lieh auf Wirthshausfuss eingerichteten Hospiz der Franziskaner
und dem Wirtlishause von Platner besteht, dass man
dort Alles stumm entgegenzunehmen hat, was geboten wird,
während man hier verlangen kann, und dass man dort ein
angemessenes Geschenk zurücklässt, während hier, freilich
im Betrag höher, der Wirth die Zeche macht.
Das Zufussgehen nach Ramleh, wie ich mir fest vorgenommen,
erregte im Hospiz wie anderwärts nicht geringes
Befremden; nur lumpige und schmutzige Handwerkshurschen,
verkommene Tröpfe wandeln per pedes. Apostolorum. Diese
Apostelfüsse werden daher im Lande der Apostel nicht sehr
hoch geschätzt. Ein Grund, der mich zur Fussreise antrieb,
lag dann ausser der Sphäre des Gewöhnlichen. Das linke
Knie tha t mir immer ziemlich weh, wenn ich es beim Reiten
stark bog und anstrengte, und gerade gestern langte ich
viertelgekreuzigt in Jäfa an. Ich kannte den Dienstwerth
meiner Füsse und wusste, dass er sich wenigstens bis Ramleh
bewähren werde. Die Ursache, warum die Jäfaer so selten
weiter hinauskommen, kann ich mir jetzt theilweise oder ganz
erklären. Die Strasse ist auf eine Strecke, ob auch keine
lange, ziemlich tief mit Sand bedeckt. Da scheuen so verweichlichte,
so wenig kräftige Männlein ein weiteres Sichhin-
auswagen. In ei nem Tage wäre der Weg von Jäfa nach Er-
Ramleh hin und her leicht zurückzulegen; aber nein, es mögen
sich noch manch’ andere junge Burschen, wie Selim Finan,
den Grenzen einer solchen Anstrengung nicht nähern.
1 U. 35 Min. reiste ich von Jäfa ab, man vergesse meine
Worte nicht: zu Fuss. Ich kann die Leichtfertigkeit, womit
der Eseltreiber das Gepäcke auflud, nicht mit Stillschweigen
übergehen. Ohne die Packstücke zu prüfen, legte er etwa
vier Fünftel des Gewichtes auf die eine und ein Fünftel auf
die andere Seite. Dies gab später natürlich Anlass, um dann
und wann nachzuhelfen, und wenigstens einigermassen das
Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Liebe zum Nichtsthun
h a t beim Palästiner zur Folge, dass er, ehe er etwas
verrichtet, es nicht ordentlich überlegt; denn Überlegung
kostet Anstrengung, die er von ganzem Herzen scheut. Dem
Durstigen darf ich die Notiz nicht vorenthalten, dass am
Ostsaume der Gärten von Jäfa, fünfunddreissig Minuten vom
Stadtthore, auf der Südseite der Strasse ein Brunnen ihm
zuwinkt.
Die Leute, welche sich uns anschlossen, erzeigten viel
Freundlichkeit, in der Art, dass, sie mich auf die Auswahl
besserer Pfade aufmerksam machten. Im Westen von Bet
Dedschan spaltet sich der Weg in einen Zweig, der ostwärts
gegen Lidd führt. Westlich von Serfend aus sah ich auf
einem Yorherge des Gebirgszuges Juda, nach der Angabe
Ibrähims, meines Eseltreibers, das Dorf Fellähm. In Serfend212
traf ich einen Brautzug mit rothem Baldachin. Der
Fussgang bereitete mir oft grosse Freude. Wenn man auf
dem Reitthiere immer beschäftigt, sogar besorgt sein muss,
dass es und unsereiner mit nicht stürze, und zwar nicht ins
himmlische Paradies, was übrigens Einigen so bald nicht ganz
erwünscht wäre, jedenfalls für sie nicht schlimm sein könnte,
sondern auf das nackte, harte Erdreich, wo es nicht mit
Sand oder Schlamm überpolstert erscheint, auf den Erdboden,
der, wie mein linkes Knie urkundlich bezeugen kann, für die
Leiden der Menschen kein Mitgefühl hat: so fühlte ich mich
als .Fussgänger zehnmal freier, und konnte mich dem Zuge
meiner Gedanken und Gefühle weit eher überlassen. Ach
die Freiheit, wie sie den Menschen hebt und stärkt und beseligt!
Ingleichen stiess mir als Fussgänger noch insbesondere
auf, dass die Frauen sich weniger verhüllten. Ich bemerkte
nicht iihle Gesichtsbildungen, aber in störender Weise
eine weissgelbe Hautfarbe, die schier anekelt. Die Frauen
hatten Recht; einem unscheinbaren Nachforscher, wie ich hin,
darf man herzhaft das Gesicht zeigen; er sagt ja -e- nichts aus.
5 U. 25 Min. langte ich in E r - R am l e h an, nicht eigentlich
müde, wol im Schweisse des Angesichtes und mit etwas
wehen Füssen, jedenfalls besser daran als gestern auf dem
Pferdesattel. Zu den gequälten Füssen schreibe ich einen
kurzen, hoffentlich gründlichen, Kommentar. Tch trug morgenländische,
rothe, einsohlige, wie eine Wiegenkufe vorne
aufstehende, spitzige Schuhe (surmaieh). Da sie etwas zu
Tobler, Palästina. 5