wahrscheinlich wurde derselbe nur mehr zum Würfel gehauen,
ohne ihn niedriger zu machen. Indessen lässt sich nicht in
Abrede stellen, dass ein Felshöcker auch in früherer Zeit
bedeutende Beschädnisse erlitt, und dass es mithin in der
Gegend der Felskuppel ursprünglich etwas höher war. Dann
aber ist man ebenso gut zur Hypothese befugt, dass die
Felswand auf der Nordseite der Tempelarea einst auch
höher aufragte. Wenn dieselbe 20 bis 30' und der Fels in
der Kuppel 8 bis 10' über der Area emporstehen , so betrüge
der Abstand immer noch 5 bis 15', falls es nämlich
vom Grunde nördlich des Hochplatzes bis zum Fusse der
gedachten Felswand eben wäre. Wie stark übrigens die
Nord-Südabdachung des Bezetha innerhalb der Tempelarea
und die Nord-Südansteigung des eigentlichen Moriah ist, getraue
ich mir nicht mit Zahlen anzudeuten. Alles wol erwogen,
neige ich mich zur Ansicht, dass die Einsenkuug zwischen
der Felskuppel und der Nordseite des heutigen Tempelplatzes
eine künstliche ist, und dass der Bezetharücken von
der Nordmauer der Stadt bis zum sogenannten heil. Felsen
in einem Zuge, da mehr, dort- minder, immer niedriger wurde,
und hier erst ein Felshöcker aufragte. Der stärkere Abfall
gegen Mittag beginnt gleich nördlich der Aksamoschee, und
endet, wie bekannt, über dem Siloahbrunnen in einen Felsabsturz,
welcher vom Bächlein südlich am Fusse desselben,
nach K o n r a d S c h i c k , 46' (engl.) sich erhebt, während
er vom Spiegel des Wassers gleich beim Einfluss in den
obern Siloahteich bis zum Erdboden über dem Ausgange des
unterirdischen Felsenkanals 24' Höhe mass, von welchem
Höhepunkte zwölf Schritte gegen Mitternacht 12' hoher
Schutt angehäuft sei. Die Schuttlage1 ist sonst ausserhalb
der Stadt (Ophel) unbedeutend, wovon ich mich bei meinen
besonderen Untersuchungen, ob da nicht alte Gräber sich
vorfänden, überzeugte'. Alle meine nach dieser Seite gerich-
■ teten Bemühungen waren übrigens vergeblich. Ich sah manchen
Felsabschnitt, an einer Stelle, gegen das Thal Kidron,
einen nur auf einer Seite mit dem Hügel zusammenhängenden
Felswürfel, welcher einen Thurm getragen haben dürfte.
Man sieht auch, dass da Felsenstücke weggebrochen wurden,
und noch in unsern Tagen wählte man sich einen Ort zu einem
Steinbruche. Zisternen gibt es da in Menge, und namentlich
zwischen dem Brunnen Siloah und dem Haram esch-Scherif
fiel mir eine grosse Anzahl auf; auch eine Felszisterne mit
einem regelmässig ausgehauenen viereckigen Eingänge, und
östlich daneben eine andere, noch geräumigere Zisterne mit
einem solchen Eingänge. Da diese Zisternen schon mehr
auf der westlichen Abdachung liegen, so schauen die Eingänge
gegen West und Mittag. Hier sieht man die Wände
theilweise schwarz, zum Beweise, dass da auch gewohnt
wurde.
Überblicken wir auch noch kurz den El -Wad besonders
im Zusammenhänge mit dem Bezethahügel und Moriahrücken,
so kann uns nicht entgehen, dass das Thal südlich des Da-
maskusthores die höchsten Wände hat; auf der Ostseite wird
die Einfassung nach einer kurzen Strecke, und zwar in der
Gegend zwischen den Hügeln Bezetha und Moriah, niedrig,
und in der Nähe des Mistthores verschwindet sie gänzlich,
während die Senkung des Wadi Siluan wieder sehr deutlich
erscheint. Das Thal in der Nähe des Damaskusthores scheint
durch Schutt etwas verengert zu sein; sicher war dies der
Fall in der Gegend des österreichischen Pilgerhauses, wo
dasselbe ziemlich rasch gegen Ost sich einbuchtet.
Um ein mögliches Missverständniss zu vermeiden, nehme
ich Anlass zur Bemerkung, dass ich auch nach den neueren
Untersuchungen des Terräns meine Ansicht über Akra und
Tyropöon einsweilen festhalte.
Ich füge 602, um die Züge der Darstellung einigermassen
zu ergänzen, ein Verzeichniss von Höhenmessungen an, bei
denen sämmtlich der Hiobsbrunnen als tiefster oder Ausgangspunkt
angenommen wurde. Über diesen Brunnen erhebt
sich
der S ilo a h t e i c h .................................................... 117' (engl.),
das Thal Kidron gegenüber dem Grabe Abs
a lo m s .......................................................... 223'