Der Regen spülte zur Zeit d e S a u l c y s auf der Westseite
des sogenannten Ecce-Homo-Bogens den Schutt weg, so
dass im Dezember 1857 der ganze Bogen offen war 808 Jetzt
fand auch ich Spuren einer Inschrift. Gerade nördlich neben
dem Anfänge des Bogens liegt der 1| ' hohe und 2 ' breite
Kalkstein, dessen Inschrift sehr alt sein mag. Ich sah ungefähr
:
Q A A E
Q
Wahrscheinlich haben die Christen den Stein irgendwo gefunden,
und, weil er mit einer Inschrift versehen war, für
eine Stütze der Tradizion ausgegeben. Im vorletzten Jahrhunderte
nannte man den Bogen Xystus oder Porticus 80°.
Dieser und die Bogen daneben gehörten wahrscheinlich im
zwölften Jahrhunderte zu dem damals angenommenen Hause
des Pontius Pilatus, nördlich der Ruga Josaphat810. Das
Alter des Gebäudes mag in die Zeit des Kaisers Älius Ha-
drianus, doch sicher nicht höher hinaufreichen8".
Den Stein mit einer griechischen Inschrift und einem
Kreuze812, der auf dem Kopfe steht, fand ich beinahe auf
dem Boden an der Ostseite der Gasse, ganz nahe dem Übergange
des El-Wäd in den Sük Bäb es-Sinsleh.
Insbesondere Gräber.
Schon längst äusserte ich meinen Wunsch, dass das sogenannte
G r a bm a l Ab s a l oms 8,3 vom Schutte einmal
befreit werde. Man that deshalb in Jerusalem Schritte, als
die Juden o wai! schrieen, weil sie Todte in der Nähe begraben.
Dieser Schrei war wirksam genug, um das Vorhaben
zu vereiteln, weil es gefährlich schien, die Todten zu
beunruhigen; es ist ja , wenn man will, für Manche Ruhestörung
genug, wenn dieselben dereinst im Thale Josaphat
mit allem, was da lebte auf Erden, zu erscheinen haben.
Es wird immer noch das Märchen aufgefrischt, dass Mohammedaner
wie Juden, so oft sie an Absaloms Grab vorübergehen,
einen Stein hinwerfen. Glaubt man denn, dass die
Kinder Moses’ , wenn sie die Stätte umher für so verflucht
hielten, die Verstorbenen hier begraben würden? Merkwürdig
ist freilich, dass keine Jerusalemer Macht bisher im Stande
war, den abergläubischen Eigensinn zu brechen, damit es aus
Ehrfurcht für die Schöpfungen der Alten möglich wäre, der
Welt ein merkwürdiges Monument in seiner Ganzheit zu
zeigen. Zur Zeit der Kreuzfahrer nannte man dieses Grab
die Pyramide des Königs Josaphat und das Grab Zacharias’
die Pyramide Jakobs811. Im Friese will man eine Nachahmung
ägyptischer Kunst erkennen, wie auch das Hohlgesims
mit der starken breiten Stirnkante und dem nie fehlenden
Rundstabe altgewohnt ägyptisch sei, aber einen spät
dorisch verdorbenen Styl verrathe; auf dem Libanon, heisst
es, stimmt das assyrische Denkmal von Hermel mit dem Grabe
Absaloms, indess eine Menge ähnlich pyramidaler Grabthürme
phönikischer Herkunft s e i8 ls. Im vierzehnten Jahrhunderte
hiess man es däs Grab Salomos, Davids Sohn810. Beachtens-
werth ist die Monographie: Monumentum Äbsalomi (praes.
S c hm id ) ob oculos ponet (1702) Io . C h r is t. E r dm a n n .
Helmstad. 1710. 4.
Wir besitzen aus dem letzten Jahrhundert einen Plan der
südlichen Kammergruppe ( J a k o b s g r . a b ) , welcher jedoch
ungenau i s t817. Merkwürdigerweise verschmolz man im J.
1395 die über dem Kegelmonolithen gelegene Markuskapelle
(chapelle de Saint Marc), in welcher oder in der Markuskirche
nach einer spätem Tradizion das credo abgefasst
wurde, mit Wohnung und Grab Jakobs des Jüngern818. Der
in das verwichene Jahrhundert fallende Versuch, den Pyramidenmonolithen
( Z a c h a r i a s g r a b ) , dessen Alter, auf
historische Momente gestützt, ins fünfte Jahrhundert zurückgeführt
wird, zu rekonstruiren, ist überaus merkwürdig. Das
Innere dachte man sich nach den Grundlinien hohl wie den
Kegelmonolithen; eine Treppe von neunundzwanzig Stufen
führte hinauf zum Monument, in welchem unten ein viereckiger
Eingang zum Grabe angebracht is t819.
Es ist bekannt, dass die Juden die Beerdigung im Thale
Josaphat vorziehen. Ein Haleber-Jude rüstete den Leichnam
seines Vaters zu recht, um ihn nach Jerusalem zu bringen.