heil. Joseph, ausser neunundzwanzig Russen von der Brigg
Philoktate und zwei ändern russischen Pilgrimen beabsichtigten
auch Andere die Wanderung nach Jerusalem,,und noch
mehr Pilger erwartete man vom Berüter-Schiffe. Von der
heil. Stadt herab zogen hinwieder Wallfahrer, um sich auf
den Dampfschiffen weiter zu begeben. Unter ihnen nenne
ich einen bekannten polnischen Schriftsteller und Arzt, ’Theod
o r T r i p p l i n , der auch die Herausgabe seiner Reisebeschreibung
verheisgt, indess selber für-die Wissenschaft nichts
verspricht. Ich stehe keinen Augenblick an, seine bescheidene
Erwartung zu theilen. Er behilft sich z. B. mit Chateaubriand,
Mislin, Cassini da Perinaldo, wonach man wol zeitig genug
das Horoskop stellen mag. Ein maltesischer Pilger zog sich
gestern durch den Sturz von einem Maulthiere unweit Jerusalem
eine Verstauchung des rechten Oberarms zu, und in
diesem Zustande tra f er in Ramleh ein, bis Tripplin die
Taxis vornahm. Leidlich erreichte heute der Kranke Jäfa,
schickte aber gleich nach dem hiesigen Arzte, Speranza, den
als Quarantänearzt ich hier schon 1845 sah. Mir ging es
etwas besser. Ich stürzte, auf dem Wege von den Katakomben
nach Alexandrien, auf die Hände und Knie, besonders
das linke, und wurde auch für ein paar Tage hinkend, ohne
dass jedoch der Fall irgend ernstere Folgen nach sich zog.
Die Franziskaner, bei denen ich einkehrte, richten sich
begreiflich nach dem vermehrten Zuge der Pilger und Reisenden
ein. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass die
etwas starren Gebilde in diesem Punkte die Zeitrichtung so
gut wahrnehmen. Sie scheinen entschlossen, eine Wirths-
hauskonkurrenz streitig zu machen, und das Fortschreiten der
Franziskaner mag gar wohl fühlen der freundliche, deutsch
redende Jude Platner aus Kaschau, ein Uhrmacher, der in
der Mitte der Stadt eine Herberge mit einer wunderschönen,
der schönsten Aussicht auf Meer und Stadt und Land bis
auf das Gebirge Juda und seinen König En-Nebi Samuil besitzt
und für eine gute, zumal in der lateinischen Fastenzeit
weitaus den Vorzug verdienende Küche sorgt. Weil der Tadel
früherhin fast stereotyp die Franziskaner traf, so kann ich,
um ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, nicht umhin,
in Einzelheiten, welche sonst von der Aufgabe meines Buches
etwas ferne liegen, einzugehen, und bemerke, dass die. Väter
durch .schön weisses Tischtuch, Serviette, schönes Porzellangeschirr,
weit bessere Kost, einen besonderen freundlichen
Speisesaal für die Pilger das Hospiz empfehlen. Obschon
noch vieles alte Bauwerk wie vor zweiundzwanzig Jahren da
ist, wurde doch Einiges, zum Vortheile des Ganzen, geändert
oder neu gebaut, wenigstens in der obern oder Pilgerabtheilung,
und man nahm auch auf die Unterbringung von Pilge-
rinnen mit weiblicher Bedienung Bedacht.
Die Stadt selbst ist immer noch auf den ersten Blick
kenntlich, so wenig Veränderungen erlitt sie, mit Ausnahme
einiger Verschönerungen des lateinischen und griechischen
Klosters und .weniger Neubauten im Süden der Stadt. Hingegen
entstand nördlich neben dem mohammedanischen
Leichengrunde eine Art Vorstadt oder Vordorf von einstöckigen,
plattdächigen Häusern; es mögen etwa fünfzig dürftige
Wohnungen zusammengruppirt sein. Schilfhütten 'stehen zwischen
dem Quarantänegebäude und der Stadtmauer, und in
der Nähe lacht sie ein Garten an oder, vielleicht eher, aus;
wo hier nur ein wenig der Fleish der Menschen sich regt,
thut die Natur fast Unglaubliches. Diesmal besuchte ich da
die kleine, reinlich gehaltene, ich möchte auch sagen, fadenscheinige
Georgskirche. In den Gassen bemerkte man ohne
Anstrengung der Aufmerksamkeit den Eintritt der Regenzeit,
die hier am 26. d. M. begann, und die Sorglosigkeit der Behörde
oder der Einwohner; dehn wenig Doppelgängerinnen der so
holperigen Gassen, wie die Jäfaer sind, wird man antreffen.
Zumal die Gasse zwischen der lateinischen und griechischen
Pilgerherberge ekelt vor Schmutz, auch wenn d e r gerade
zwischen den zwei Klöstern der einander auf den Tod hassenden
Christen eine symbolische Bedeutung haben sollte;
der Unrath fügt der Gesundheit der Mönche und Pilger rechts
und links Nachtheil zu, und man könnte in die Stimmung
versetzt werden, zu lamentiren, dass derselbe nicht die Einsicht
und den Ordnungssinn besitze, ohne Geheiss und Schau