuberhauptmanne,
wie Abu Ghosch in unsern Tagen ist, gebaut worden 30°.
Es ist eine unwiderlegbare Sache, dass die Mauertrümmer in
Chirbet el-Jehüd für kein hohes Alterthum einstehen; aber
mit ebenso viel Gewissheit darf man behaupten, dass der
ungewöhnlich gibige Quell doch gewiss sehr alt ist, der
jederzeit Ansiedelungen anziehen musste. Für die alten
Römer zeugen die Nischen, und nach Eroberung der Festung,
die sich ostwärts wol bis zum Wadi Bettir, mit Einschluss
der ausserordentlichen Quelle, hindehnte,' werden sie darauf
Bedacht genommen haben, den Platz wieder mehr oder minder
zu befestigen. Der Grund des unschätzbaren Wasserreichthums
lässt mich vermuthen, dass auch zur Zeit der
Kreuzfahrer der Ort bewohnt gewesen sein müsse, und ich
hoffte, dass die einschlägigen Urkunden meine Yermuthung
unterstützen würden; allein diese Hoffnung ging nicht so in
Erfüllung, wie ich vorrechnete; denn Capharruth310, das man
etwa anrufen möchte, kann nicht ohne Zwang als Käfer oder
das spätere Chirbet el-Yehüd erklärt werden.
10 Uhr gingen wir vom Dorfe Bettir weg. Ich nahm von
hier einen Führer mit, was auch das Beste war, um. den
behelligenden Geschenkforderern zuvorzukommen. Er holte
sich, während wir fortwandelten, noch in der Eile aus dem
kleinen Paradiese Rüben, welche die Eingebornen gar gerne
roh essen. Diese Nahrung ist in einem so warmen Lande
gewiss dem Bedürfnisse angemessen; sie thut beides ein wenig,
löscht den Durst und stillt die Esslust. 10 U. 10 Min. war
die Sohle des Thaies erreicht, welches von Ain Jälo, hier
den Wadi Bettir aufnehmend, herunterzieht. An dieser Vereinigungsstelle
setzte es mit meinen zwei Führern einige
Schwierigkeiten ab. Man erklärte, es sei, wenn ich nach Der
Jäsin mich begeben wolle, am besten, den Weg über Ain
Dschärim (so sprachen, sie Kärim aus) einzuschlagen, und
zogen bereits eine Ecke weit in dieser Richtung; ich aber
hielt stille, und gab meinen festen Willen kund, das- Thal zu
sehen und dann zwischen Sätäf und Ain el-Habis durchzukommen.
Mein Stückwerk Arabisch und meine entschiedene
Haltung halfen. El-Kattän war, wie immer, bereitwillig, und
der Führer Osmän gab nach. Doch da im Grunde des Thaies
kein Weg hinzog, bog der Bettirer, ein junger, schöner Mann,