Räthsel, dass es bei den deutschen Pilgerzügen, trotz der
vom österreichischen Lloyd für sie besonders herabgesetzten
Fahrtpreise, nicht immer der Fall ist. Das Vereinsmitglied
hat ausser den 600 Gulden Reichswährung noch ziemlich
viel Nebenauslagen, so dass, wie ich des Bestimmten versichern
kann, die ganze Pilgerreise auf mehr als 1000 Gulden
zu stehen kommt 80 7. Mit dieser Summe aber wird man allein,
ohne alle Begünstigung von Seite einer Dampfschifffahrtsgesellschaft,
die Pilgerfahrt leicht bestreiten können. Solche
Reisegesellschaften bringen es natürlich auch mit sich, dass
der Einzelne einen Theil seiner persönlichen Freiheit ein-
büsst; mag ein unpraktischer Präsident noch so ungeschickt
anordnen, der Eingeschriebene und Angereihte muss sich
unterziehen. Ingleichen fällt ein grösser Pilgerhaufen den
Klöstern und Hospizien mehr zur Last; der Einzelne unter
demselben wird minder gerne gesehen und beachtet. Meines
Dafürhaltens, ist das Zusammenreisen in kleinerer Anzahl
und ohne grössere gegenseitige Verbindlichkeit vorzuziehen.
Man gewahrt überhaupt ein lebhafteres geistiges Wehen
und ein sehnlicheres Verlangen nach dem heil. Lande. Die
Massen von griechischen und armenischen Pilgern, welche
dahin sich wälzen, nehmen grössere Dimensionen an. Da
man früher gewöhnlich die Pilgermenge höchstens zu 10,000
annahm 898, so erhellt das Gesagte am besten aus einer
Übersicht der Pilger im J. 1858 und zwar zu- einer Zeit,
in welcher sie noch nicht auf das summum angewachsen
waren.
Hornung. Merz.
In den griechischen Klöstern 4700 6000
Im armenischen Kloster . . . 3900 4800
Im russischen Kloster . . . . 900 800
Im latinischen Kloster . . . . 250 410
Im syrischen Kloster . . . . 50 225
Im-koptischen Kloster . . . . 30 71
Im preussischen Hospiz 3 10
Übertrag 9833 12,316
Hornung. Merz.
Übertrag 9833 12,316
Im Wirthshause von Hauser 11- 35
In dem von Simeon Rosenthal 2 3
In dem von Antonio (Malta-Hotel) 8 10
Im Brüderhause . . . . ■ äfttii 3
Bei P r i v a t e n ...................................... — 8
In verschiedenen Herbergen — 1100
Summa 9854 13,475
Selbst die nüchternen Protestanten werden von dieser
religiösen Bewegung nach dem Osten mehr oder minder ergriffen.
Namentlich sind es Engländer und Amerikaner, die
immer häufiger auf den Schauplatz der Bibel sich begehen.
Das interessanteste Phänomen ist in Folge des Strebens für
„das Volk Gottes in Jerusalem”, für den Bau des dortigen
Tempels, für eine Sammlung abendländischer Christen im
heil. Lande eine Kommissionsreise aus Würtemberg, welche
1858 von Mitte Februars bis etwa Mitte Heumonats, mithin
fünf Monate lang, dauerte. Die Sendlinge waren an der
Zahl drei und des Namens Ho f fma n n (mehr herumschwebender
Idealist als fest stehender Denker), B u b e c k und
Ha r d e g g . Sie bereisten verschiedene, auch weniger bekannte
Striche Palästinas. Der dreigliederige Bericht liegt
vor dem Publikum 900, das b u b e c k ’sche Stück ist noch das
geniessbarste, in welchem mit aufrichtigem Herzen eingestanden
wird, dass die Sendung mangelhaft war und ergänzt
werden sollte. Loben lässt sich im Grunde das nicht, was
berichtet ist, vielleicht jedoch das, was -berichtet werden
wird. Der Berg hat, wie jeder praktische Geburtshelfer erwarten
konnte, eine Maus geboren. Die Dreimänner brachten
nichts Neues und das Alte nicht besser. Statt sich in der
Bücherei mühsam umzusehen, dachten sie, es sei besser, angenehmer
und unmittelbarer, gerade selbst das Streitobjekt
anzuschauen, wozu sie um so mehr ermuntert werden konnten,
als andere Leute sich bereit erklärten, ihnen die Reise
zu bezahlen, und nun theuer genug; denn die Reisekosten
Tobler, Palästina.