je einer Seitennische für ein paar Nebenaltäre. In den Altären
erkennen wir das sinnbildliche Drei. Zwei von Ost nach West
gezogene Reihen von Pfeilern, die aus gekuppelten Säulen
korinthischer Ordnung bestehen und den Raum in drei. Schiffe
theilen, stützen das Dach, welches der Länge nach gewölbt
erscheint. Alles im Innern, selbst die Pfeiler nicht ausgenommen,
ist jetzt weiss übertüncht, und Einiges von den Mohammedanern
verpfuscht. Die Übertünchung und Verpfuschung
wurde so weit getrieben, dass ich keine einzige Spur von
einem christlichen Zeichen, wie Kreuz oder Heiligen, mehr
entdecken konnte. Der Boden war mit'Strohteppichen überdeckt,
und innerhalb der Moschee und rechts am Eingänge,
der an der Nordseite derselben in einen Hof (haram) hinaussieht,
hockte ein Mohammedaner schreibend; sonst erblickte
ich in dem Tempel keinen Menschen. Der Baustyl hat im
Allgemeinen einige Ähnlichkeit mit dem der Grabkirche in
Jerusalem, nur dass der letztere Bau viel sorgfältiger ausgeführt
ist. Der Haupteingang war aber nicht auf der Nord-,
sondern auf der Westseite, gleich südlich neben dem Glocken-
thurme, welchen man nicht allein von der nahen Süd-Nord-
gasse aus, sondern auch ganz gut vom Dache des Chans
sieht. Und es ist dieser Theil der schönste des ganzen Gebäudes
und erinnert noch lebhafter an die Grabkirche in Jerusalem.
Das Portal, harmonirend mit dem ändern, ist im Spitzbogenstyl
erbaut. Mehrere Säulen tragen den Bogen, der aussen
(Westseite) einen Halbkranz von vielen kleinen Rundstäben
(Rippen) h a t — Alles von schönem weissen Marmor. Nunmehr
ist der Eingang zugemauert und verlassen. An einem
Balken der zugemauerten Thüre liest man eine arabische Inschrift.
‘Das Ganze, aussen betrachtet, stellt, weil es so sehr
vernachlässigt wird, nicht besonders viel vor. Die Dachung
ist eine doppelte, wie bei der Annakirche in Jerusalem; nur
bildet in Ramleh die obere Dachung ein langes Gewölbe213.
Diese Hauptmoschee der Stadt heisst Dschäma el-kebir (grosse
Moschee) zum Unterschiede von der Dschäma el-äbiädd
(weisse Moschee) im Westen 214. Die Kirche ist alt und wahrscheinlich
ein Werk der Kreuzfahrer. Die Christen nannten
sie Johanneskirche213; mit welchem Recht, ist nicht bewiesen.
Als ich einem Frater des Klosters von meinem Besuche erzählte,
gerieth er in eine etwas aufgeregte Stimmung, und
nicht minder dienstbeflissen als wolwollend hielt er mir das
Axiom vor, dass der Besuch der Moschee mit Exkommunika-
zion bestraft werde. Das wäre denn freilich sehr schlimm
für mich, wie männiglich einsieht, der nicht ein Welscher
oder Spaniol ist. Statt seelenruhig und seelenvergnügt zu
schweigen, hätte ich allerdings keck erwidern können: „Der
römische Papst hat mir nichts zu befehlen; ich bin ein freier
Mann.” Der Moscheebesuch ist sonst in der That den Christen
untersagt210, weswegen die Beschreibungen bisher ungemein
dürftig ausfielen, und ich die Lücke durch eine umständliche
Darstellung ausfüllte.
Nachmittags schickte ich mich an, Lydda zu sehen. Die
Araber sprechen hier das Wort L id d 217 aus. Ein junger,
gesprächiger, heiterer Moslem war mein Führer. 1 U. 33 Min.
verliess ich Er-Ramleh zu Fuss. 1 U. 56 Min. tra f ich zur
Linken den nicht unansehnlichen Brunnen Bir es-Sebak, der
aber trocken dastand. Man erblickte östlich im Gebirge
Dschimsö (Gimso) Fellähin. Die Zugabe zu Dschimsö befremdet;
es soll wahrscheinlich nichts anders b'edeuten, als
dass das Dorf nicht von Beduinen, sondern von Bauern festen
Sitzes bewohnt wird. Minder räthselhaft bleibt mir jetzt das
Fellähin, welches mir auf dem Wege von Jäfa nach Er-Ramleh
bezeichnet wurde. 2 U. 14 Min. war ich beim Weli Schech
Abd er-Rahman218, das zu meiner Rechten oder östlich der
Strasse lag. 2 U. 19 Min. war das von Ölbäumen umgebene
Li d d eingeholt. Die Entfernung von Ramleh beträgt mithin
Dreiviertelstunden. Das Städtchen ist weit mehr und freundlicher
als ich mir vorstellte. Der Umfang mag etwa anderhalb
Viertelstunden betragen. Wenig tiefer als Ramleh, liegt
das Städtchen durchaus eben. Ein Brunnen und zwar eine
Sakieh heisst Mär Eliäs. Im nicht unfreundlichen Bäsär wird
man weit minder vom Schmutze abgestossen als in der
Schwesterstadt. Nach der Mitte des vorletzten Jahrhunderts '
rühmte man den Markt des sonst elenden Dorfes als ansehnlich.