Rosenthal als einen Mann ohne Karakter, weswegen der
Bischof Go b a t und seine Freunde gegen diese Wahl am
16. Oktober 1857 Verwahrung einlegten. Finn händigte
diese dem provisorischen Vizekonsul der Königin von Grossbritannien
ein, der sie als Klagelibell benutzte. Daher lud
jener den Bischof vor, der aber nicht erschien. Der Konsul
that darauf (1858) den englischen Prälaten in Stadtbann,
welcher jedoch durch das englische Ministerium bald aufgehoben
wurde. Simeon Rosenthal ging es noch schlimmer.
Er war preussischer Unterthan. Schon hatte er die Anklage
zurückgezogen, dies aber dem englischen Konsul nicht kund
gegeben, als der preussische Konsul ihn zu sich beschied;
den Weigernden brachte der Kawass. Jetzt wollte er sich
mit nichten verantworten, was zur Folge hatte, dass der
preussische Beamtete gar so handum fussum ihn in Verwahrsam
bringen und erst gegen Stellung einer Kauzion
frei liess. Rosenthal in seiner Doppelnatur ist auch türkischer
Unterthan, und weit mehr als Finn und seine Genossen
hätte die türkische Regierung sich darüber zu beschweren
Ursache gehabt, dass der preussische Konsul einen ihrer
Unterthanen hinter Schloss und Riegel verwahrte. Hart
stösst es, dass die englische Regierung, gleich den Rechtsgelehrten
des Reichs, das Verfahren ihres Konsuls missbilligte
und dennoch den in Schulden steckenden Mann im Amte
beibehält, diesen Parteimann, welcher ohn’ alle Noth die
grossen Interessen des Protestantismus auf die Seite setzte712,
und gerade darum den Verdacht erregt, dass er, angehaucht
vom Puseyismus, jenem in seiner Lauterkeit und Echtheit nicht
am aufrichtigsten huldigt. Als ein namenloses Übel muss bezeichnet
werden, dass man bekehrtem Judengesindel so viel
Einfluss gestattet, ja durch dieses däs Christenthum beflecken
lässt, das man unter den Juden so rein ausbreiten möchte.
Am 8. Hornung 1851 siedelte sich auch eine amerikanische
Missionsfamilie (the American Christian Mission der Church
Missionary Society) in Jerusalem an. Nach einem Aufenthalte
von etwa viertehalb Jahren wurde für zweckdienlich
erachtet, die Arbeiten zu unterbrechen; allein bald wurden
sie, und zwar in weit grösserem Umfange, wieder aufgenommen.
Arme, verblendete Juden und umnachtete Heiden
wurden, wie man berichtete, zur Erkenntniss der Wahrheit
geführt, in allem achtundzwanzig, 1853 allein elf. Man vertheilte
unentgeltlich Arzneien an bedürftige Kranke,, drei
Tage in der Woche. Man betrachtete das Mitwirken eines
Arztes als wichtig, weil es die Zugänglichkeit zu allen Klassen
begünstigt. In Bethlehem hatte man eine Zeit lang Tag für
Tag hundert bis hundertundfünfzig Pazienten. Die hervorragendste
Person der Mission ist der medizinische Missionar
der Baptistenkirche in Amerika, Dr. B a r c l a y 713.
Die Ausgaben der Protestanten für öffentliche Zwecke in
Jerusalem vertheilen sich in Pfund Sterling, wie folgt:
1) Die bischöfliche Gesellschaft für die Juden:
Der Bischof (Samuel Gobat) . . . . 1455
1 Kaplan 300, Küster 40, Diversa für die Kirche
28 . . . . r . . . 368
4 Missionarien, Assistenten, Schriftvorleser 702,
Schulen für jüdische Kinder 178, Gehalt und
Auslagen des Baumeisters 281, Ankauf, Verzinsung
und Ausbesserung der Missionsgebäude
230 1391
1 Lager von Bibeln und Traktaten . . . 80
Aufseher des Industriehauses 100, jährliche Ausgaben
für Unterhaltung der Anstalt, einschliesslich
Kost, Kleidung und 3 bis 8 Piaster wöchentliches
Taschengeld für jeden Lehrling 345 445
Arbeitsanstalt für Mädchen, 3 Lehrer, 50 Jüdinnen
. . . . . . . . 129
Hospital: Gehalt und Kostentschädigung für den
Arzt, Wundarzt, Apotheker u. s. f. 421, Miethe
und Pachtzins 202, Wartgeld des Dolmetschers
und der Diener 104, Haushalt, G e r ä tschaften
und Kleidung 431, Auslagen für Arzneien
oder die Apotheke 70 . . . . 1230 714
Schrift- und Kassaführer . . . . 250
Zusammen 5348