und einer lichtem Anschauung angehaucht. Die Geschichte
dieser Anstalt führt durch manchen Nebel und Sturm bis
zur freundlichen Sonne. Sie wurde 1856 von einer edlen
Frau, E l i s a Herz, Wittwe Simons von Läme l , gestiftet.
Der Verwirklichung der Idee aber, zu welchem Ende der
Dichter und Arzt L. A. F r a n k l nach Jerusalem geschickt
wurde, stellte Stockblindheit oder das Stockjudenthum unglaubliche
Hindernisse in den Weg, als würde durch die angestrebte
Schuleinrichtung der Rechtgläubigkeit oder der
treuen Anhänglichkeit an die Urväter nur eine Falle gelegt
oder eine Übergangsbrücke zum Christenthum gebaut, während
doch die Absicht deutlich und klar durchschaute, dass
man nicht bloss Jugendbildung pflanzen und die wirksamsten
Mittel gegen die Faulheit und den Schlendrian und die Ar-
muth in Anwendung bringen wollte, sondern dass man auch
darauf ausging, durch Konkurrenz manches jüdische Schäflein
aus den für den jüdischen Glauben gefährlichen Christenschulen
an sich zu ziehen. Am 29. Brachmonat 1856 fand
denn endlich die Einweihung der Unterrichtsanstalt durch
Dr. F r a n k l , in Gegenwart des Pascha von Jerusalem, der
Konsuln von Österreich, Frankreich, England, Spanien, des
Chacham Baschi und zahlreicher Gäste, statt, und Psalmen
wechselten mit dem österreichischen Volksliede und einem
Gebete für den Sultan in hebräischer Sprache. Die Anstalt
wurde unter den Schutz der österreichischen Regierung gestellt,
und zwölf Kinder österreichischer Unterthanen, sieben
Rajah und ein Franzose aufgenommen; zwanzig Knaben erhielten
als -Externe Zutritt; an fünfzig Kinder mussten zurückgewiesen
werden 757. Der von der Elisa Herz hergeschossene
Geldstock beträgt 50,000 Gulden in Silber, und
die jährlichen Ausgaben belaufen sich auf etwa 20,000
Piaster.
Eine sehr beachtenswerthe, von Al b e r t Cohn ins Leben
gerufene 758, Stiftung ist- die Handwerkerschule unter der
Protekzion von M. de Ro th s c h i ld , Sohn. Sechszig Zöglingen
wird unentgeltlich ein Handwerk gelehrt; sie erhalten
zugleich eine monatliche Unterstützung von 60 Piastern.
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Auch wird ihnen täglich eine Stunde Religionsunterricht er-
theilt. Unter den Lehrlingen gibt es Schneider, Schuhster,
Klempner, Gold- und Silberarbeiter, Schlösser, Buchbinder,
Uhrmacher und Apotheker. Als man 1856 der Schule, in
der man die Bibel übersetzen lernte, einen Besuch machte,
fand man die dreissig aschkenäsischen und sepharedischen
Knaben in zwei Stuben getrennt und unter ihnen drei Bräutigame.
Die gleichzeitig gegründete Mädchenschule, in der hebräisch
lesen und beten, so wie auch stricken gelehrt wurde,
wär 1856 im Zustande der Verwelkung. Keinen erfreulichem
Anblick bot die durch Mose s Mo n t e f i o r e gegründete Arbeitschule
für Mädchen in einem Hause dar, dessen Mieth-
zins für drei Jahre 18,000 Piaster betrug, und wo für Reparaturen
und Akzidenzien noch 8000 Piaster verwendet worden
waren 759. Ich kann nicht sagen, ob diese Schulen noch fort-
bestehen.
W olthätigkeitsanstalten.
Was für ein Unterschied zwischen dem Jahr 1885, als
ich Jerusalem zum ersten Mal besuchte, und dem J. 1857!
Damals wären die Wolthätigkeitsanstalten an dep Fingern
einer Hand zu zählen gewesen, und jetzt gibt es so viel.
Die Engländer in ihrem Eifer für Bekehrung der Juden
gaben den Anstoss, und der Wetteifer und theilweise der
Zelotismus anderer Konfessionen und Nazionen schuf neue
Anstalten nach, ein Zelotismus, welcher hin und wieder in
Bekehrungssucht ausschlägt. Darf man es aussprechen, dass
man die Entstehung so schöner Anstalten der friedlichen
Spannung, dem verhaltenen Kampfe zwischen den verschiedenen
Glaubensbrüdern zu verdanken hat? Man muss wol
die bewegende Kraft aufsuchen, ehe man das Geschaffene
beschreibt.
Das f r a n z ö s i s c h e Ho s p i t a l der römischen Katholiken
oder das lateinische Hospital vom heil. Joseph. Es
liegt links an der Gasse, wenn man die Akbet el-Ohadher
hinabgeht, unweit von der Wohnung des lateinischen Patriar