greiflichere, die für ihn sprechen, werden wir später anführen.
Die Länge der Höhle beträgt in gerader südöstlicher
Linie 644' 9" 0IG, und mit diesem Masse gelangt man nur
um ein Unbedeutendes weiter als zum Mittel zwischen dem
Eingänge und dem Nord westwinkel des Haram esch-Scherif;
auch ist der südliche Endpunkt der Höhle nur etwa 200'
nördlich von der österreichischen Pilgerherberge entfernt,
doch immerhin so weit, dass diese in fraglicher Beziehung
einen gesicherten Grund hat. Der Höhle noch näher als
die Herberge steht das österreichische Konsulatsgebäude,
und selbst dieses ist der Gefahr des Einsturzes nicht ausgesetzt
Um nun in der Beschreibung einlässlicher zu werden, so
gelangt man zuerst in eine grosse Höhle von 62' 6" Länge.
Hier fanden sich Anzeichen, dass dieselbe bereits auch als
Stall für Schmalvieh benutzt wurde. Schon hier kann man
von Fledermäusen umschwirrt werden, mehr aber noch weiter
innen011. An einem Abende, den ich in der Höhle zubrachte,
flatterten sie besonders lebhaft, und sie schienen die Einsamkeit,
weil ich ganz allein war, mir vertreiben zu wollen. Als
ich das vierte und letzte Mal (7. Dezember 1857) den Steinbruch
besuchte, .war alles still, und nur e i n e Fledermaus
sah ich an die Felswand gehängt. Am Ende der 62' 6 "
bildet die Höhle eine Verengerung oder einen Schluck, und
nach 96' kommt eine zweite Verengerung. Weitere 96' geht
man bis zu herabgestürzten grössern Steinmassen und dann
noch 6| ' bis zur eigentlichen Verengerung oder einer Art
Eingang; dann 72' bis zu einem dicken Pfeiler; weiter 153£'
bis zu einem grossen Pfeiler; ferner 18' 3 " bis wieder zu
einem Pfeiler. Hier ging es nicht mehr in südöstlicher, südsüdöstlicher
oder ostsüdöstlicher Richtung vorwärts, sondern
ich musste mich 44' weit gegen Ost wenden, um in dem
Längendurchmesser der Höhle weiter zu kommen. Diese
Abbiegung gegen Ost scheint aus der Besorgniss hervorgegangen
zu sein, man könnte bei unveränderter Richtung auf
der Südseite des Bezethahügels zu Tage kommen. Dann
wandelte ich wieder SO. 44' weit bis zur Felsenwand neben
dem B r u n n e n 0I8. Um zu diesem zu gelangen, muss man
4£' hoch hinauf klettern. Das Schlupfloch ist etwa 2g' breit
und hoch. Da gewahrt man ein in den Fels gehauenes,
kleines, nur 3 ' im Diameter haltendes, rundlichtes Wasserbecken.
In dieses tropft das Wasser, gleichzeitig mit
meinem Pulse, senkrecht herab aus einer engen, trichterförmigen,
etwa 20' hohen Höhle, und zwar auf deren Südseite.
Es hatte eine Wärme von +13,5° R. und einen unangenehm
salzichten Geschmack. Im Becken liegt es 1' 3" tief; unten
sitzt aber Schlamm. Am Nordrande des überfüllten Beckens
schleicht das Wasser herunter und hat hier in langer, langer
Zeit eine Rinne ausgewaschen. Ob das Wasser einst den
Steinbrechern gedient habe, kann nicht fraglich sein; nur
dürfte gezweifelt werden, dass sie das jenem im Aiu esch-
Schefäh ähnliche Wasser getrunken haben. Schon die förmliche
Brunneneinrichtung lässt die bestimmte Absicht des
Gebrauches errathen. Auch auf der entgegengesetzten Seite
gegen NO. tropft, aber viel langsamer, an zwei Stellen ein
wenig Wasser, doch ohne Brunneneinrichtung. Eine Gesellschaft
guter Laune theilte in der Höhle links und rechts
Namen aus: Davidsharfe, Felsengalerie des Gottfried von
Bouillon, Gefängniss des Richard Löwenherz, Grotte Blondells,
Stein des Sisyphos, Kirche Leopolds des Glorreichen, Abd
el-Medschids, Moschee, Königin-Viktoriahaus, Franz Josephs
Palast, Napoleons Mausoleum, und man vergass nicht, jenen
Brunnen sinnig Thräne der Juden zu nennen019. Für mich
war diese mehr als einmal ein willkommener Punkt, um
mich zu orientiren; sonst weiss man auch bei ruhigem Ge-
müthe, dass, wenn man immer die Höhlenwandung verfolgt
oder hinaufsteigt, man, ohne einen Leitfaden 020 und auch
ohne einen Kompass, in den Eingang zurückgelangen muss.
Vom Brunnen geht es 46' bis zu einer runden Felsenbank,
von wo man hinabblickt in eine Tiefe, mit ein paar Eingängen
in weiteres Höhlenwerk, und man würde Wunders meinen,
was da wäre. Bei diesem Anblicke erwärmt sich die Phantasie,
und man träumt sich in eine Reihe von Entdeckungen
hinein. Da glaubt man, man müsse eine Leiter lehnen, um