Von Gottfried von Bouillon lieisst es, dass er unten bei der
Schädelstätte begraben wurde034. Bei diesem Anlasse muss
ich nun noch einmal auf seine Grabinschrift eingehen. Der
bekannten: Hie jacet inclitus dux Godefridus, habe ich
nichts beizufügen, als dass mein Facsimile etwas zu wünschen
übrig lässt (z. B. fehlt % im cvjus) 033. Übrigens darf
man Qu a r e smi o s Kopie auch nicht in allen Einzelheiten
als vollkommen treu ansehen, weil für eine Reihe von Buchstaben
gewöhnliche Druckschriften gewählt wurden, weswegen
mein Facsimile im Allgemeinen mehr den Eindruck treuer
Nachahmung der alterthümlichen Schrift machen muss. Nun
aber steht diese bekannte Inschrift nur auf einer Seite des
Giebeldächleins, und auf der ändern las man 030:
Francorum gentes Sion löca sancta potentes,
Mirißcum sidus dux hie recubat Gothofridus,
Aegypti terror, Arabum fnga, Persidis orror (horror).
Rex, licet electm, rex noluit intitulari,
Nec diademari, sed cum Christo famulari.
Hujus erat cura sua Sion reddere jura,
Catholiceque sequi pia dogmata Juris et aequi,
Totum schisma teri, circa se jusque foveri.
Militiae speculum, populi vigor, ancora cleri.
Jluic, virtute pari fra tri, datur associari
Baldovin insignis, gentilibus et fe rm ignis.
Balduin I. beerdigte man neben seinem Bruder Gottfried,
unter dem Kalvaria, an der Stätte, welche Golgatha hiess 65 7.
B a l d u i n IL.wurde unter seinen Vorfahren, ebenfalls unter
dem Kalvarienberge und zwar vor der sogenannten Stätte
Golgatha begraben 038. Des F u l k o Grab lag unter dem
Kalvarienberge, beim Eintreten rechter Hand, am Thore
(Hauptportal), unter den Gräbern seiner Vorfahren °39. B a ld
u i n I I I . wurde v o r der Kalvarienstätte unter seinen Vor-
lahren ins Grab gelegt 000; in der gleichen Flucht neben ihm
sein Bruder A m a l r i e h 681. B a l d u i n IV. fand sein Grab
am Kalvarienberge, wo auch andere latinische Könige b e i g
e s e t z t waren 002, und Ba l d u i n V. ward bei seinen Ahnen
b e e r d i g t 603. Den Leichnam der Königin Me l e s e n d i s ,
welcher nach dem Ableben Fulkos von Anjou die Regentschaft
zuiiel, barg bekanntlich die Frauengrabkirche im Thale Josaphat
004.
Wir ersehen hieraus, dass die besten Gewährsmänner
einen Unterschied machten zwischen in loco und ante
locum, qui dicitur Golgatha, mit Recht; denn der Feldherr
Gottfried und der König Balduin I. wurden wirklich theil-
weise, wenn auch zum geringsten Theile, 'in loco, in der Kapelle,
andere Balduine hingegen und Amalricli vor der Kapelle
beigesetzt. Das v o r kann verständigerweise entweder gerade
gegen West oder schief und gerade gegen Nord west und
Nord gedacht werden; gegen Südwest wird man doch nicht
der Menschenmasse den Eintritt und Austritt gewissermassen
versperren wollen. Der gleiche Grund, wenn auch in schwächerem
Grade, gilt ebenfalls von dem Raume (vestibulum)
gleich westlich der Adamskapelle, obschon die Salbungsstätte
damals noch nicht hier angenommen war, und sehr wol
möglich ist es, dass gerade an der Stätte, wohin später die
Sage die Salbung verlegte, Balduin II. begraben wurde. Dies
lässt uns dann leicht erklären, warum ein weiteres Besetzen
dieses Raums gleichsam im Freien zwischen dem Domherrenchor
und den zwei Eingangsthoren nicht mehr für thunlich
erachtet und der erste Nachfolger, F u l k o , wie mit anderm
Wortlaute ausdrücklich angegeben ist, am Eingangsthore rechts,
also an einem die Zirkulazion weniger hemmenden Orte, beigesetzt
wurde. Neben Fulko hätten ohne Zweifel auch andere
Könige die Ruhestätte finden können; allein jetzt kommen wir
auf die Deutung des ante als nordwestlich. Gedrängt sowol
durch den Text,, als auch im Suchen eines füglichen Platzes
gelangen wir mit den Gräbern der Könige Balduin III., Amal-
rich, Balduin IV. und Balduin V. auf die Südseite des Domherrenchors.
So bewegen wir uns zwanglos nach dem Textlaute
von den Gräbern Gottfrieds und Balduin I. unter der
Schädelstätte gegen West (vor Golgatha) zum Grabe Balduin
II., von da gegen Mittag neben dem Eingangsthore
zum Grabe Fulkos, und von da weiter schief oder.gerade
vor Golgatha, gegen Nordwest oder Nord — welche letztere
Gegend im Grunde ebenso gut ante war, als die westliche ■—
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