N., dann nach S., darauf wieder nach N., bis er in südsüdwestlicher
Richtung endet. Schmal, etwa 1 ' breit, ist er'
mannhoch, hier und da auch noch etwas höher, und mit
starken Steinplatten bedeckt. Nur 15' vom Westende gibt
es eine in den Felsen gehauene Verengerung (ostiurn), ähnlich
derjenigen der Felsgräber; sie ist oben abgerundet, 1 '
2" breit und 1 ' 9" hoch. Hier steht auch der Fels 8 ' hoch,
weiter gegen Ost minder hoch, und zwar bemerkt man ihn
nur auf der Nordseite. Übrigens darf man auch auf dieser
Seite sich unten nicht eine ununterbrochene Felswand vorstellen.
Jenes Ostiurn hat nur eine Tiefe von etwa 2 ', und
hinter dieser Verengerung nimmt der Kanal wieder die frühere
Höhe an. Hier sieht man aber in einen gut gemauerten,
in einer Höhe von 2 2 ' mit einem sehr grossen Steine bedeckten
Schacht hinauf, durch welchen ziemlich viel Schutt
herabfiel und sich auf häufte; denn gleich westlich des
Ostiums muss man 4^ ' über den Schutt hinaufsteigen, um
dann in SSW. die gleiche Tiefe wieder zu gewinnen. Oben
entspricht der Schacht in senkrechter Linie beinahe der Südostecke
des kleinen Baues, den man beim Eintritte in den
Hof oder am Vorplatze der Christuskirche von der Westgasse
(Häret Der el- Armen) nach wenigen Schritten links antrifft.
Der Kanal endet westlich in einem engen Loche und zwar
in der Nähe einer Zisterne; denn beim Weiterreinigen des
Kanals durch die Engländer hörte der mohammedanische
Besitzer derselben ein Klopfen, und er ermangelte darauf
nicht, Beschwerde zu erheben, wonach die Arbeiten nicht
weiter fortgesetzt wurden. Was die Baubeschaffenheit des
Kanals anbelangt, so kommt man an einer Stelle in eine
Zisterne; sonst zeigt er unten hier und da eine Mörtellage,
zum augenscheinlichen Beweise, dass man den flüssigen Inhalt
weiter schaffen und nicht versickern lassen wollte, sei
es Wasser, seien es Unreinigkeiten, die hei längerem Verweilen
einen Übeln Geruch verursacht haben würden. Doch
wir lenken jetzt unsere Aufmerksamkeit gegen Morgen auf
den Punkt, wo ich zum Kanal herabstieg. Da ist dieser
hoch und hat, dem Terrän Zions entsprechend, weit mehr
%
Fall West-Ost. Ich ging hier nicht in den Kanal (ostwärts)
hinab, weil sich da zu viel Schlamm vorfand; jener soll eine
beträchtliche Strecke weit gegen Ost fortlaufen 57°. War
der Zweck des Kanals welcher auch immer, ich halte ihn
für einen solchen, welcher dem hohen Alterthum angehört,
und auch von Ändern gesehen zu werden verdient. Man
kann es daher nur billigen, dass die einsichtigen Engländer
mit dem Plane umgehen, durch den westlichen Schacht ihn
mehr zugänglich zu machen. Damit man sich jedoch in den
Erwartungen nicht täusche, stelle man sich keine kolossale
Werkstücke vor, wodurch die Bauten der Alten sich kennzeichneten,
und die an dieser Stelle theils nicht nöthig waren,
theils schwer anzubringen gewesen wären; man bilde sich
auch nicht ein, dass da der Blick auf ein altes Ganzes falle,
vielmehr mache man sich zum voraus mit dem Gedanken
vertraut, man habe zu verschiedenen Zeiten gebaut, so verändert
und verbessert , dass das ursprüngliche Bild nur in
den Grundzügen uns entgegentritt. Kommen wir hei unsern
topographischen Untersuchungen auf die Hauptsache: vom
Platze der evangelischen Christuskirche erreicht man den
Fels in einer Tiefe von 27' , der jedenfalls höher liegt als
der Boden des Grabens der Citadelle.
Eine ganz besondere Aufmerksamkeit werde ich dem von
Einigen angenommenen, von Ändern bestrittenen Thale schenken,
das sich von der Citadelle ostwärts, dem Rande Zions
nach, zum El-Wäd zwischen dem Damaskus- und Mistthore
hinziehe, das als das Tyropöon des Flavius Josephus erklärt
wird, und das ich um der Kürze willen West-Ost-Tyropöon
nenne. Auch hier ist es eine missliche Sache, dass man
nach möglichst genauer Untersuchung des Terräns doch nicht
völlig ins Klare kommen kann. Wie muss der ferner Stehende
sich wundem, dass es so viel Anstrengung braucht,
um etwas zu erkennen, wozu sonst gar kein Scharfsinn erfordert
wird! Südlich neben der Gasse, die vom Jäfathore
zum Tempelplatze hinabläuft, ist allenthalben ein Süd-Nord-
abfall unverkennbar, selbst, wie gesagt, im Thälchen des
Sük Häret el-Jehüd. Nördlich dieser Gasse, etwa 100' davon,