Kalonieh - Sätäf - Thaies, und überschritten 12 U. 15 Min. ein
tiefes, von NO. einfallendes Thal, welches man, wenn ich
recht verstanden, Wadi ed-Dschorah nannte. Auf der Nordseite
desselben kamen wir dann gleich zum Ain Schkäf.
Hier lachten etwas übermüthige Hirtenknaben entgegen, deren
Weiss der Zähne wie Elfenbein glänzte. Das Wasser fliesst
aus einer gegen Mittag offen stehenden Felsenhöhle und ist
gut, befruchtet aber kein Feld in der Nähe. In einem kleinen
Becken löscht das Schaf seinen Durst. Wir zogen dann
bald im Bette des Wadi Kalonieh - Sätaf, bald östlich daneben
hinauf, und sahen uns 12 ü . 54 Min. zwischen Ain el-
Habis 313 und Sätaf. Ich folgte darauf dem
Hauptthale in allen seinen Windungen, das sich ziemlich nahe
nördlich von Sätäf gegen 0., darauf gegen SO., dann wieder
gegen 0. umbiegt, um danach, die Hauptrichtung gegen NO.
einzunehmen. Begreiflich zieht der Weg der Sätäfer, wenn
sie Der Jäsin oder Jerusalem besuchen wollen, abschneidend
oder abkürzend ziemlich gerade NO., indem er ein Stück
weit das Thal verlässt und über eine geringe Bodenanschwellung
hinläuft. 1 U. 13 Min. zeigten sich Ruinen ohne irgend
ein Gepräge höhern Alterthums in südlicher Nähe, und später
erblickte ich einmal Ain Kärim im SO. auf eine Entfernung
von etwa einer leichten halben Stunde. Da fällt auch ein
Thal in der Richtung WSW. ins Hauptthal. Wer in diesem
heraufgeht, dem drängt sich gleichsam die Überzeugung auf,
dass darin ein bedeutender Winterbach zuweilen fliessen
müsse. Das Gerölle, die bestimmte Bachgrenze, insbesondere
auch die Wehrungen, welche den Bauern viel zu schaffe'n
geben müssen, zeugen unwiderruflich dafür, und mündliche
Berichte legen das gleiche Zeugniss ab. Das Hauptthal ist
im Ganzen fruchtbar, am meisten die nahe Strecke bei Sätäf
und dann die weiter oben bei der Annäherung gegen Kalonieh.
Zumal wird der Ölbaum kultivirt. Beim Gehen wählt man
sich bald am rechten, bald am linken Ufer aufgeschwemmten
Böden aus, dem auch wirklich der Pfad folgt. Wenn der
Bach hoch fliesst, muss das Reisen' dadurch nicht wenig beschwerlich
sein. Von da, wo später auf der Westseite Ruinen,
denen ich keine Wichtigkeit beimass', angetroffen werden, lenkten
wir nach einer kurzen Strecke ost- oder nordostwärts
um 1 U. 45 Min. in den Wädi Där Jäsin ein. Es kostete
El-Kattän etwas Mühe, diesen zu finden. Ein Weib im Felde
wies ihn gründlich zurecht. Von einem neuen Führer wollte
er nichts hören, obschon ich einen dahin zielenden Vorschlag
machte. So weit ich im Hauptthale hinaufschauen konnte^
bot sich ein für das Auge wohlthuender Olivenhain, nicht
aber das Dorf Kalonieh selbst dar. Im fruchtbaren Nebenthal,
welches besonders mit Weingärten besetzt ist, kam ich
in der Richtung West-Ost 2 U. 10 Min. zum Ain er-Rauäs,
auf der Nordseite des Thaies. Ein Kanal führt das Wasser
aus der gegen Mittag offenen Felsenhöhle in ein kleines
Becken, von welchem, der nicht reiche, aber ziemlich gute
Brunnen südwärts in ein Bassin und von da in die Thalfelder
unterhalb rinnt. Auf dem fürwahr schönen Stück Land
wird auch Gemüse gepflanzt. Ganz nahe beim Brunnen sah
ich Mosaiksteine: ein Beweis, dass seiner Zeit kein unbedeutendes
Gebäude an diesem Orte gestanden haben muss.
Ich lechzete nach der Wasserquelle, und trank, durch Hitze,
Schweiss und Durst etwas erschöpft, viel Wasser nach Herzenslust,
auch zu meiner Erquickung. Im Anfänge des gegenwärtigen
Jahrhunderts erwähnte man ein zerstörtes Dorf
Harras an einem Berge unterhalb Soba311 und in jüngster
Zeit, ausser Ain Kaudak (Kandek?) und Ain Kärim, Ain
Arawas315, wahrscheinlich auf blosses Hörensagen hin.
Als wir 2 U. 25 Min. aufbrachen, war mein Gangwerk,
Dank Wasser und Brot, weit besser. Ich rühme diesen
Jerusalemer Weg der Sätäfer und Der-Jäsiner im ganzen
Thal Der Jäsin von einem Punkte unweit des Hauptthaies
an. Derselbe steigt immer allmälig in ziemlich- gerader Richtung.
In Ain er-Rauäs entdeckte ich sogar Pflaster, und
d ie Frage ist keine müssige, ob nicht eine alte Strasse durch
dieses Thal und das Hauptthal neben Sätäf vorbei in das
Niederland, etwa über Askalon, nach Gaza führte. 2 Uhr
54 Min. waren wir südlich neben dem etwa anderhalb Viertelstunden
weit entfernten Dorfe Der Jäsin, das in sehr