Bänken, so wie der anstossenden Räumlichkeiten fehlt, so
erachtete ich es für zweckmässig, einen zu verfertigen, wie
ich ihn hier liefere. Ich bekenne übrigens, dass auch auf
diesem Risse die verbessernde Hand noch etwas zu thun bekommen
wird °49.
Was würde, man wol finden, wenn man die Deckel der
Bänke abhöbe? Höchst wahrscheinlich nichts, das Beachtung
verdiente; denn die Gebeine waren schon längst entschwunden,
und die Inschriffemonumente, die auf kurzen
Säulen standen, sieht man nicht mehr; höchstens könnte der
sargähnliche Unterbau verborgen liegen. Mithin wird man,
ausser den Grabstätten, wahrscheinlich keine Spur von den
Gräbern der beiden rühm würdigen Streiter für die Freiheit
und Übermacht der Christen finden. Dabei muss unsere
Seele mit Betrübniss erfüllt werden, dass die Griechen, Christen
selbst, das sichtbare Andenken noch gänzlich auslöschten,
wahrscheinlich im barbarischen Eifer, einen Rechtstitel unsichtbar
zu machen, 'welchen dereinst möglicherweise die Latiner
vorweisen würden. Und dienten die Bänke nicht zur
Bequemlichkeit der Leute, so wären wahrscheinlich auch sie
verschwunden.
Von der Adamskapelle führt südwärts eine Thüre ins
Gemach des griechischen Tempelhüters, welches und einen
ändern Raum im südwestlichen Theile des Griechenchors der
Patriarch Ch r y s a n th o s No t a r a auf seinem Plan 050 Ktk~
Xtia tov 2xtvo(pvXuxog t w v Movaywv twv cPw/.ialwv y.ai ai\wv
Movaywv t w v avrwv nennt. Auf der Westseite dieses Gemaches
sah ich einen Diwan. Heilige Geräthe werden, meines
Wissens, darin auf bewahrt, und es mag zugleich als Speisezimmer
dienen. Ich tra t auch von diesem Gemach östlich
durch eine kleine Thüre neben den östlichen Pfeilern der
Adamskapelle in einen ziemlich engen, gewölbten, von Pfeilern
gestützten dunkeln Raum, den man sich durch ein Licht
erhellen muss: In demselben gewahrte ich beinahe nichts
als Reihen grösser Töpfe, die eine auf der Süd- und die andere
auf der Nordseite. Die Töpfe enthielten ohne Zweifel
Wein oder Bränntewein. Wahrscheinlich ist dieser Raum,
gelegen unmittelbar unter der latinischen Kreuzerhöhungskapelle,
nichts als ein Weinkeller, und ein g ew ö l b t e r
Weinkeller soll nach gewissen Tonangebern den Beweis für
den Felsberg Golgatha liefern helfen.
Wo lagen, nach den Angaben der ältern Schriftsteller, die
Gräber Gottfrieds von Bouillon und der latinischen Könige
von Jerusalem? Unten an oder vor Golgatha. Unter diesem
Golgatha verstanden sie im engern Sinne die Kapelle Adams,
so wie den Raum südlich davon, und im weitern Sinne die
ganze Räumlichkeit (vestibulum) 051 zwischen diesen beiden
einerseits, den grossen Kirchthüren, der Grabrotunde und
dem Domherrenchor auf den ändern Seiten. Nach den Überlieferungen
aus der Zeit der Kreuzfahrer bis zum Verluste
Jerusalems lässt sich übrigens von der Baubeschaffenheit der
Adamskapelle mit den Annexen keine ganz klare Vorstellung
machen. Jedenfalls weiss man nach späteren Zeugnissen,
dass die Kapelle an der Nordwand nischenartig durchbrochen
war, dergestalt, dass das Licht vom, Gange südlich
neben dem Domherrenchor hereindrang. Die südliche Ab- i
theilung des Untergolgatha, welche heute als Sakristei und
dem Tempelhüter als Wohngemach dient, ist noch schwerer
zu errathen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit jedoch war
die Nordwand in entsprechender Weise g'egen die Adamskapelle
offen; vielleicht die Abendseite vollständig, ohne Verengung
zu einem Eingänge. Ein oder zwei Fuss vom westlichsten
Theile der Adamskapelle, so wie der Vorraum (vestibulum)
zunächst dabei und in einiger Entfernung können
eigentlich als der Platz der Mausoleen 052 für die latinischen
Könige, Gottfried inbegriffen, angesehen werden, und
dass für ihre Leichname ein aparter Platz in der Grabkirche
bestimmt war, wurde ausdrücklich gemeldet 033.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wird nun jedes
Grab besonders gewürdigt. Am meisten Sicherheit und Klarheit
hat man von den Gräbern Gottfrieds von Bouillon und
Balduin I., theils nach den Angaben der Schriftsteller aus
dem zwölften Jahrhunderte, theils nach den Berichten späterer
Pilger, welche jene sahen, abbildeten und beschrieben.