am liebsten hingegen in die der Kreuzfahrer und des Sul-
täns S o l imä n II. Was sagt dazu die Geschichte? Der
Ausdruck im Alterthum, dass der Boden der Hügelstadt
unterhöhlt se i023, ist allerdings elastisch genug' und lässt
sich auch füglich auf die Baumwollhöhle ausdehnen. Wir
müssen nun aber einen grossen Sprung über eine breite Geschichtslücke
von Jahrhunderten nehmen. Im J. 1101 wurde
ausdrücklich gemeldet, die Baumwollhöhle sei die Jeremiasgrotte,
aber auch die gegenüber liegende Höhle 62t. Im
vierzehnten Jahrhunderte überlieferte man, dass innerhalb
der Mauern Jerusalems, gegen Mitternacht, der Eingang zu.
der im Talmud erwähnten Höhle des Hiskiah sei 625. Allerdings
darf nach dieser Ausdrucksweise diese Höhle nicht
streng auf die Baumwollhöhle bezogen werden. 1495 be-
zeichnete man die Lage der Baumwollhöhle als südlich
gegenüber von Sahera (Hügel der Jeremiasgrotte); unter der
Nordmauer der Stadt, und die Höhle als gross, so dass sie
nach Einigen sich bis unter den Felsen (im Haram esch-
Scherif) erstrecke 620. Von da an hat man, so viel ich weiss,
von dieser Höhle keine Kenntniss bis in die neuere Zeit. Es
wurde erzählt, dass dieselbe in den Tagen I b r a h im Paschas
offen war, und es verbreitete sich das Gerücht, dass
seine Soldaten hineingingen und darin Wasser fanden. 1850
oder 1851 war sie wiederum offen, und der preussische
Konsul in Berüt, We b e r , tra t mit zwei Ändern in die
Höhle auf eine weite Strecke. Wenige Tage nachher wollte
er den Besuch, diesmal mit Lichtern, wiederholen; allein der
Eingang war zugemacht, nachdem die Moslemin vernommen
hatten, dass Franken in die Höhle getreten seien 627. Die
Wiederauffindung der Höhle im J. 1852 oder 1853 ist so
natürlieh als eigenthümlich. Der Hund des „Entdeckers”
scharrte unter der Stadtmauer, dieser fand, dadurch aufmerksam
geworden, eine Öffnung, erweiterte diese und kam
in — die Baumwollhöhle 628.
Man darf indessen nicht glauben,- dass es ausser der
Baumwollhöhle in dem unterirdischen Jerusalem keine andere,
zur Zeit nicht bekannte oder besuchte, Höhlen mehr
gebe. Wahrscheinlich werden solche auf oder unter Zion, gewiss
im Nord westbezirke der Stadt aufgefunden werden 629.
Ringmauern, Gassen.
Ich verwendete nicht wenig Mühe, um über den Bau der
gegenwärtigen Mauern mehr Aufschluss zu erhalten und zu
ertheilen. Es ergab sich, dass derselbe nach den Inschriften
in'die Jahre 1536, 1537 und 1539 fiel 630. Das scheint für.
die Meisten ins Wasser geschrieben, und selbst ein Mann,
der für Andere in vielfacher Beziehung so belehrend war,
nahm darauf keine Rücksicht, und wiederholte mühelos lieber
wieder den frühem Irrthum, dass die Ringmauern 1542 gebaut
wurden 63 ’. Dem Flügelmanne werden sich fortan wieder
Viele in diesem Irrthum anschliessen 632
Weil die Gassen im untern Nordwestbezirke der Stadt
immer noch nicht mit der wünschbaren Genauigkeit und
Vollständigkeit aufgenommen worden sind, so entschloss ich
mich, dieses Stück der Stadt frisch zu vermessen, und ich
liefere es umstehend nach, ohne irgend einen Namen, weil sich
jeder Beschauer leicht zu recht finden kann, wenn er den von
v an de Velde und von mir herausgegebenen Plan vergleicht
oder gleichsam in Dolmetschereigenschaft redend einführt.
Da der Übergang der Häret et-Tekieh über den El-Wad
zum Haram esch-Scherif verschieden aufgefasst wurde, und
bei Beurtheilung älterer Schriftstellen so oder anders entscheidend
ist, so wollte ich ihn noch einmal genau besehen.
Die Häret et-Tekieh geht, nach dieser meiner neuen Untersuchung,
den Wäd durchkreuzend, g e r a d e ü b e r zu einer
Gasse im Haram esch-Scherif, so dass ein vollkommenes Kreuz
gebildet wird; nur ist jene entschieden breiter, dass sie südlich
und nördlich über die Haramgasse hinausrückt. Seit
1846 gab es übrigens hier und da eine Veränderung, z. B.
südlich in der Nähe des Klosters St. Salvator. Die Gasse
gleich nördlich vom Zionsthore, die ich als blind hinzeichnete,
ist auch jetzt noch so, mit der einzigen Veränderung,
dass sie im S. ein Eingangsthor hat. Man wird demnach
die Gasse jetzt leicht als solche übersehen. Am Nordende