Überdies machen meine genaueren Untersuchungen der unstreitig
künstlichen Nischen fortan eine Erklärung mit Nieren
überflüssig.
9 U. 2 Min. gingen wir von der zuletzt beschriebenen
Höhle weg und verloren drei Minuten, bis wir gegen NO.
9 U. 13 Min. in Cbirbet Om Mälek ankamen,
wo ich mich an einem Brunnen erquickte 302.
Nach diesen Anschauungen, die ich in Bet Dschibrin und
seinen Umgebungen gewann, schicke ich mich an, einige
historisch-kritische Exkursionen zu machen. Ich kann es
nicht verhehlen, dass ich ein schweres Stück Arbeit vor mir
habe. Namen wechseln an einem Orte, dass es, wie in Jebus,
Salem, Jerusalem, Älia und El-Kods, in Lydda und
Diospolis, nicht leicht hält, aus dem Verschiedenen das Ei n e
herauszuläutern. Bei Allen, welche die Bet-Dschibriner-
Gegend etwas genauer kennen, muss Einstimmigkeit darin
herrschen, dass sich dort, wo die Landesprodukte von gros-
sem Belange sind, ein wichtiger Knotenpunkt der Verkehrswege
seit uralter Zeit darbietet: ein Mittelpunkt zwischen
Gaza, Askalon und Asdod einerseits und andererseits Jerusalem,
Bethlehem und Hebron mit drei bis vier Strassen, ein
Mittelpunkt zwischen Hebron und Lydda. Weil eben diese
Wichtigkeit einer das Berg- und Niederland, den Norden
und Süden vermittelnden Gegend zu keinen Zeiten übersehen
werden konnte, so war sie gewiss, ob die Geschichte auch
noch so Vieles zu errathen aufgibt, schon in uralter Zeit so
bewohnt, dass da, wenn nicht gerade in dem heutigen Dorfe
Dschibrin, doch in der Umgebung mit so manchen Spuren
dagewesener Menschen, eine Ortschaft, eine Stadt aufgesucht
werden muss. Ich werde nach einander Maresa, Betogabri,
Eleutheropolis und Bet Dschibrin ans Licht einer historischen
Kritik heranziehen.
Wir kennen das vierundzwanzig Minuten (über eine römische
Meile) SSW. von Bet Dschibrin gelegene Maräsch.
Neben Kehila und Akzib kommt eine Stadt Ma r e s c h a oder
Maresa im Stamme Juda, in der Niederung, vor 363. Der Makkabäer
J u d a s zog von Hebron über Maresa gen Asdod 304
was sich mit dem heutigen Strassennetze und Marä'sch gut
reimt. Die Parther zerstörten die S tad t, und im vierten
Jahrhunderte lag sie zerstört und verlassen zwei bis drei
Meilen von Eleutheropolis 305. Diese Angabe der Entfernung
trifft ein, weil man berechtigt ist, der alten Stadt einen
gewissen Umfang zu geben, und dient zugleich zur Fixirung
von Eleutheropolis. Sehr wahrscheinlich wurde diese Gegend
in den ältesten Zeiten, vor Erbauung der Stadt Maresa, von
den Choräern (Höhlenbewohnern) oder Horitern bewohnt360,
und auch in unsern Tagen können für ehemalige Troglodyten
klassische Zeugen vorgeladen werden. Es stand da ein N
Höhlenwohnort von seltener Bedeutsamkeit. Um Maresa
herum erreichte der Höhlenbau, bestimmt zum Aufenthalt
der Menschen, eine gewisse Vollendung; es sind nicht kleine,
dunkle, sondern hohe, luftige, ziemlich helle, vor dem
Regensturm und der Winterkälte, wie vor dem Sonnenbrände
schützende Höhlen, ich möchte sagen, ewige Wohnungen,
weil der Bau, einmal erstellt, allen Zeiten trotzt,
ohne weitere Kosten zu verursachen. Im vieizehnten Jahrhunderte
bezeichnete man „Maresha” nahe beim Kafar Di-
khrin367 und im gegenwärtigen die Ruinen von „Maresa’1
eine halbe Stunde südlich von Bet Dschibrin3C8. So lange
Maresa stand, fand sich wahrscheinlich keine wichtige Stadt
in der Nähe.
Be ' to g a b r a erscheint erst im Anfänge des zweiten Jahrhunderts,
also nach Zerstörung von Maresa 369. Jene Stadt
muss bedeutend gewesen sein, da sie in die älteste Karte, in
welche nur die Hauptstädte, wie Jope, Jamnia, Azoton,
Lydda, Emmaus, Jerusalem, Jericho, eingetragen sind, aufgenommen
wurde. Während oder bevor, nach den uns
zugekommenen Dokumenten, der hebräische Name Betogabri
gebraucht wurde, kam auch der griechische Name Eleutheropolis
(Freistadt) vor, und zwar auf Münzen, welche der
J u l i a Dom na, Gemahlin des S e p t imi u s S e v e r u s (etwa
202 oder 203 n. Chr.), zugeeignet wurden 370. Sehr wahrscheinlich
geschah es, dass, in der Blüthenzeit von Beto-
gabra, die Heiden unter dfen Römern die merkwürdigen