Aufgabe, Juden zu bekehren. Da dies nicht gelingen wollte,
so trachteten sie, Kinder aufzunehmen und zu unterrichten;
allein auch letzterer, gut gemeinter, Plan schlug bisher gröss-
tentheils fehl. Doch wandten sie sechs bis sieben Waisen
ihre Sorgfalt zu 703.
Das griechisch-römisch-katholische oder das gr iechi sch -
u n i r t e Kl o s t e r liegt nördlich nahe beim Palaste des lateinischen
Patriarchen, auf der Nordseite, oben an der Akbet
el-Chadher. Der Bau ist solid und hauptsächlich für römisch-
katholische (unirte) Griechen berechnet. Als ich im Dezember
1857 das Kloster mit der nicht ganz kleinen und mit Ziera-
then nicht überladenen Kirche besuchte, war nur e in Geistlicher
da. Dass jene einen Patriarchen und einen Bischof
(titulär von Lydda) in Jerusalem haben704, konnte ich hier
nicht erfahren.
Von den Lateinern wurde im Wad, südlich der österreichischen
Pilgerherberge gegenüber, das Kaiserbad (Hammäm
es-Sultän) gekauft, und die römisch-katholischen (unirten) Armenier
beabsichtigen alles Ernstes, dort ein Kloster zu erbauen.
Ich habe seiner Zeit die Gründung der Ge i s s e lu n g s k
a p e l l e dem Herzoge Max v o n B a i e r n eben nicht zum
Ruhme angerechnet, und man ermangelte nachher nicht, die
Lauge der Ironie auf meine Darstellung auszuschütten70S.
Auch auf Seite der Franziskaner, freilich von einem ganjz
ändern Standpunkte aus, wird das Verdienst des baierischen
Fürsten nicht hoch angeschlagen; denn es wird desselben
mit keiner Silbe gedacht, sondern gemeldet, dass die Väter,
die Gunst der ägyptischen Regierung 1836 benutzend, die
Erlaubniss zum Wiederaufbau der Kapelle erhielten, und
dass ein gewisser Br. S e r a f i n o di Ro c c a s c a l e g n a , aus
dem Königreich Neapel, mit der Ausführung betraut wurde,
dass aber die Ehre, ein solches Werk zu Stande gebracht zu
haben, dem spätem Custos des heil. Landes, dem Pater
B e r n a r d i n o d a Mo n t e f r anco, bleiben werde 700
Das g r o s s e a rme n i s c h e Kl o s t e r (Mär Jaküb) erlitt
in neuerer Zeit manche Bauveränderungen, und besonders
zeichnet sich die neue, palastähnliche Wohnung des
Patriarchen aus. Es fehlen die Belege für die Behauptung,
dass, als Jerusalem in den Händen der Christen war, die
Kirche und das Kloster, letzteres zugleich als Hospiz für die
Pilgrime, von den Spaniern erbaut wurde 707.
Die p r o t e s t a n t i s c h e C h r i s t u s k i r c h e . Sie liegt
auf Zion, östlich gegenüber der Citadelle, da, wo einst der
Palast des grausamen Herodes gestanden hat. Deswegen
schlugen römisch-katholische Schriftsteller freudig Lärm, als
kennzeichne es die Protestanten, dass sie an dem verrufenen
Orte des Kindermörders einen Tempel errichteten. In der
Leidenschaft ist oft das Gedächtniss kurz. Einmal, suchte
die Tradizion den Palast des Herodes nicht hier, sondern
im Nordosten der Stadt 708, und selbst solche, die sonst an
der infallibeln Überlieferung zäh hängen, fanden es, um dem
Protestantismus eins anzuhängen, für gut, hier sie aufzugeben,
und der wissenschaftlichen Beweisführung der Protestanten
zu folgen; dann, lag ja in dieser Gegend auch eine Jakobskirche
, die Stätte der heil, drei Marien und zur Zeit der
Kreuzfahrer das Kloster S. Saba. Ganz Palästina wäre also
heiliges Land, nur die Kirchenstelle der Protestanten nicht.
Vor zwölf Jahren sah ich die Grundmauern der Kirche, im
Plan ein Kreuz. Jetzt steht sie vollendet da als ein hübscher
gothischer, aber kein besonders hervorragender, nördlich
ans Missions- oder Pfarrhaus allzu brüderlich sich lehnender,
von einer Mauer an der Häret Der el-Armen zu
hoch hinauf verdeckter Bau; bald vielleicht zu klein. Selbst
am Sonntag nach Mittag fanden sich ziemlich viel Zuhörer
ein 709, wol mehr Erwachsene als in mancher grossen Kirche
der Schweiz. Der Gottesdienst fügte sich, als ich ihm beiwohnte,
meist dem formenreichen anglikanischen Kultus, und
voran wurde für die Königin Viktor ia, dann für den König
von Preussen gebetet, selbst auch der Sultän ins Gebet eingeschlossen.
Zur Andacht weckenden Stimmung trug Orgel
und Gesang bei. Wenn ich mich erinnere, wie vor einem
Dutzend Jahre das jämmerliche, fast weinerliche, wenigstens
ganz unnatürliche Wesen Ni c o l a y s o n s mir schier Herz
und Geduld zerriss, so muss ich heute mit Anerkennung be-
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