1857 wurde ich mii einer beachtenswerthen Schrift des Belgiers
Baron de Ho d y bekannt: Description des tombeaux
de Godefroid de Bouillon et des Rois latins de Jérusalem
(Bruxelles, H. Qbemaere, 1855. 8.), aus der ich ersah, dass
die Belgier ihrem Landsmanne Gottfried von Bouillon und
den latinischen Königen von Jerusalem nicht wenig Aufmerksamkeit
schenken. Insbesondere war der Baron de
Ho d y beflissen, Grab und Grabmal dieser Herrscher genauer
zu ermitteln. Anstände, die in seinem Buche dargelegt
sind, veranlassten mich, die fraglichen Gräber einer
nochmaligen Untersuchung an Ort und Stelle zu unterwerfen,
und namentlich auch Messungen anzustellen, auf dass endlich
die Sache zum Abschlüsse gebracht werden möge. Nach
der Lesung einer Masse von Schriften sah der genannte
Schriftsteller in einigen Dingen doch nicht ins Klare. Dazu
trug indess auch wesentlich' bei, dass er das geschichtlich
thatsächliche Verhältniss, den seit 1808 entstandênen An-
stoss oder den neuen Treppenbau an der Westseite der
Adamskapelle, nicht gehörig würdigte. Ich hoffe auch insbesondere
den Belgiern einen Dienst zu erweisen, wenn ich
den Gegenstand frisch aufnehme und noch gründlicher zu
behandeln suche.
An der Façade der Grabkirche sieht man bekanntlich
zwei Thüren neben einander, wovon die Ostthüre verhaut
oder durch Mauerwerk verschlossen ist. Niemanden
kann es einfallen, zu behaupten, dass letztere nicht frei in
den Tempel führte; nun aber verhält sich die Sache anders.
Misst man i n n e n von der Öffnung (Ostseite) der Westthüre
in gerader Linie ostwärts bis zum Punkte, der mit der Westseite
der gedachten Treppe oder mit dem neuen Eingang in
die Adamskapelle einen rechten Winkel bildet, so beträgt
die Entfernung 10-|' (Par.). Misst man ebenso viel ausser
d e r. Kirche vom gleichen Punkte an gegen Ost, so gelangt
man damit (10£') zur Mitte des Ostthores. Vom neuen Eingang
in jene Kapelle bis zu der Süd- und Nordbank, was
die Mauerdicke ausmacht, beträgt der Abstand nur 1 ' 9".
Überträgt man das ausserhalb der Kirche erhaltene Mass
von der Ostkante der Westthüröflfnung bis über die dritte
Säule des östlichen Säulenbüschels neben der Ostthüre —
dahin, wo die glatte Quadermauer der Façade ostwärts beginnt,
nämlich das Mass von 18' 9", so gelangt man damit innerhalb
auf der südlichen oder nördlichen Mauerhank beinahe
bis ans Ostende, so dass dieselbe nur noch 1£ ' weiter gegen
Ost sich hindehnt, und zwar gerade dahin, wo ein älterer
Bau, ein Bogen oder der ältere Eingang vor 1810, anfängt,
was man besonders auch aussen, an der Nordwand der
Adamskapelle gewahrt. Also entsprechen die Ostthüre der
Façade des Tempels und der ältere innere Bau, zunächst
der Adamskapelle, einander vollkommen, aber auch noth-
wendig. Die Bank, die an der Süd-, wie die an der Nordwand
des Vor- oder Treppengebäudes, bedeckt mit einer
etwa ein paar Zoll an der Seite hervorragenden Steinplatte
und mit einem Schilfteppiche zum Sitzen, vielleicht auch
des Nachts zum Liegen, rohe Arbeit, ist von W. nach 0. 7'
lang, 16" 9'" breit und 1 ' 8 " hoch über dem Boden, und
die Bänke sind direkte Süd-Nord 6 ' 5" (engl.) von einander
entfernt. Allerdings finden sie sich genau an der Stätte, wo
die alten fränkischen Fürstengräber waren. Man darf ja
nicht vergessen, dass diese nicht in der alten Adamskapelle,
sondern im Westen gleich ausserhalb lagen; höchstens rückten
sie etwa 1 ' weit in die Kapelle hinein. Weil ein zuverlässigerer
Grundriss der Kapelle mit den die Gräber bezeichnenden
1 Eingang in die Grabkirche.
2 Innere Treppe auf Golgatha.
3 Südliche Bank an der Stätte
des Grabes von Gottfried von
Bouillon.
4 Nördliche Bank an der Stätte
des Grabes von Balduin I.
5 Adamskapelle.
6 Gemach des griechischen Tempelhüters.
7 Keller.
8 Kapelle der Maria Aegyptiaca.
9 Äussere Treppe in die Kapelle
Mariens auf Golgatha (nach
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