lichkeit mich kurz gefasst haben; allein das Portrait eines
Palästiners dürfte immer einigen Werth haben, weswegen
ich auch kleinere, gekritzelähnliche Striche in der Zeichnung
anbringen zu sollen glaubte, um das Bild zu verdeutlichen.
Ich werfe jetzt einen Rückblick auf meine Tour durch
ein Stück Philistäa. Die Hauptstrasse führt nicht an der
Meeresküste vorbei, sondern in der Entfernung etwa einer
halben Stunde davon bis nach Ghäseh; sehr begreiflich, weil
zwischen ihr und dem Seegestade eine Sandhügelreihe liegt,
an deren Ostgrenze sie mehr oder minder nahe hinzieht. Ohne
Noth will der Wanderer nicht über beschwerlichen Sand.
Östlich dieser Sandhügel ist der Boden nicht eine Topfebene,
sondern in sanfte, grosse Wellen geschlagen, und im Durchschnitte
sehr fruchtbar, mit schön brauner Ackerkrume.
Manche würden vielleicht das Land als eine Öde geschildert
haben, weil, noch vor dem Eintritte der eigentlichen Regenzeit,
nur die Umgebung der Dörfer, oft geschützt durch
eine Kaktushecke, herrlich grünte, während das übrige Land
grösstentheils trauerte. Was wird das aber für eine Augenweide
im Merz oder April sein? Viel fränkische Reisende
schütten über die Öde einen Haufen Klagen aus. Hat man
etwa bei uns eine lachende Flur anzupreisen, \ wenn Monate
lang der kalte Schnee den Boden bedeckt? Nein, sondern
das Auge langweilt sich an einer wahren Wüste. Zudem
leidet es wol keinen Zweifel, dass das Erdreich Philistäas
weit mehr hervorbrächte, wenn mehr Einsicht und Fleiss auf
dasselbe verwendet würden.
Ich war im fernem sehr aufmerksam darauf, ob nicht
der deutliche Lauf eines Winterbaches oder Winterstromes
wahrgenommen werden könne. Bei allem dem könnte ich vor
der Hand nicht meine Überzeugung aussprechen, dass ein
Bach vom Fusse des Gebirges durch die Ebene in ununterbrochener
Linie ins Meer abfliesse. Bei ibna, wo ich durchkam,
fiel mir nun einmal nichts Bachartiges auf; erst nördlich
von Esdfid, wo auch eine kleine Brücke steht, und in
der Gegend von El - Moghär konnte ich Bachgräben nicht
verkennen. Es muss überdies bemerkt werden, dass mau
auf dem von mir durchrittenen Wege die Ebene im Grossen
und Ganzen nicht übersieht; zwischen den Sandhügeln und
dem östlich zunächst folgenden Wellenlande dehnt sich eine
umfangsreiche Mulde Nord - Süd hin, in welche ich erst in
der Nähe von Saber hinabsah. Wie oder wo sich ein Bach
durchwindet, war mir nicht erklärlich. Inskünftige müssen
die Beobachtungen noch besonders auf diesen Punkt gerichtet
werden, und namentlich sollte ein genauer Beobachter
die Küstenroute von Jäfa bis Ghäseh einschlagen, um die
Ruinen der verschiedenen Majumas oder noch andere Trümmer
aufzusuchen und zu prüfen, als einzig jene von Askalon;
denn nach der Versicherung Philibert’s, des französischen
Konsuls in Jäfa, erhielten sich noch bedeutende ' . A Überbleibsel
zwischen dieser Stadt und Ibna.
Obschon der Widerwärtigkeiten tiicht wenige waren, gewährte
mir der Abstecher doch manch’ hohen Genuss. Man
erblickt meist das schön bläulichte Gebirge von Judäa in der
Morgengegend, und wer könnte da vorüberziehen, ohne an
die alten Philister und Juden, an ihren Zank und Streit,
ihre Siege und Niederlagen, an die Sarazenen und Kreuzfahrer,
ihre Glücks- und Unfälle zu denken und ohne eine
Thräne der Wehmuth dem verwahrlosten Zustande des Landes,
in dem immer noch Säulen und andere Alterthümer ein
dagewesenes besseres, gebildeteres und thatkräftigeres Geschlecht
verkündigen, zu weihen?
Vor meiner Abreise schwätzte man in Jäfa von Unsicherheit
und daheriger Nothwendigkeit der Mitnahme eines polizeilichen
Geleites, das nichts koste; Unterhalt und Bachschisch
fallen, nach dem wenigstens wolfeilen Rathe, wie Manna aus
dem blauen Äther. Die Erfahrung lehrte mich, diesen Rath
nicht zu beachten, und ich reiste sicher. Ich tra f einen guten
Schlag Leute, die mich niemals beleidigten, im Gegentheil
der grossen Mehrzahl nach gastlich behandelten. Man darf
indessen die orientalische Gastfreiheit sich nicht als kostenfrei
denken. Im Chan bezahlt man ein Übernachtgeld, und
selbst für die paar Stunden Aufenthalt im Chan zu Ramleh,
wo ich nichts hatte oder bekam als ein leeres numerirtes