andere Male nur auszugsweise erzählt, und dennoch ahne ich
den Yorwurf, dass ich hier und da zu weitläufig wurde.
Als Fussreisender kam ich mit Land und Leuten näher in
Berührung als die meisten Pilgrime; lebhafter durchfühlte ich so
das Wol und Weh der Eingebornen; nicht unter abgeschiedenem
Zelt führte ich die Feder, sondern mehren theils in rauchigen
Häusern oder Chan, oft ehe die Eindrücke schwanden.
Heben mir tritt dann und wann ein anderer Augenzeuge
auf, dem ich mündliche und briefliche Mittheilungen verdanke. Es
ist der Deutsche Konrad Schick, etwa ein Dutzend Jahre schon
in Jerusalem. Derselbe gehört keinesweges der gelehrten Zunft
an; mir genügte, dass er ein gut beobachtendes Auge) für geographische
und archäologische Fragen Empfänglichkeit, für treue
Darstellung Sinn und auf meine Winke mit seltener Bereitwilligkeit
Acht hatte. Ich erprobte ihn schon früher. Seine Beschreibung
und sein Biss des Verschlusses der königlichen Höhlen
hei Jerusalem sind so treu (s. hinten 352), dass sie in mir natürlich
frisches Vertrauen erweckten. In Schick fand ich also,
zumal seit meiner dritten Abreise von Jerusalem, eine höchst
willkommene Stütze für mein Streben nach Thatsachen. Dieses
Mannes Hilfe, um in der Veranschaulichung des Terräns mehr
Licht zu verbreiten, dürfte auch dann noch Anerkennung finden,
wenn einmal für so nothwendige, planmässige Hach- und Ausgrabungen
der Glücksstern aufgeheri sollte.
Meine Karte von einem Stücke des Gebirgslandes Judäa stellt
nichts als eine Skizze vor. Sie würde nicht so nackt aussehen,
wenn mich die Lust angewandelt hätte, in Befolgung des Beispiels
älterer und selbst neuerer Kartographen nach den Eingebungen
der Phantasie Bodengestaltung und Wege einzutragen.
Die Karte umfasst, mit Ausnahme des Merdsch Iben Ömeir, ein
coupirtes Terrän, so dass der Beschauer neben den die Thäler
oder Bäche bezeichnenden Linien die Erhebungen mit den Wasserscheiden
ziemlich leicht in Gedanken konstruiren kann. Dass
auch die Wege und Strassen nicht angegeben sind, rechtfertigt
sich durch den Mangel an gehöriger Sicherheit, mit der sie
überall hätten eingezeichnet werden sollen. Ich hin zufrieden,
eine kartographische Vorarbeit liefern zu können.
Ist mein Buch auch ein Spiegel der jüngsten Tage? Leider
habe ich die schwere Klage vorzubringen, dass seit einiger Zeit
dem religiösen und politischen Fanatismus der Mohammedaner
der Kamm immer mehr wächst. Wenn der Prinz Albert von
England und der Grossfürst Konstantin von Bussland im Frühling
1859 das Haram esch-Scherif auf dem Moriah besuchten, so
hatten so hoch gestellte Personen auch vor dem krimischen Kriege
Zutritt. Mit der Sicherheit der Person und des Eigenthums ist
es seit ein paar Jahren unläughar viel schlimmer geworden. Wo
ausser den Städten die Franken ohne klösterlichen Zusammenhalt
wohnen, sind sie feindseligen Angriffen ausgesetzt. Bei
Jäfa wurden zwei fränkische Bauern ermordet; bei Jerusalem
ward Schneller wiederholt überfallen und beraubt, und endlich
genöthigt, sich in die Stadt zu flüchten; Meschullam in Artäs
wird in neuerer Zeit nicht wenig beunruhigt; hei Jerusalem
wurde der Gang der Windmühle Moses Montefiores mit gewaltsamer
Hand gehemmt. Und hat man nicht sogar Grund, für
das protestantische Schulhaus auf Zion ausserhalb der Stadtmauern
in Sorgen zu schweben ? Trotz der bittern Erfahrungen