Man hat behauptet, dass ONO. von der Grabkirche die
süd-nördliche Gewölbgasse, ein Theil des Sük es-Semäni
zwischen der Häret et-Tekieh und dem Tank el-Äläm, mit
dem natürlichen Felsen bedeckt sei 50°. Der Mann der Wissenschaft
vermass sich ebenso sehr, jils wenn der fromme
Pilgrim verkündigte, die Wände der Christusgrabkapelle
seien von Fels, und man darf nun der Wissenschaft keines-
weges das 'Recht einräumen, neuen Irrthümern, nur einer
Hypothese zu lieb, Bahn zu brechen. Das fragliche Gewölbe
untersuchte ich neuerdings oben und unten, und nirgends
liess sich ein unzweifelhaftes Kriterium eines Felsenbaues entdecken.
Auch nahm man beim Aufstellen dieser Behauptung
sich wol in Acht, darauf näher einzugehen, eben weil man
nicht konnte. Geht man aus der Gewölbgasse ostwärts in
die Häret et-Tekieh, so findet man gleich an der Nordseite,
am Hause des preussischen Hospizes, auf dem Boden einen
grossen (6 ' la n g en ,.3 ' hohen), etwas abgeschrägten oder
oben einige Zoll zurückstehenden, nicht ganz glatten, doch
ungeränderten Stein, von dem sich nicht entscheiden liess,
ob er ein zugehauenes Stück des lebendigen Felsens oder
ein zugeführtes Werkstück sei, weil man unten die Verbindung
mit ändern Steinen als eine Fuge nicht erblickt. Wenn
man indessen erwägt, dass weiter nördlich, nämlich in der
oben erwähnten Seifensiederei, eine Felswand emporsteht, so
bekommt die Annahme eines felsichten Mauerstückes an der
Gasse allerdings eine bedeutende Zulage von Gewicht. So
leicht wäre es übrigens, mit dem Grabscheit sich Gewissheit
zu verschaffen. Vor der Hand noch nehme ich mit Wahrscheinlichkeit
an, dass wir hier nicht den Felsen vor uns
haben. Gegenüber diesem Steine, auf der Südseite der Gasse,,
kam ich in die alte Seifensiederei, welche tiefer als die Gasse
liegt, und nichts von einem Felsen entdecken lässt. Hingegen
trifft man etwas weiter Ost, im Hause des preussischen Konsuls,
eine Felsenzisterne; in welcher Tiefe jedoch der Fels
beginnt, ist noch,nicht ausgemittelt. Es heisst, dass unter
oder östlich von dem Hause des preussischen Konsuls der
Felsrücken zu Tage trete, ja dass er die Strasse, welche zum
Helenaspital hinabführe, sehr schief durchschneide591, wovon
ich mich aber, obschon es nicht an schärferm Spähen fehlte,
keinesweges überzeugen konnte. Um noch mehr Gewissheit
oder doch Beruhigung in der Sache zu erhalten, unterwarf
Ko n r a d Sc h i c k 1858 den Gegenstand einer frischen Prüfung,
und er berichtet: Wenn man in der Häret et-Tekieh
vom preussischen Konsulat hinabsteigt,, so zweigt sich nördlich
eine Gasse (Chot Musa en - Näib) a b , deren südlicher
Theil-ziemlich horizontal ist, der nördliche dagegen in den
Tarik el-Aläm steil abfällt. Wenig weiter hinab in der Te-
kiehgasse trifft man auf der Südseite eine Sackgasse, die
eher bergan steigt. Zwischen beiden Quergassen fällt der
Boden der Tekiehgasse wie eingehauen und mit gemauerten
Stufen gegen Ost steil hinab ;r das Ganze kann übrigens auch
aus Schutt so geworden sein. Nun bilden die stumpfe Westecke
jener südlichen Sackgasse oder die Nordostecke des dastehenden
Gebäudes am Boden bis zu einer Höhe von 1 bis
2 ' entweder von der Erde aufragende, sehr grosse Steine,
die wirklich abgesenkter Felswand ähneln, oder eine wirkliche
Felswand sind. An der nördlichen Häuserreihe findet
man noch weniger und noch Zweifelhafteres. Es ist dabei
bemerkenswerth, dass in der Nähe des preussischen Konsulats
die Gasse beinahe eben ist, und erst zwischen beiden
Quergassen stark abzufallen beginnt. Später (2. November)
jedoch berichtet Schick: Gerade gegenüber dem obern Eingänge
des Helenaspitals wurde an der nördlichen Häuserreihe
der Gasse (et-Tekieh), und zwar 12 ' nördlich von jenem
Eingänge, für ein Haus das Fundainent gegraben, wo man
den Felsen erst in einer Tiefe von 28' (engl.) erreichte.
Dass eine frühere Angabe von der felsichten Beschaffenheit
der Gasse auf Täuschung beruhte, leuchtet so ziemlich von
selbst ein.
Fassen wir noch einmal ins Auge sowol den Strich, den
man zu einem West-Ost-TyröpÖon, als jenen weiter nördlich
den man zu einem Hügelrücken qualifiziren möchte. Wie,
sich das Terrän j e t z t darbietet, so findet sich eine von
West nach Ost ziehende Einsenkung nicht in der Gasse, die
Tobler, Palästina. 16