Er wurde einmal in der Woche gehalten, und die Kaufleute
von Ramleh besuchten denselben, um Baumwolle und andere
Waaren einzukaufen219. Lidd soll heute bevölkerter sein als
Ramleh. Griechen wohnen dort in geringer Anzahl, und besitzen
gleichwol eine Schule und kleine Kirche, wohin ich
über eine Mauer kletterte, um mich selbst von dem Dasein
zu überzeugen. Meinen Blick aber richtete ich vornehmlich
nach der Georgskirche im Südosten des Städtchens. Noch
heute staunt, tief ergriffen, der Christ diese Prachtruinen an.
Von der Kirche sieht man einen schönen Theil des Chors
gegen Ost. Um die Bauüberreste besser zu betrachten, ging
ich durch den geheiligten Vorplatz (haram) der Moschee.
Diesmal lpusste ich jedoch die Schuhe nicht ausziehen.
Griechische Christen besuchten eben die Überreste des Tempels
ihres grossen Heiligen. Den sehr hohen Chor ziert ein
sehr schönes Gesimse. Südlich daneben tritt eine Nische
für einen Seitenaltar zurück, wie bei Mär Juhanna in Ramleh.
Der Eingang dahin hat auf jeder Seite einen Eckpfeiler mit
einer Säule in der Mitte; es ist dieselbe von korinthischer
Ordnung und nicht ein Monolith, sondern besteht aus auf
einander gesetzten Steinen. Leicht erkennt man die nördliche
Nebennische,* obschon sie weit herab zertrümmert ist. Neben
jenem Altareingange erhielt sich noch eine hohe korinthische
Säule. Da weicht, breiter^ werdend, das Schilf gegen Mittag
ziemlich weit zurück, und man erblickt einen Spitzbogen,
ebenfalls mit einer hohen korinthischen Säule, an welchen
sich das ziemlich hohe Minaret im Südwesten lehnt. Die
Bausteine sind sehr gross, und so trotzen die Trümmer noch
lange dem Zahne der Zeit. Im Jahr 1419 war in der zerstörten
Stadt „Lidie” auch die Kirche grossentheils zerstört.
Ausser dem Hochaltar gab es einen ändern Altar, worauf
der römische Katholik in Gegenwart mehrerer andachtlosen
Sarazenen eine Messe lesen liess. Diese Altäre hatten die
Griechen inne, während die Mauren den grössten übrigen
Theil der Kirche im Besitze ha tten , und oben auf dem
Glockenthurme nach Mohammed schrieen 22°. Gegen drittehalb
Jahrhunderte später waren der Glockenthurm und einige
Stücke von der Chormauer übrig; ein ganz unter freiem Himmel
stehendej Altar diente den griechischen Mönchen zum
Messelesen, und jenen schied von einer kleinen Moschee nur
eine Mauer221. Eine Zeichnung aus dem Jahr 168-1 222 zeigt
auch, dass die Ruinen seither so ziemlich in dem gleichen
Zustande geblieben sind, so, dass sich heute noch ein Grundriss
entwerfen liesse. In der Mitte, gleich westlich von dem
Chorgewölbe, steht eine Art Ofen, den man El-Chadher
(Georg) nannte. Heute habe ich Schmerz genug empfunden
beim Anblicke christlicher Kirchen, von denen die eine dem
Zerfalle schleunig entgegen geht, und die andere bis auf einige
Trümmer verschwunden ist.
Ich begreife nach dem Eindrücke, den ich von Lydda
empfangen, kaum mehr, dass es von Seite der Franken sich
nicht eines zahlreichem Besuches erfreut. Auf dem Rückwege
westlich den Strasse nannte man mir den Brunnen
Hascheschieh. Ich traf auch einen Bauer mit einem Korbe
voll Kaktusfeigen (saber), und kaufte ihm für öinen Spott
einen Theil der Frucht ab. Ich gestehe, dass sie mir
schmeckte. In gegenwärtiger Zeit gewinnt man sie häufig.
Am Ende eines langen Steckens ist ein nagelförmiger' Stift,
einen Winkel bildend, befestigt. Damit sticht der Bauer oben
in die Frucht und schüttelt ein wenig; dann fällt sie herunter,
und man liest sie auf. Will man sie essen, so wird
oben und unten eine Scheibe weggeschnitten, darauf der
Länge nach zwei Parallelschnitte gemacht, und so ein Stück
Rinde abgetrennt, wodann man ohne Schwierigkeit die übrige
Rinde ablösen kann. Darauf nimmt man die ganze Frucht
in den Mund. Also sah ich es auch bei Ändern auf dem
Markt. Selbst armen Kindern ist diese Frucht des niedrigen
Preises wegen zugänglich. 1419 zeigte man rechts (östlich)
nahe am Wege einen Feigenbaum, einen von denen Pharao
s223. Eine andere Frucht, die des Dombaumes (rhamnus
napöca) schlugen die Knaben herunter oder pflückten sie.
Einer bot mir sie gar freundlich. Sie ist so gross wie eine
kleine Kirsche, sieht aber einem Apfel gleich, und schmeckt
auch angenehm danach. Der Kern ist jedoch so gross,