dort in den Westgewölben, fand ich Spuren, dass man darauf
bedacht war, dem Wasser, wenn es einmal gesammelt, jeden
Ausweg abzusperren. Im grossen Teiche ganz besonders bemerkt
man dahin zielende Baueinrichtungen. Nicht nur ist
der grössere Stein, zumal des eigentlichen Teiches, zu besserer
Aufnahme des Mörtels, gekerbt, sondern er hat auch,
wenn gleich nicht jeder, bald in der Mitte, bald mehr gegen
die Kante viereckige Vertiefungen. Die Räume zwischen den
einzelnen grösseren Steinen sind mit kleinern Steinen ordentlich
ausgefüllt. Hier und da deckt den Stein der Mauerwand
nicht bloss eine Mörtellage oder vielmehr eine in
Mörtel gesprengte Lage kleinerer Steine, sondern auch noch
ein Kalküberzug. Die Betrachtung solcher Dinge setzt den
Zweck ausser allen Zweifel. Zur Zeit des Königreichs Jerusalem
gab es vor der St. Annaabtei einen Brunnen, welcher
den Namen eines Teiches hatte, und über diesem oder dem
Brunnen stand eine Kirche; allein dieser Brunnen war kein
laufender, weil er in einem Graben unter der Kirche lag.
Hier bewegte der Engel das Wasser507. Es muss mithin
zur Zeit der Kreuzfahrer über einem Theile des Bethesda-
teiches eine Kirche gestanden haben.
Te i c h Ob r ä k (nicht Obrät), genannt nach dem Klageplatze,
Obräk oder el-Ubräk « S I^ l 508. Da einige meiner
Messungen 1846 sich nach Amerika verloren, ohne dass ich
sie wieder bekommen konnte, und die Länge vom Klageplatze
der Juden an nie genau gemessen war, so besuchte ich den
Teich noch einmal, und fand auch gar keine Schwierigkeit,
nachdem man sich bei dem Schech des Afrikaner - Viertels,
einem schönen Greise, angemeldet hat. Er gab den Schlüssel
einer Mohrin, und diese öffnete uns beim Klageplatze den
Garten, durch den man nordwärts schreitet, ehe man zum
Gewölbe oder Unterbau der Mahkameh (Gerichtshaus) gelangt.
Man tritt durch einen mehr als halb im Schutte
steckenden Bogen in einen Raum, der unten gegen Nord
zwei kleinere Gewölbe einschliesst; eines war offen, das andere
geschlossen. Ich glaubte in letzterem etwas Bemer-
kenswerthes zu finden. Man holte den Schlüssel dazu; allein
darin war nur etwas Futter bewahrt, und es eignete sich
auch zu einem Stalle, wenn die Nähe des Heiligthums solches
gestattet. Westseits muss man etwa 10 ' hoch hinansteigen,
um von diesem Raume eben in zwei nördlich hinter
einander folgende und dann zu dem Teiche, als dem nördlichsten
Raume, zu gelangeu. Die ganze Länge von dem
Punkte (Bogen), der mit der Südmauer der Mahkameh zusammenfällt,
bis zum Südrande der Birket el-Ubräk beträgt
4 Schritte und 57' oder 65'. Wenn man im Sük Bäb es-
Sinsleh hinabgeht und dann südwärts misst, so beträgt der
Abstand von der Gasse bis zur Südmauer der Mahkameh
6 8 '. Hiemit beginnt der Teich noch unterhalb des Gerichtshauses500,
setzt sich unter der etwa 9 ' breiten Gasse fort,
unter we l c h e r , nach genauer Erkundigung, der Aquädukt
von Bethlehem, schon wegen der leichtern Zugänglichkeit beim
Reinigen, durchgeht, und endet dann mit 72' (Länge) unter
der Reihe von Häusern, wovon ich das -Haus des C h a l i l
Bek hervorhebe. In der westlichsten Kammer findet sich
neben dem Teiche ein vermauertes Spitzbogenthor auf der
Südseite. Sonst sieht man auch ungeheure Gewölbebogen,
aber nicht ganze, weil auch viel Schutt daliegt. Der Boden
der Mahkameh, welche sechsunddreissig Schritte von der
westlichen Umfangsmauer des Haram esch-Scherif wegen des
Zurückweichens nach Mitternacht eine Ecke bildet, liegt
etwa 18' über dem Boden des Gartens. Zu Verdeutlichung
des Gegenstandes möge auch der auf der folgenden Seite stehende
Plan helfen.
Meine Ansicht, dass der Sük Bäb es-Sinsleh auf Gewölben
ruhe und mithin eine Brücke sei, wurde mehr angegriffen
alsr unterstützt, wobei die Sympathie der Hypothesen das
meiste that. Nach diesem Plan bemerkt man, dass westlich
neben dem Teiche noch andere Gewölbe angetroffen werden,
so dass ich von der Harammauer beiläufig 80' weit die Gewölbe
gegen West verfolgen konnte, und dass mithin ein
Drittel des Sük Bäb es-Sinsleh mit Zuverlässigkeit auf Gewölben
liegt, und doch vermass man sich zu behaupten, dass
diese Strasse, mit Ausnahme des vom Teiche eingenommenen