dar. Es scheint, man habe auf diese meine Mittheilung
wenig Rücksicht genommen, und man äusserte sich dahin
dass die Zisterne noch nie genau untersucht worden se i5™’
Dies konnte mich denn, bei der langsamen Gläubigkeit der
Menschen, bewegen, mein früheres Vorhaben auszuführen
und zwar am 11. Wintermonat 1857. Man kennt die Lage
dieser Zisterne; allein weil die nahen Gebäude bis auf unsere
läge, obwol das Richtige hätte abgeschrieben werden können
man möchte beinahe sagen — mit Beharrlichkeit irrig bezeichnet
wurden, so sehe ich mich veranlasst, die nöthigen
Berichtigungen mit einfliessen zu lassen. Die Zisterne liegt
nicht dem koptischen Kloster#«», sondern dem an die Ostseite
des Griechenchors stossenden abyssinischen Kloster, Der
es-Sultan oder Der el-Habesch, gegenüber, der Eingang unter
einem geräumigen Hause, Dar Kasis Dschirios (Haus des
Pfarrers Georg), worin der koptische Geistliche wohnt, und
welches für Pilger bestimmt zu sein scheint. Die Treppe
welche hinabführt, besteht aus Mauersteinen; der Fels, den
man weiter unten ganz genau erkennen kann, musste natürlich
langst schon abgetreten worden sein. Meine Absicht ging
diesmal dahin,' die Dimensionen der Zisterne genau auszu-
mitteln. Zu dem Ende diente eine Schnur um den Leib,
um die Entfernung zu messen, und ein auf dem Wasser
schwimmendes Bret, woran zwei brennende Kerzen befestigt
waren. Als ich ins Wasser ging, musste ich nur wenig
Schritte von S. nach N. gehen, um dann West-Ost in die
Zisterne hineinzubiegen. Da, wo der Wassereimer heruntersinkt,
war das Wasser, mit einer Wärme von 13,5° R., nur
etwa 4 ' tief; ich fand ungemein viel Schlamm. Als ich
darauf gegen Süd fortging, nahm die Tiefe so zu, dass ich
zu schwimmen anfing. So schwamm ich denn leicht bis
zum Südende der Zisterne, das nicht viereckig, sondern abgerundet
war. Ich bemerkte hier durchaus nichts besonders
Erwähnenswerthes. Alles, zumal die Auskleidung mit Mörtel,
trug den Karakter einer Zisterne. Von hier schwamm ich
auch ans Nordende, das mir mit den Kerzen leuchtende
Bret immer voranschiebend. Von der. Mauerbrüstung westlieh
der Zisterne bis zum Süd ende mass man 40' 3" und
von der gleichen Stelle bis zum Nordende 26' 2 ". 66' 5 "
sind mithin nicht die wahre Länge der Zisterne, weil beide
Katheten länger sein müssen als die Hypothenuse. Sie ist
etwa um ein Drittel schmäler, und hat in ihrer Länge die
Richtung S. 15° 0. Der Boden des Wasserbehälters liegt
vom Munde oder Schöpfloche im Armenhause der Lateiner,
nach der Messung von K o n r a d S c h i c k , 66' (engl.) tief;
jenes selbst 13' höher als die Gasse neben der Thüre, wodurch
man in jenes gelangt, und letztere Stelle 14' höher
als die im Osten nächste Nord-Südgasse, der Sük es-Semäni
unten bei der Schule oder beim Backofen, wobei die Bemerkung
nicht ausbleiben darf, dass die Steigung von diesem
Sük bis zur zweiten Biegung der Häret Der es-Sultän allerdings
um ein Namhaftes stärker ist als 14', dass aber von
da an die Gasse gegen West abfällt bis zum Eingang in die
Helenazisterne, ja weiter bis zum Ende der Sackgasse, nämlich
bis zur Hausthüre des koptischen Priesters. Man theilte
mir früher mit, dass das Wasser vom Platze der Grabkirche
der Zisterne zufliesse. Damit in Übereinstimmung vernahm
ich, dass bei sehr hohem Wasserstande derselben sich dort
(bei der Grabkirche) Wasser ansammle, weil es, aus Mangel
an Raum, nicht mehr in die Zisterne abfliessen kann. Auf
das Schwimmbad machte ich mir eine tüchtige körperliche
Bewegung, um von demselben keinen Schaden zu nehmen.
Vor der Eroberung Jerusalems durch Sa l äh e d -Di n tauchten
Christenfrauen ihre entkleideten Töchter zum Zeichen
der Herablassung vor dem Kalvarienberge bis an die Kehle
in wassefgefüllte Gefässe (Tröge)502; allein ich könnte hier
keine Beziehung zur Helenazisterne herausfinden.
Der Umstand, dass die Zisterne unter dem Armenhause
der Latiner (Dar Ishäk Bek) liegt, erleichtert gar sehr die
Untersuchung, weil die Franken einer solchen nichts in den
Weg legen. Seiner Zeit beschrieb ich diese Anstalt, ohne
dass mir einfiel, die Franziskaner irgendwie zu verdächtigen.
Um so auffallender war es mir, seither zu lesen, dass man
von den dort wohnenden Frauenzimmern mit einer Vertrau