Übertrag 5348
2) Die preussischen Anstalten:
1 Pastor, 5 Diakonissen, 1 Schule, 25 deutsche
und 5 arab. Mitgl., 1 grosses Hospiz (100 jährl.) 700'
3) Die amerikanische Mission:
1 Missionar, Assistent, Dolmetscher, Schulen u. s. w.
17 Mitglieder . . . . . . 700
Totalsumme 6748
Das B r ü d e r h a u s liegt nicht mehr in der Nähe des
Damaskusthores, sondern ganz nahe westlich vom Katharinakloster,
also im Nord westen der Stadt. Hier wohnte ich
während meines letzten Aufenthaltes in der Heiligen. Das
Haus hat einiges Bemerkenswerthe. An einem unserer Zimmerhäuschen
liest inan die Inschrift: Jesus, Maria, Joseph.
8. Antonius de Padua anno Domini 1759 • im Hause gegenüber:
In nomine Domini Jesu Christi anno Domini 1722.
Noch jetzt ist letzteres im Besitze der Lateiner, und ersteres
wurde von diesen abgetreten. Durch solche Inschriften
suchten sich dieselben das Streitigmachen des Besitzes zu
verunmöglichen. Der obere Hof unseres Hauses ist die
Decke eines Zimmers, welches zu einem ändern Hause gehört.
Nun findet sich im Hofe oder in dessen Boden eine
Lichtöffnung für das Zimmer. Der Bewohner des letztem
hat das Recht, das Fenster offen zu halten, welches mit
einem pyramidenförmigen Dächlein von Bretern bedeckt wird.
Abends, oder wenn Regen eintritt, nimmt der Zimmerbewohner
den Stock und stösst damit, vom Zimmer aus, das Dächlein
über das Fenster. In jenem Nachbarbause, unten im Hofe,
sieht man eine Säule, welche ein Gewölbe trägt. Der untere
Theil des Säulenschaftes, 4-|' im Umfange, so wie der Fuss
ist von Marmor und sehr alt, hingegen der obere Theil des
Zylinders, wie der roh gearbeitete korinthische Knauf von
Kalkstein und ziemlich neu, wahrscheinlich aus dem J. 1722.
Mit Einsicht haben, wahrscheinlich, die Franziskaner das
Alte erhalten und Neues aufgeflickt. Säulenreste gibt es
übrigens zu- Jerusalem in grösser Menge. Wer eine Chronik
der lateinischen Gemeinde im Lapidarstyl haben möchte,
der darf nur von Haus zu Haus der Lateiner gehen, um
die Jahreszahlen chronologisch zusammenzustellen. Das
Brüderhaus wurde zu meiner Zeit eigentlich nur von einem
Sachsen, S a a lm ü l l e r , bewohnt, der 1858 nach Habesch
reiste. In der letzten Zeit war bei uns auch der Schlossergeselle
Oswald Mehnert, aus Sachsen, der nämliche, welchen
Christ. Hoffmann und seine Jerusalemsfreunde unter die Informanden
für die Mission nach Palästina aufnahmen. Der
Hausvater, S c h n e l l e r , der fast alle Tage kam, blieb beinahe
immer in seinem Landhause über Nacht. Der Bediente
und Koch zugleich war ein Römisch-Katholischer aus Berüt.
Ausser Mehnert trieb Niemand ein Handwerk, sondern man war
mit einem Laden beschäftigt; die Waaren schickte Sp i t t l e r
etwa alle vier Wochen aus Basel, und das Auspacken gab
dann allemal viel zu thun. Dieser Laden entspricht den
Bedürfnissen; die Preise sind fix und nicht übersetzt. .Kaufmännische
Kenntniss besass der 1857 verstorbene Le pp,
und so war jetzt der Zustand ein mehr oder minder provisorischer.
Erst wenige Tage vor meiner Abreise langte wieder
ein Kaufmann, ein bekehrter Jude, Schwager des auf Zion
wohnenden Heffter, Namens L öwe n t h a l , bestimmt für das
Brüderhaus, an, der aber zur Zeit darin weder wohnte, noch
etwas angriff. Später jedoch richtete er einen schönen Laden
mit einem reichen Lager unter der Firma C. F. Spittler ein,
und unter ihm besorgte Metzler einen Laden in Jäfa. Der Einfluss
des Hauses auf die arabische Bevölkerung schien mir sehr
gering, so wolthätig das Beispiel schlichter, durchaus braver
Leute wirken könnte. Es fehlt eine Hausfrau. Die Protestanten
sollten nirgends wirthschaften wie die Franziskaner715.
Es wäre interessant, einmal den finanziellen Zustand des
Hauses kennen zu lernen.
Es wurde schon angedeutet, dass im J. 1858 ein r u s s i s
c h e r Bi s c h o f , Ky r i l l o s , in Jerusalem 'einzog. Die
Einsetzung eines solchen erregte lebhafte Bewegung sowol
unter der christlichen als mohammedanischen Bevölkerung.
Die in Jerusalem residirenden Konsuln der europäischen
Mächte, die griechisch-orthodoxen Bischöfe, der armenisch