länge. Als ich ihnen mittheilte, dass ihre Ahnen Riesen
waren, so erwiederten sie, dass es sich wirklich so verhielt.
Also die Sage von den Riesen lebt unter diesen ziemlich unwissenden
Mohammedanern, die keine andere Sprache reden
als die arabische. Ob es auch möglich wäre, an den Arabern
Philistäas die Herkunft aus Kreta oder den Herzug aus dem
Westen herauszubringen, müssen Kundigere entscheiden92.
Sonntag, 1. November. Morgens 6 U. 6 Min. verliessen
wir Esdüd. 7 U. 8 Min. machten wir Halt und erkundigten
uns nach der Askaläner - Strasse. Hätte ich nicht
selbst den Abzweig des Weges in südwestlicher Richtung
nach Askalan gleichsam errathen, so würden wir geradeaus
nach El - Medschdel gekommen sein. Nach Verlust
von sechs Minuten (7 U. 14 Min.) schlugen wir die Route
nach jener Seestadt ein, und 7 U. 40 M, erreichten wir
Hamäme'h. Das nicht grosse Dorf lag südlich am Wege in
einer sehr fruchtbaren Gegend, in der auch die Rebe- gedeiht.
Dasselbe wurde sehr selten angeführt, 1817 als eine Menge
Hütten03, 1821 ä/oUo. in einem Register von Ortschaften °4.
8U. 20 Min. lag El-Medschdel nur noch etwa eine Viertelstunde
südöstlich von uns; bald dann erblickte ich das nahe Meer,
und 8 U. 45 Min. ritten wir ins Dorf Askalan oder vielmehr
Ed -Ds c h o r a 95, welchen letztem Namen ich zwar
nie hörte. Es liegt, nahe bei den Ruinen Askaläns9c, auf der
Westseite eines Hügels, östlich ausserhalb des Halbbogens
von Askalan, ist nicht gross und besteht aus Lehmhütten 97,
welche von moslemischen Arabern bewohnt werden98. In der
ganzen Ebene von Ghäseh bis Ramleh und von der Meeresküste
bis ans Gebirge ist der Bau der Häuser ziemlich gleich
beschaffen, und zwar aus den natürlichsten Gründen. Wenn
man nicht Bausteine von Ruinen benutzen konnte, so baute
man aus Lehm oder Erde, weil eben der grösste Theil der
Ebene nicht zur Ausbeutung von Steinen sich eignet.' Steinerne
Häuser trifft man erst am Fusse des Gebirges oder auf diesem,
weil hier die Steine im Überflüsse vorhanden sind. Den
armen Arabern der Ebene fällt es nicht ein, Steine weit herzuschleppen.
Und wenn die Alten in der Nähe der Küste
mit Steinquadern bauten und zum Bau Säulen u. dergl. verwendeten,
so mussten diese Materialien über Meer, der Granit
z. B. aus Ägypten her transportirt werden, wie man denn auch
in unsern Tagen erlebte, dass von ruinirten Küstenstädten,
und auch von Askalan, die Bausteine nach Jäfa und Akka
verschafft wurden. Ed-Dschora soll einen Chan besitzen, der
zwar sehr mittelmässig s e i99. Die Gärten sind da ausserordentlich
schön, mit einladendem Gemüse bepflanzt, ohne
dass mir aus dem Grün die Zwiebeln oder Schalotten (italienisch
scalogno, französisch Schalotte), welche nach Askalon
genannt wurden und im Alterthum einen ungewöhnlichen Ruf
hatten 10°, auffielen. ( Selbst ein Naturforscher, welcher diese
Gegend bereiste, zählte unter den Gewächsen nur Kohl und
Baumwolle auf 10 Ü Schwerlich wuchs die gute Askaloner-
Zwiebel bloss in Askalon, sondern wahrscheinlich in der ganzen
Gegend bis an den Fuss des Gebirges Juda l02, und bekam
den Namen vermuthlich daher, weil sie entweder in Askalon
am häufigsten angebaut, oder weil die Griechen zuerst da
mit ihr bekannt wurden. Ausser dem Zauber der Gärten
rühme ich die Freundlichkeit der Dorfbewohner, die über die
Wege bereitwillig Auskunft ertheilten. Das Dorf finde ich
erst im siebenzehnten Jahrhunderte, doch ohne Namen, erwähnt.
Ausser dem ruinirten Askalon gab es gegen Morgen
noch ein kleines, von etlichen Griechen und Arabern bewohntes
D orf103.
Wenn man von Ed-Dschora fünf Minuten in südwestlicher
Richtung hinabsteigt, so stösst man auf Ruinen. Ich empfing
in der That beim Anblicke der Trümmerstätte einen gewaltigen
Eindruck; so viel Erhaltenes aus der Vorzeit nahm ich
bisher nirgends in Palästina wahr. Trifft man östlich von
der höchsten Ruine Granitsäulen, so darf man nicht glauben,
dass sie an ihrem nunmehrigen Fundorte je gestanden, sondern
sie sind von der westlichen Höhe heruntergestürzt.
Mich beschäftigte dort zuerst ein grösser Säulenschaft von
Granit, dann einige Schritte weiter, gegen Mittag, ein anderer.
Die Festungstrümmer, welche an die Kreuzfahrer und Sarazenen
das Andenken erhalten, liegen auf einem nicht hohen,
Tobler, Palästina. * . 3