salem. Über den Hauptchor und die Seitenchöre gegen Ost
wölben sich Halbkuppeln; die Dächer der Seitenschiffe sind
niedriger, und das Dach des Mittelschiffes bilden vier Kreuzgewölbe.
Sechs frei stehende Pfeiler, drei auf jeder Seite,
tragen die Mauerwand, welche innen über dem niedrigen
Dache sich erhebt, und die Gewölbe daneben. Die Kirche
ist sechsunddreissig Schritte lang und einunddreissig breit.
Ein Gang auf der Mitternachtseite, nahe dem nördlichen
Seitenthor, führt, rechtwinklig gegen Ost sich dann umbiegend,
vielleicht etwa in den einstigen Glockenthurm oder
das ehemalige Kloster. Dass, ein solches bestand, wie auch
die Mauern etwas entfernt gegen Nord und selbst die vermauerte
Westseite anzeigt, scheint gar keinem Zweifel unterworfen
zu sein. Mit besonderem Interesse betrachtete ich
Reste von Fresken. Am Bogen öben zwischen dem östlichsten
Südpfeiler und der Südwandung der Kirche sieht man
zwei gemalte stehende Figuren. Auch trägt dieser Pfeiler
und der zunächst nördlich gegenüber befindliche Fresken,
die, wie mir schien, Marmorirung oder so etwas vorstellen.
An der Mauerwand zwischen dem südlichen Seitenchor,
.und dem östlichsten der südlichen Halbpfeiler erkennt
man drei Figuren; zwei Köpfe sind deutlich und schön.
An der grossen Halbkuppel über dem Hauptchore schwebt
ein kolossaler Reiter, vielleicht St. Georg. Die Kuppel des
südlichen Seitenchors hat einen Heiligen mit einem kolossalen
Nimbus; er hält in der Hand einen Schlüssel: vielleicht
Petrus. An der Kuppel des nördlichen Seitenchors l i e g e n
einige eingewickelte Figuren mit den Köpfen nach Mitternacht
an einer Gruppe, und hinter dieser hält sich ein Reiter,
etwa St. Georg 442 Der Grad des künstlerischen Werthes
lässt sich eben nicht beurtheilen, weil die Bilder doch nicht
deutlich genug hervortreten. Sie haben übrigens kaum den
Karakter, welchen die Griechen den Gemälden aufprägen,
und ich möchte das Werk den fränkischen Malern zur Zeit
der Kreuzfahrer zuschreiben 443. An einem Gewölbe sieht
man auch ein Kreuz. Unterhalb der Kirche, in ihrer ganzen
Länge, sind Spitzbogengewölbe angelegt. Ich besuchte einen
Theil, fand jedoch nichts
Merkwürdiges und auch
nichts, das über ihre Be-.
Stimmung nähern Aufschluss
geben könnte. Vielleicht
muss man da eine Krypte
und ein Martyrium (Todten-
kammer) suchen. Hier gebe
ich einen ungefähren Plan
der Kirche.
Niemand hindert den
Eintritt; die Liberalität der
Moslem gestattet ihn sogar
j ß den Thieren. Die Kirche ist
jetzt, wenn mir der Ausdruck
erlaubt ist, ein Menschen- und Viehstall. Das Nordportal
mit ähnlicher Verzierung wie beim Haupteingang der
alten Christenkirche in Ramleh, nämlich mit einem Halbkreise
neben einander liegender, nach der Thoröffnung etwas
konzentrischer Rundstäbe, stebt immer offen. 'Ohne so viel
Mühe und Kosten liesse sich die Kirche in Abu Ghosch für
den Gottesdienst einrichten. Sie trauert über die Gleichgiltigkeit
der Christen, weil sie sich ihres Werkes so wenig
annehmen. Warum sollten denn nicht die Christen über
den Verfall ihres Tempels trauern? Ungeachtet meiner historischen
Prüfung, aus der sich ergab, dass diese Kirche
nie den Franziskanern, gehörte444, wurde dennoch in neuerer
Zeit wieder das gleiche Gegentheil behauptet 445, ohne dafür
irgend eine glaubwürdige historische Notiz anführen zu können.
Ich durchsah in neuester Zeit genau die Litteratur 44G,
und ich war nicht im Stande, den Franziskanern in einem
Kloster zu Kariet el-Aneb zu begegnen.
Da der Weg von Abu Ghosch nach El-Kubebeh, welches
zu besuchen ich ein heisses Verlangen fühlte, nicht leicht zu
finden ist, so musste ich mich nach einem Führer erkundigen,
der auch bald aufgesucht war. Mehrere Männer hockten
unterhalb des Dorfes müssig und unordentlich an eiuer