an die Südseite des Domherrenchors zu der Reihe der vier
übrigen Gräber. Weil man begreiflicherweise einen Werth
darauf legte, dass die Könige von Jerusalem auf Golgatha
begraben werden, so behandelte man dieses Wort als sehr
elastisch, und gab ihm auch einen weitern Sinn. Man wird
vielleicht noch Anstoss nehmen, weil es von Balduin II.,
I ulko, Balduin III. und Amalrich heisst, dass sie inter prae-
decessores suos bestattet wurden. Im strengsten Sinne gebe
ich Anstössiges zu; dann aber käme das Grab Balduin II.
in die Mitte zwischen Gottfried und Balduin I. Im weniger
strengen Sinne kann der Ausdruck: inter praedecessores suos
(an der Begräbnissstätte seiner Ahnen) doch passen, wenn
man den Gräbern der Balduine vom II. an und Amalrichs
eine Stelle anweiset theils im Westen der Adamskapelle,
theils an der Südseite des Domherrencbors; nicht im Kreuzgange,
weil sie hier die Bewegung der Andächtigen gehemmt
hätten.
Diejenigen, welche alle Königsgräber in die-Adamskapelle
versetzen, bedenken ausserdem einiges zu wenig. Es kann
nicht fraglich sein, dass man für die ersten zwei Herrscher
eigentliche Ehrenplätze um die Leidensstätte des Herrn 605,
ihr so nahe als möglich, auswählte. Da sie b e e r d i g t 600
wurden, so konnte man sich nicht für Obergolgatha, sondern
nur für Untergolgatha entscheiden. Wäre nun in der Adamskapelle',
wo man den Spalt des Golgathafelsens bewunderte
und verehrte, genug füglicher Raum gewesen, so würde man
die Geheine ohne Zweifel im Innern derselben beigesetzt
haben, und zwar um so lieber, als durch das Herausragen
der ersten zwei Gräber ins Vestibulum der Raum in diesem
und folglich auch die Bewegung eine Beschränkung 'erleiden
musste. In Erwägung dessen ist es kaum denkbar, dass
man den Nachfolgern in der Auswahl der Grabstätte noch
mehr Ehre erweisen wollte. Wenn es, wie mir däucht, auf ’
der Hand liegt, dass wegen Raummangels die Gräber Gottfrieds
und seines Bruders Balduin nicht etwa nur dem grös-
sern Theile nach, sondern vielmehr zum geringsten Theile in
der Adamskapelle Aufnahme fanden, so folgt daraus mit
Nothwendigkeit, dass sechs andere Gräber noch weit weniger
Platz bekommen hätten. Die Gräber waren nicht etwa bloss
Senkgräber im Schosse der Erde oder des Felsens, bedeckt
mit einer hohen, zierlichen Marmorplatte, sondern darüber
erhoben sich auch auf Beinen (Säulen), wenn ich mich so
ausdrücken darf, Monumente mit den Inschriften 067 , die
ziemlich viel Raum eingenommen haben, natürlich weit mehr,
als wenn sich ein Senkgrab ans andere mit einer bodenebenen
Inschriftplatte geschlossen hätte. Und nun möge man mit
obigen Argumenten im Kopfe und mit dem Massstabe in der
Hand weiter behaupten, dass alle acht Gräber in der Adamskapelle
zusammengedrängt waren.
In die' Baubeschaffenheit der Gräber, von denen auch die
an der Südseite des Domherrenchors mit dreiseitigen, säulengestützten,
ein unten offenes Giebelhäuschen vorstellenden
Prismen bedeckt waren, will ich mich nicht näher einlassen,
und nur kurz bemerken, dass die Buchstaben der Inschriften,
wie man neuerlich glaubte, ganz und gar nicht gothische
waren, was schon aus seit der Zeit der Kreuzzügler bis auf
diesen Tag erhaltenen Inschriften genügend erhellt 008; sondern
ich werde sofort die Aügenzeugnisse der Pilger nach
dem Jahre 1187 einlässlich prüfen. Nach Wi l b r a n d
von Ol d e n b u r g lagen die Gebeine gläubiger Könige in
marmorenen Särgen beim Eingänge in den Domherrenchor °09,
was mit meiner Annahme keinesweges im Widerspruche steht. ,
Wenn Ma u n d e v i l l e sagt, dass vor dem Altar der Adamskapelle
Gottfried von Bouillon und Balduin und andere christliche
Könige von Jerusalem lagen 070, so muss man, um ihn
richtiger zu verstehen, sich die seitlich durchbrochene und
offene Kapelle vorstellen. Nach Simon de S a l e b r u c h e
fanden sich die Gräber Gottfrieds von Bouillon und seines
Bruders, des Königs Balduin, als Monumente eines vor dem t ,
ändern, unter dem heil. Berg (Kalvaria) in der Kapelle, wo
man den Kopf Adams in der Felsenspalte s a h 071. Weit genauere
Nachrichten bekommen wir aus dem ersten Viertel
des fünfzehnten Jahrhunderts: Gottfried von Bouillon ward
begraben unter dem Berge Kalvaria rechts beim Eingang