Man erblickt das Meer und unter ändern Ortschaften En-
Nebi Samuil, El-Kastei, Soba. Der Ort wird nicht mehr
bewohnt, obschon es leicht wäre, denselben mit seinen vielen
Trümmern von Gebäuden, auch mit ziemlich grossen, gehauenen
Steinen, die nicht selten zu Mauerstücken Zusammenhängen
, zu einem * Dorfe herzurichten. Ingleichen gibt
es da Zisternen, und aus einer trank ich mittelmässig gutes
Wasser. Südöstlich unter dem Trümmerdorfe zieht ein Weg
vorüber von Der Abän ,.,b! _o, Artüf Ä bL* t3° nach Jeru-
salem, und wirklich sah auch ich auf dieser Strasse Kamele
in ihrem Trampelgange und mit ihren klein gemessenen Köpfen,
wie wenn sie von der Meditazion getragen wären. In
Der Abu Ammär fand ein etwas unfreundliches Begegniss
statt. Männer von Chirbet el-Lös, die hier waren, um Getreide
zu säen, benahmen sich anfangs ungemein zuvorkommend,
und sie zerflossen beinahe in Honigseim, bis. sie es
dann für besser erachteten, die Kehrseite zuzuwenden. Ich
ging allein, die Trümmer zu besehen, und dann noch weiter
gegen Abend im Wiesengrün, um die Ansicht des Meeres
besser zu bekommen. Bei der Rückkunft bettelten ein paar
Bauern mich an, und ich wies sie an den Turdschmän. Bei
diesem wiederholten sie auch in meiner Gegenwart das gleiche
Begehren, das aber geradezu abgeschlagen wurde. Da löste
einer der Geschenkforderer den Tragriemen vom Tornister,
um mich zu einer Gabe zu zwingen. Ich weigerte mich aufs
entschiedenste, und drohte, wenn man so verfahren wolle,
mit Konsul und Pascha von Jerusalem, wohin ich mich also-
gleich begeben würde. Das half, und wir säumten nunmehr
nicht länger, von hinnen zu gehen. Dem Dolmetscher und
Führer war dabei nicht gut zu Muthe. Eine solche Drohung
kann gegen feste Ansiedler schon nützen, weil man sie auffinden
könnte, und wei], unter den jetzigen Verhältnissen,
bei der Überwachung durch europäische Konsuln die Polizei
die Schuldigen aufsuchen würde oder müsste, wodann eine
herbe Lekzion nicht äusbleiben dürfte. Man glaubt nicht,
wie gross der Einfluss der fränkischen Konsuln in Jerusalem
ist, ja ein ganz anderer als vor zwölf Jahren, und wenn ein
Diebstahl begangen wird, entwickelt der Pascha viel Thätig-
keit, um den Dieb ausfindig zu machen. So reiset man
zwischen Jerusalem und J ä fa , so zu sagen, sicher 437, ja
noch etwas sicherer als in einigen ändern Staaten des Vaters
— im Himmel, ja selbst in denen des heiligsten Vaters
— in Rom, welche Sicherheit ich, übrigens nicht nur
der Furcht vor den fränkischen Konsuln, sondern auch dem
Umstande zuschreibe, dass die Franken, die Pilger dem
Bauer mehr Geld bringen, als er ohne sie erhielte. Es ist
eine ausgemachte Sache, dass die Theurung der Lebensmittel,
seit die Franken in grösserer Zahl einwandern, zunimmt,
und der Bauer ist denn doch so versteckt nicht,
dass er seine pekuniären Vortheile beim Zuwachs der fränkischen
Bevölkerung übersehen sollte. Um zu u n s e r n
Bauern zurückzukehren,, so sahen sie also,die schlimmen
Folgen eines Diebstahls voraus, und bei einem Morde wäre
die Nachsuchung noch angelegentlicher und die Züchtigung
noch empfindlicher. Die Raubgierigen zügelten daher mit
richtiger Berechnung ihre Lust. Anders gestaltete sich die
Sache, wenn man es mit Bedauin zu thun hätte. Wie wollte
man einen Wohnsitz dieser. unstäten Söhne aufsuchen? Sie
wissen wol, dass sie einen flüchtigen Fuss haben, und auf
diesem Boden der Erkenntniss’ wurzelt und wuchert eine
Menge strafloser Vergehen und Verbrechen. Nein, Gefahr
stand ich diesmal nicht aus.
Wir verliessen Der Abu Ammär 11 U. 24 Min., und 11 U.
29 Min., stellte sich Kessla vor die Augen, das im Westen
sehr hübsch auf einer Bergkuppe liegt. 11 U. 34 Min. lag
Chirbet el-Amür vor uns; man musste aber gut schauen,
um dieses Dorf mitten am Nordhange eines Hügels zu erkennen;
denn die wenig versprechenden Häuser waren dunkelgrau,
wenigstens so ihre Dächer. 11 U. 47 Min. sah ich
im Westen Chirbet et-Tineh ebenfalls auf,einem
Hügel. 11 U. 50 Min. erreichten wir den Grund des Wadi
Ghuräb, welchen ich bereits beschrieben h9.be. In der Nähe
unten scheint eine Quelle zu sein. Auch hier erscheinen
deutliche Zeichen eines Winterbachs. Wir stiegen den Nord