Meeresstille die Zufahrt nicht allzu sehr Besorgnisse ein-
flössend. Die Stadt zählte viele Einwohner, die, bis auf die
kleinsten, vom ägyptischen Sultan Unterstützung erhielten137.
Auch im Besitze der Christen galt das einstige Bollwerk des
Islam als ungemein gross und schön; des Handels willen
strömten dahin die Leute von allen Seiten her in Menge,
wegen der Nachbarschaft Ägyptens l38. E s . konnte nicht
fehlen, dass der kirchliche Sinn der Kreuzzügler sich auch
hier offenbarte. Die Hauptmoschee, eine wahre Pracht, verwandelten
sie in eine Kirche zu Ehren des Apostels Paulus ,3°.
Eine andere Kirche hiess St. Maria 14°. In Askalon waren
auch die Heiligen Kosmas und Damianos bewahrt 14'. Wenige
Tage nach der Eroberung der Stadt nahm der Patriarch
darauf Bedacht, eine Anzahl Chorherren dort unterzubringen,
denen er gewisse Prabenden anwies, und erwählte auch einen
Chorherrn der Kirche des heil. Grabes zum Bischöfe; allein
Ger ald, Bischof von Bethlehem, erhob sich dagegen klagend,
mit dem Erfolge, dass Askalon später unter seinen Sprengel
kam 142 Wenn auch begreiflicherweise Askalon eine christliche
Grundfarbe bekam, so herrschte gleichwol, im Interesse
der Bevölkerung und zumal ihres Handels, keine engherzige
Ausschliesslichkeit; denn es wurde überliefert, dass da lebten
in der Stadt zweihundert mehr oder minder gelehrte Juden
unter dem Vorstände von Zamah, Aaron und Salomo, auch
etwa.vierzig einfache Bihelausleger und gegen dreihundert
Kuthäer oder Anhänger der samaritanischen Lehre l43. Im
J. 1177 schenkte Sibylla, Gräfin von Jope und Askalon, den
Johannitern den Mädchenthurm in der Stadt Askalon und
den unter ihm liegenden Garten, auch zwei andere in den
Stadtmauern zwischen diesem Thurm und der St. Mariakirche
gelegene Thürme, und noch einen vierten gegen das Meer
hin auf der ändern Seite des genannten Mädchenthurms 144.
Dieser ward noch 1217 als vorhanden gemeldet, und die Sage
mitgetheilt, dass der Mörtel zum Bau mit Blut gemischt
war I45.
Im J. 1187 ging Askalon an Salal i e d -Din verloren,
welcher die Mauern 1191 schleifte. Bald aber nahm der
König Ri c h a rd es wieder, und verwendete alle seine Anstrengungen
und einen ganzen Winter, um es in widerstandsfähigen
Zustand zu stellen, und 1192 wurde, von den
Christen selbst, laut Friedensvertrag die Festung neuerdings
geschleift 14°. 1217 war Askalon öde und verlassen 147. Im
vierzehnten Jahrhunderte fand sich in der Ummauerung Alles
zerstört. Neben Säulenresten und Ruinenhaufen ragte an einer
Stelle ein noch erhaltenes Mihräb, als der Theil einer Moschee,
hervor, und ein in diesen Trümmern einsam wohnender Eremit,
ein Sehech, hütete in der'Nordwestecke derselben das Heiligthum
eines Santü und bezeichnete an der Südseite jener
einstigen Moschee zwei Stellen, an denen man beim Nachgraben
Schätze finden würde l48. Dass die Sarazenen 1483
in dem sehr wehrlichen Askalon eine grosse Festung hatten 14°,
verdient keinen Glauben, obschon auch im siebenzehnten
Jahrhunderte gemeldet wurde, dass Askalon eine türkische
Garnison hatte 13°.
Nach der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts schilderte
man die Festigkeit der viele Granitsäulen einschliessenden Mauer
mit den Worten, dass die Steinquader mit einem aus Kalk
und Meeressand bestehenden Mörtel zusammengefügt war, der,
noch fester als Stein, der Zerstörung Widerstand leistete 15
Nächst am Gestade des Meeres zählte man an einem Orte
zweiundzwanzig dicke und lange, theils weisse, theils rothe
polirte Säulen, wovon etliche im Wasser, etliche im tiefen
Sande staken 152 Die beträchtlichsten Mauern, deren wundersame
Dicke einen der festesten Plätze ankündigte, fand man
an der Meeresseite; Trümmer der Ringmauer und Thürme
füllten den Graben. Noch sieben oder acht auf ihren Füssen
stehende Säulen deutete man für Reste eines Tempels 1S3.
Die Zerstörung schrieb man nicht nur Menschenhänden, sondern,
was glaubwürdig erscheint, auch Erdbeben zu 154. Später
schilderte man die Ruinen als grösser und schöner denn
anderwärts. Man erkannte in der sehr vortheilhaft auf erhöhtem
Erdreich gelegenen, eine Viertellieue langen und weit
minder breiten .Stadt den Kreis der Umsehanzung von grossen
Steinen; am Meeresgestade fielen die vielen Trümmer und