zusammenzufassen. Flöhe und Lause vor Aller Augen zu
fangen, wobei etwas stark gelüftet wird, hält man gar nicht
für unschicklich. Man erinnert sich auch, dass man unbedenklich
an die Wände spuckt. Beim Aufstossen nimmt
man nicht die mindeste Rücksicht; man rülpset einem sogar
ins Gesicht. Ohne sich irgend Skrupel daraus zu machen,
schneuzt- man mit der Hand, und mit den gleichen, nicht
immer gewaschenen Fingern langt man gesellschaftsweise
die Speise aus dem Napfe oder der Schüssel heraus. Hingegen
wird ein flatus fast nie gehört. Auch ist die Ernährungsweise,
bei der , zugleich unter dem Einfluss des wär-
mern Klima, mit den Entleerungen dunklere Galle ahgeht
als bei uns, allerdings geeignet, der übermässigen Gaserzeugung
vorzubauen. Nach dem Essen wäscht man fleissig
Hände und Mund, wobei man ausspuckt.
Mittwoch, 2. Dezember. Wenn man bei etwas harter
Lage so viel Müsse hat, manches abzulauschen und die Gedanken
auszuspinnen, so wundere man sich nicht, dass ich
heute zum Theile neue nächtliche Beobachtungen aufzeichne.
Weil jetzt die Oliven grossentheils unter Dach gebracht
sind, so kommt auch die Ölmühle in Gang, und wenn sie
einmal im Betriebe ist, so wird der Ölkelter Tag und Nacht
keine Ruhe gelassen. Das Geräusch oder Geschnarre der
Ölmühle und der Mahnruf des Ölmüllers wechselten mit
dem etwas unmelodischen Tone eines keuchhustenden Kindes.
Gegen Morgen hörte ich dann wieder die Handmühle der
dazu singenden Frau Müllerin und Bäckerin und später das
Pipeln der Küchlein und das Glucken ihrer Mutter. Weniger
angenehm für das Ohr war das Sausen des Windes und der
Knall des Donners, obschon der Umschlag des Wetters leicht
erwartet werden konnte, wenn man gestern Abend die finstere
Runzelstirne des Himmels aufmerksam betrachtete. Da
leerten aber auch die Wolken in echt orientalischer Manier
aus, und Gibeon wurde in nasse Nebelgespenster gehüllt, und
der Wind jagte mit Kraft und Muth den Regen daher, als
wenn dieser nicht eilig genug auf die ihm dankbare Erde
niederfallen könne. Das ist ein wahrer Jubeltag für die
Bauern, und die Schalmei erklingt wieder freudig in das
Plätschern der Regengüsse; aber ich — wurde etwas eingesperrt
und hoffe auf einigen Nachlass. Ich darf übrigens
mit der Witterung in hohem Grade zufrieden sein. Die
schlechte fing erst an, als meine Fussreise dem Ziele ganz
nahe war. Ein früherer Unterbruch der guten Witterung würde
alles ungemein erschwert haben, und einiges mir gar nicht
geglückt sein. Zudem begleitete mich auf der ganzen Fuss-
wanderung die vollkommenste Gesundheit, während sommerliche
Wärme herrschte, und nur drängt es mich zur Klage,
dass ich zu oft für Löschung des Durstes sorgen musste.
Wie würde ich erst im Sommer gelitten haben, wenn ich
auch nur die Morgen und Abende zum Wandern ausgewählt
hätte! Die Strecken, die ich, mit Ausnahme der von Bethlehem
über Fäghor und El-Chadher nach Bet Dschäla und
derjenigen von Sarah nach Ed-Dschib, zurücklegte, waren
so kurz oder so wenig anstrengend, dass keine Ermüdung
erfolgte, und dass es je nach dem Eintreffen am Orte der
Bestimmung mich keine Resignazion kostete, die auf das
Tagebuch wartende Bleifeder zu ergreifen.
Wenn man sich zu Hause so manches von der morgenländischen
Gastfreundschaft träumt, so habe ich auch später
von dieser Freundschaft sehr wenig erfahren. Nur in dem
Chan von Bet Nettif und Sarah, wo mir die gewöhnlichen
Speisen der Araber schmeckten, entlockt sie mir den Dank.
Da wird zu seiner Zeit des Abends die Speise den Fremden
vorgesetzt, und alle machen sich darüber her. Am besten
kommt derjenige weg, der am meisten fischen und schlucken
kann. Einmal war ein Beduine mein Mahlgenosse, der
auch tapfer zugriff. Indessen lässt man in dem Chan ein
kleines Geschenk zurück, wie wir von Ramleh her wissen.
Sei es, dass mein Dolmetscher sein Interesse zu gut zu
wahren wusste, oder dass die Forderungen der Bauern das
Mass überstiegen, ich musste für die Herberge mit so wenig
Bequemlichkeit ungefähr so viel oder eher noch mehr bezahlen,
als wäre ich in einem europäischen Bauernwirths-
hause gewesen. Das Brot kostete zweimal so viel als in
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