derselben öffnet sich westlich ein Thor in einen Hof, wo
man sich mit Bauen beschäftigt.
Die via dolorosa, wie sie heute gezeigt wird, gilt fortan
bei der Menge als etwas über jeden Zweifel Erhabenes. Ich
mag gut Beweisstellen aus Schriften anführen, man geht
darauf nicht ein, und sagt einfach: so ist es. Für Viele gibt
es keine Geschichte, sondern nur eine Tradizion, keine Kritik,
sondern nur blinden Glauben. Wenn dies ebenso richtig
wäre, als es bequem ist, — ich würde überaus gern es mit
ihnen halten. Ich berühre hier mit keiner Silbe den ältesten
Weg aus dem Thale, den spätem von Zion, südlich des
Zionsthor es, den noch spätem durch eine Ecke des Tempelplatzes
(area templi Domini), sondern ich gedenke einzig der
via dolorosa, deren Ende zum Vorplatze der Grabkirche
verlief. Man nahm nämlich an, dass hier Christus mit der
Last des Kreuzes fiel, und diese Stelle ward mit einem
Kreuze bezeichnet033.
Kirchen und Klöster.
Gra b k i r c h e . Es erscheinen immerfort Pläne, von denen
jedoch die wenigsten durch Richtigkeit sich empfehlen.
Ich führe einzig den Grundriss vpn Mi c h o n (2, 8 oder
pl. IX) an. Dagegen verdient in hohem Grade die Beachtung
ein in Holz ausgeschnittenes, mit Perlen ausgelegtes,
lackirtes, theilweise übergoldetes, auf der Universitätsbibliothek
in München auf bewahrtes Mode l l , an dem nur sehr
wenig fehlt: ein Geschenk vom Jesuitenpater O rb an. Nach
baierischem Mass ist es 15" lang von der Westmauer bis
zum Anfänge der Longinuskapelle und 10" breit vom Eingänge
(Südseite) bis in die A btritte; der Glockenthurm mit drei Stockwerken
9^", der Grabdom 8^" hoch. Die Arbeit, wahrscheinlich
aus der ersten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts,
ist sehr fleissig, und scheint, genau nach Messungen, in Jerusalem
selbst verfertigt «worden zu sein. Ich kenne nichts,
weder Plan, noch Beschreibung, was uns ein klareres und
treueres Bild von der Kirche vor-dem Brande 1808 geben
könnte. Hier erst erscheint die Kreuzform etwas deutlicher.
Wenn der Künstler de Bruyn unglücklicherweise das Ka-
tholikon (Griechenchor) und die Annexe im Rundbogenstyl
darstellte, so tritt hier überall, naturgetreu, der Spitzbogenstyl
hervor. Die Kuppel der Grabesrotunde ist weit minder
bauchig als die heutige. Die Gräber Gottfrieds von Bouillon
und Balduins I. ragen stark 3'" hervor aus einer wandigen
Einfriedung, einer, nach der Redukzion zu schliessen, etwa
7 ' hohen Mauer, die mehr denn noch einmal so hoch ist als