Schiebgrabes östlich daneben) zeigt. Diese innere Kammer
hat auf jeder Seite (0 . und W.) fünf Giebelschiebgräber und
auf der Südseite drei viereckige,
wie meine Zeichnung
hier darstellt. Die südlichsten
Schiebgräber der Ost-
und Westwand greifen schon
etwas winkelig gegen Süd ein,
so dass die Mündung derselben
nicht vollkommen offen
ist. Nun findet man bei einzelnen
kokim (Schiebgräbern) sogar eine Einrichtung zum
Sperren. Ich hebe es als eine grosse Wichtigkeit hervor,
dass die Umgebung von Bet Dschibrin eine Parallele zu den
Schiebgräbern von Jerusalem liefert, wenn auch einige in
der Form durch die giebelige Zuspitzung, wie ich sie dort
während meiner zweiten Beise studirte, abweichen. Die Parallele
berechtigt gleichzeitig zum Schlüsse, dass sie sehr alt
seien, und wenigstens hinter das Zeitalter K o n s t a n t i n s
des Gr o s s e n hinaulreichen 333.
Von da gingen wir nordwärts über eine kleine Thalvertiefung
nach St. An n a (Santa Hanneh), das nur wenig Minuten
von jenen so merkwürdigen Gräbern entfernt ist. Hier
fand ich keine Quelle, aber mehrere Zisternen. Die dortigen
Ruinen einer christlichen Kirche gehören zu den bedeutendem,
wofür die christliche Archäologie sich interessirt. Noch
steht gegen Morgen der aus grossen Steinquadern erbaute
Chor, wenigstens sein unterer Theil; er ist sehr hoch. Die
Seitenpfeiler sind mehr einfach als schön. Alles athmet den
Rundbogenstyl, das Zeitalter der Byzantiner. Der nördliche
Nebenchor hat sich unten so ziemlich gut erhalten. Man
hat da sehr grosse Steine verbaut. Ich mass die Breite der
Kirche zu siebenundsechszig Schritten und die Länge (oder
ein Stück) von Ost nach West zu fünfundfünfisig Schritten.
Möglicherweise hatten die Seiten gleiches Mass, und die
Kirche gehörte nicht zu den Basiliken, sondern zum Kuppelbau.
Auf der Nordseite, gegen das Westende, sind zwei
unterirdische Gewölbe, nicht gerade nothwendig Stützungsgewölbe,
weil der Boden bei der Kirche nur wenig gegen
West sich abdacht, unten mit einander verbunden durch
zwei viereckige Öffnungen. Wahrscheinlich gebrauchte man
dieselben als Todtengrüfte für höher stehende Personen, oder
sie waren ein Martyrium (die Todtengruft eines Märtyrers
oder einer Märtyrerin). Wie gerne würde ich diesen alten
Christentempel, den man vielleicht mit den haltbarsten Granden
dem Kaiser J u s t i n i a n zuschreiben dürfte, in seiner
edlen Einfachheit, noch ohne die Überladungen, welche der
fromme Materialismus späterer Zeit ersann, betrachtet haben!
Welche Schätze sind gerade hier der Geschichte vorenthalten!
Kaum eine dürftige Notiz wurde aus der Zeit der
Kreuzzügler uns überliefert 333 Aber der Name selbst beweiset,
dass die Kreuzfahrer die Kirche gekannt haben
müssen; denn das Santa Iku* der Araber ist nichts anderes
als das lateinische sancta oder das fränkische santa,
während sie Anna in Hanneh arabisirten. Also haben offenbar
die Araber das Wort Santa von den alten Franken
überkommen. Damit ist aber, wenn man auch die monumentalen
Gründe aussör Aug setzen dürfte, noch keinesweges
bewiesen, dass die Stiftung der Kirche den Franken beigemessen
werden soll. Sie übersetzten nur den alten Namen
in ihre Sprache, der bei den Arabern, wie auch durch andere
Beispiele dargethan werden könnte, verloren ging. Doch
auch später flössen die Nachrichten sehr kärglich. Wenn,
wie wenigstens früher angenommen wurde, das Bersabea irrig
als Bet Dschibrin galt, so hatte dieser gar schöne und liebliche
Ort einige prächtige Kirchen 337. Wer möchte denn zu
diesen nicht auch die St. Annakirche zählen? Erst vor bald
zwanzig Jahren wurde dieser Christentempel der Vergessenheit
entrissen 338. — Kein lebendes Wesen folgte meinen
Untersuchungen in St. Anna als ein etwas misstrauischer
Knabe, um den wir uns freilich gar nicht bekümmerten.
»12 U. 40 Min. gingen wir weiter und kamen 12 U. 47 Min.
in den Weg, der nach Bet Anän 339 führt. 1 Uhr gelangten
wir nach Bet Dschibrin zurück.