tritt 18" von der Mauer hervor; allein nicht mehr als 2 '
von seiner Höhe ist von ihm nun über dem Boden sichtbar,
nichts aber auf der Westseite, wohin man täglich Unrath
wirft. Von der Höhe des Pfeilers, wo der Bogen beginnt,
eben mit der entgegengesetzten Westseite, misst man nur
wenig mehr als 300', während die Distanz vom Boden des
Tempelplatzes bis eben hin zur entsprechenden Felswand des
Judenviertels 360' ausmacht80*. Beinahe allgemein hält
man s i c h e r diesen Bogenrest für einen Rest der Tempelbrücke,
an welcher bei der Einnahme Jerusalems durch
Titus parlamentirt wurde, während ich von der Ansicht nicht
abgehe, dass wir es hier mit einem Überbleibsel des alten
Aquäduktes zu thun haben. Die fragliche Brücke muss
weiter nördlich gesucht werden.
Die bekannte Inschrift: Tito Aelio Hadriano Antonino
etc. an der Stadtmauer, gleich über dem Fenstergitter unter
der Aksamoschee, fand auch ich — leicht. Der nicht grosse
Stein, welcher die Inschrift trägt, ist viereckig, ohne Fugen-
ränderung, und darum auch beachtenswerth, um auf Farbe
und Form der Steine überhaupt zu schliessen, mit denen
unter Al iu s H a d r i a n u s gebaut worden war.
Eine Reihe von Säulen östlich der Grabkirche hat man
seiner Zeit als ein Beweismittel für den Lauf der zweiten
Mauer benutzt. Diese so basirte Hypothese scheint übrigens
sich beinahe schon überlebt zu haben. Indessen verdienen
die Säulen vom sogenannten Gerichtsthore an bis 'zum Sük
el-Jassürah die, volle Würdigung. Der Säulenschaft in der
Kaffeeküche (Gerichtsthor) hat einen Umfang von 5 ' 8 ".
Ich muss aber bemerken, dass das Mass nicht ganz zuverlässig
ist, weil ich in der Küche nur den muthmasslich halben
Umfang messen konnte. Östlich der Grabkirche, siebentehalb
Schritte westlich von der Marktgasse entfernt, stehen im
Freien zwei Granitsäulen neben einander; ' mittagwärts
von der nördlichen steht die andere von 4 ' 4" Höhe, steckt
aber wie ihre Schwester im Schutte, und auch im Schutte
der türkischen Indolenz. Ach wie schmerzt es unsereinen,
dass es nicht vergönnt ist, bis zum Fusse hinab und auch
das Piedestal zu sehen! Der südliche Säulenschaft misst
im Umfange 5 ' 4"; er war jedoch im Zustande einigen Zerfalles.
Im Übrigen stehen diese Säulen mit der ändern in
der Kaffeeküche so ziemlich auf gleicher Linie Nord-Süd,
und ihr Umfang stimmt auch beinahe völlig überein. Von
jener Marktgasse (Sük es-Semäni) geht man, in der Richtung
gegen West oder die Gerbereien, 11 oder richtiger 10 Schritte,
und wenn man dann so gegen den Sük el-Lahem (die westliche
Reihe des Dreimarktes) südwärts rückt, so sieht man,
und zwar ehe man in diesen gelangt, in der 100 Schritte
betragenden Entfernung von der südlichen Säule östlich der
Grabkirche, auf der Ostseite der Gasse, wieder eine Säule,
aber eine verwitterte, etwas krumm dastehende und aus zwei
Fragmenten bestehende; 3 Schritte weiter gegen Süd einen
ebenso verwitterten Säulenschaft aufrecht; 8 Schritte noch
weiter gegen Süd und 16 Schritte nördlich vom Sük el-Lahem
in gleicher Linie einen Schaft aus zwei Stücken; 165 Schritte
ferner gegen Süd, im Markte selbst und zwar an der Nordseite
der südlichen Quergasse, die verbindend zum Gewürzmarkte
übergeht,- ein aufrecht stehendes Säulenstück803;
auch auf der Seite Zions, im Sük el-Jassürah, wo die Säulen
ziemlich viel Flickwerk verrathen, findet sich eine Säule,
welche jener an der Quergasse entspricht. Wir können
demnach eine lange Linie von Säulen verfolgen; denn man
darf 'wol behaupten, dass alle diese Säulen e i ne Reihe bilden800.
Weit mehr als der mit gelblichten, ungemein grossen,
harten, wie polirten, sicher im höhern Alterthume bearbeiteten
Steinplatten bedeckte Boden im Gewürzmarkte (mittlere
Reihe des Dreimarktes) steht die Reihe von Säulen dafür ein,
dass sie einst Bestandtheile einer weit schönem Markthalle
war, als wir heute eine vor uns haben. Die Geschichte erzählt
von Al ius H a d r i a n u s , dass er, nachdem er einen
Theil der Juden auf öffentlichem Markte verkauft hatte, zwei
Bäder, ein Theater, das Dreigewölbe, den vierfachen Brautsaal
und die zwölfthorige Burg erbaute 807. Vielleicht war das
Dreigewölbe ein Markt, der Typus des heutigen Dreigewölbes
oder Dreimarktes.