in die unbekannt gebliebene Welt hinabzusteigen; allein auf
Umweg nach Ost (24' weit) und dann umlenkend nach
West gelangt man leicht zu der so viel vorspiegelnden Stelle,
wo nichts als Felsenpfeiler dem Auge so Grossartiges ver-
hiessen. Von hier führen 50' gegen SO. (0.20°S.).bis zum
Ende. Obschon der Boden sehr uneben ist, so kann man
doch mit einiger Anstrengung fast überall gut durchkommen.
Natürlich auch sorgten dafür die Steinbrecher, indem sie
hier und da eine Art Treppen anbrachten.
Was den eigentlichen Steinbruch anbetrifft, so verdient
etwa Folgendes am meisten Beachtung. Man hieb, in der
Mitte, durch und liess zu Tragung des Felsendaches Pfeiler
stehen, oder, an der Zirkumferenz, hieb man im Grundrisse
nach der abgelösten Steinform in der gegenseitigen Berührung
Zacken bildende Kurven aus; die Wand zwischen zwei
Kurven diente so ebenfalls als Stütze. An vielen Stellen sieht-
man sehr deutlich, dass Steine gebrochen wurden, dergestalt,
dass man selbst über die Art des Brechens ziemlich viel
Licht hat. Die Steine, meist von 5 bis 6 ' Länge und gegen
2 ' Breite, wurden von oben nach unten der Länge nach
weggehauen, und der Baum (Nuht) zwischen dem einen und
ändern Stein, welchen die Picke aushieb, beträgt 5'", 6 '" bis
4". Diese selbst oder das Hauwerkzeug des Steinbrechers
hatte, nach den zurückgelassenen deutlichen Spuren, unten
eine Breite von y2 bis Auf der Hinterseite konnte man
nichts auffinden, um sicher schliessen zu können, wie die
Steine weggebrochen wurden; denn ans Abhauen auf dieser
Seite darf man, wie sich deutlich zeigt, nicht denken. Kaum
möchte bestritten werden, dass in die Nuht (Hieb) ein Stück
Holz gelegt und dieses dann nass gemacht wurde, wodurch
es aufquoll, um das an den Seiten, wie oben und unten ab-
gehauene Felsstück wegzudrücken oder abzusprengen 02'.
Deutlich sieht man, dass immer nur an den Ecken (Bord)
die Steine weggebrochen und so der Eeihe nach fortgefahren
wurde. Also verhielt es sich auch, wenn es in die Tiefe
ging. Da wurden erst kleinere Steine ausgebrochen, ingleichen
an Ecken oder in Winkeln solche weggehauen, wenn
der Fels lange Stücke nach obigem Mass nicht mehr gab.
Deswegen trifft man viel angefangene Steine von 3 ' Länge
und 1^' Dicke und noch kleinere von 2 ' Länge und 1'
Dicke, dergleichen man an der heutigen Stadtmauer sieht;
auch liegt auf dem Boden eine Menge formloser Splitter
oder Abraum. Grössere Steinzeichnungen darf man weiter
innen gar nicht suchen, weil die Herausschaffung zu beschwerlich
gewesen wäre, selbst wenn man voraussetzt, dass
ein mehr oder minder ebener Stollen in die Felsvertiefung
östlich neben dem Damaskusthore getrieben war.
Ich las am Felsen die Namen von Besuchenden; mir
schienen sie neu und keine Aufmerksamkeit zu verdienen.
Andere bemerkten ältere Namen und eine Menge Kreuze.
Weniger der Fund von Töpferwaaren, Kohlen und vermodertem
Holz fiel auf als der von Skeletten 022. Gebeine
mögen auoh Hunde hingeschleppt haben. Beim Gedanken
an Menschengerippe bemächtigt sich meiner die düstere Vorstellung,
nicht dass Einzelne in der Finsterniss todt stürzten,
sondern dass die Mörderhand den Leichnam dorthin verschleppte,
um zeitlicher Entdeckung zu entgehen.
Diese weite, stellenweise ungemein hohe Höhle, mit dem
Brunnen, dessen Wasser das Sprengholz aufschwellte, mit
den Lampennischen und den rauchschwarzen Felsstellen darüber,
und sucht man auch vergebens die Picken und Keile,
|— sie ist eine Werkstätte der Alten, ein ungeheurer Steinbruch,
gross genug für den Bau eines halben Jerusalem; aber
die Jahrzahl an den heutigen Bruchflächen ist eine jüngere,
als man gemeiniglich annimmt. Keine einzige zeugt für
grosse Werkstücke mit Fugenränderung, wie sie für den
Tempelbau verwendet wurden; natürlich holte man sie auch
da, z. B. zwischen der Jeremiashöhle und der Stadtmauer,
wo sie leichter weggeschafft werden konnten. Darum kann
der erste Beginn des Steinbruches doch in die ältere Zeit
fallen; natürlich verschwanden durch nachheriges Fortbrechen
die ältesten Bruchstellen, die wir am liebsten besehen
möchten. Nicht einmal gerne führe ich die sich heute darbietenden
Bruchflächen in die Zeit des Al ius Ha d r i a n u s ,