Führer wurde. Das schmetterte den immer noch Hoffenden
nieder; er raffte sich aher doch zusammen, und schloss sich
mir an. Kaffee trinken, Feigen und anderes essen, etwa
auch rauchen und hockend Plaudereien auf einander stapeln,
das wäre freilich müheloser und schmackhafter gewesen.
Die Bethlehemer Hessen sich auf meine Argumente, die auch
unter meinem Kautschukmantel Schirm fanden, nicht ein, und
blieben.
12 U. 29 Min. reisten wir ab. 2 U. 15 Min. gelangten wir
auf den Punkt, Skopus, der sich unweit eines in zwei Fragmenten
bestehenden römischen Meilenzeigers (um Gewissheit
zu haben, müsste ich freilich auch die andere Seite sehen)
befand. Hier sah ich zuerst wieder Jerusalem. 2 U. 55 Min.
war ich beim Damaskusthor. Es fiel während der Rückkehr
allerdings Regen, aber in so geringer Menge, dass ich allen,
der auf mich fiel, hätte trinken können, und zwar um so
gewisser, als mich auf dieser Route Durst plagte, weil ich
am arabischen, immerhin schmackhaften Linsengerichte Theil
nahm, welches mir der neue Wolthäter reichte. Ich wurde
weit mehr vom Schweisse nass, Dank dem lästigen Regenmantel.
Nach dem sehr reichlichen Regen, der alles aufweichte,
und in meiner Montur (armirt mit einer Pistole war
ich auch) hätte ich nicht rühmen mögen: „Federleicht ist
mein Gepäcke und mein Fuss so leicht und frisch” ; denn
jenes zog wirklich an, und der Fuss ging etwas schwer.
Es war ein Labsal für meinen Dolmetscher, in Jerusalem
wieder einmal Kaffee schlürfen zu können. Auf dem Lande
geschieht die ganze Kaffeebereitung, vom Rösten bis zum
Sieden, vor den Augen des Gastes. Über der Glüht wird auf
einer eisernen Platte, die man an einem Stiele hält, der
Kaffee mit einer Art Löffel fleissig umgerührt. Dann kommt
er in einen Mörser, und das Stossen geschieht nicht so prosaisch
wie bei uns, sondern taktmässig, ein Stoss in der Zeit
gleichmässig vom ändern entfernt, und drei Stösse nach einander
stärker und der vierte schwächer. Ich wollte mir
recht gütlich thun, und bestellte am Sük es-semani in einer
Garküche Kuháb 521; allein statt Fleisch nahm der Koch
Leber,, und ich konnte das Dings nicht essen. Dagegen war
Juhanna in seinem Elemente, weil sein leckerer Bissen von
Schmalz trof.
Mein Dolmetscher wünschte nun am Ende der Fussreise,
dass ich ihm ein Zeugniss ausstelle. Weil ich ein solches
vorläufig versprochen, so eröfifnete ich ihm, dass er ohne allen •
Anstand eines bekommen werde, worin aber zugleich wahr-
heitsgemäss bemerkt werde, dass ich nicht in allen Theilen
mit ihm zufrieden sei. Er fand es dann für klüger , auf ein
Zeugniss mit einem solchen Beigeschmäcke zu verzichten.
Könnte das nur auch eine Lehre für Andere sein! Jeden
Morgen, mit Ausnahme des heutigen, musste ich meine Dienerschaft
zum Aufbrechen stacheln und nöthigen. Überliess
ich ihr das Zusammenrollen und Aufschnallen des Teppichs,
so geschah dies sehr flüchtig, und waren Brot oder Eier
eingepackt, so riskirte ich, das eine zu verlieren, und die
ändern zerdrückt und schmutzig zum Essen zu erhalten, so
dass ich zuletzt die kleine Mühe des Einpackens, auch der
Versorgung des bloss für mich bestimmten Mundvorrathes
selber übernahm. Was der Orientale, man kann es wieder-
holentlich nicht genug betonen, zu wenig hat, das ist Energie,
Thatkraft, was zu viel — Liebe zum Wenigthun, zum weichlichen
Leben, in welchem die Naschhaftigkeit als eine Perle
glänzt.