P r e u s s i s c h e s Ko n s u l a t . Die morgenländische Baueinrichtung,
verbunden mit abendländischer Behaglichkeit,
hat hier auch seinen besondern Reiz. Die Wohnung ist bedeutend
verändert und verschönert. Man merkt gut, dass
die Junggesellenwirthschaft des sel. S c h u l t z auch hingegangen
ist, und dass eine Hausfrau ihrem Schönheitssinne
Ausdruck gab. Ich fand da in dem Durcheinander von
Zimmerhäuschen eine wahrhaft ergötzliche Abwechslung, und
in einigen Räumen ist mit Prachtliebe für ein angenehmeres
Leben gesorgt. Der gelehrte Konsul, Dr. Rosen, behandelte
mich mit grösser Gefälligkeit.
In neuerer Zeit wurde der russische Konsul, Tor go-
b o n jmo f , zum Generalkonsul erhoben, welcher unweit der
Grabkapelle wohnt70S.
Alterthümer.
Vor allem aus bemüht man sich fort und fort, den Lauf
der alten Mauern auszumitteln, wenigstens derjenigen, welche
zur Zeit des Feldherrn T i t u s gestanden haben. Theorien
fördern die Sache wenig weiter, und man muss vor allem
aus Werth darauf legen, alte Grundlagen ausfindig zu machen.
Die Zerstörung der Stadt war so gründlich, dass man
freilich an sehr wenigen Stellen alten Mauerresten begegnet
und begegnen wird, und dass man auch zufrieden sein darf,
abgeschrotene, den Mauern entsprechende Feslslinien anzutreffen.
In beiden Richtungen pflog ich meine Untersuchungen,
welche genauer und weiter ausgedehnt sind und in dem
Masse auch mehr Zutrauen verdienen als meine frühem.
Zuerst suchen wir die a l t e Stadtmauer oder die erste
Mauer auf. Innerhalb der heutigen Stadt nach alten Mauerüberbleibseln
spähen zu wollen, wenn man etwa den soger
nannten Thurm Davids und weniges andere ausnimmt, wäre
vor der Hand vergeblich; hingegen lohnt es vielfach, die zum
Theile in neuerer Zeit erst abgedeckten Felsenabschnitte ausserhalb
der Stadt genauer zu besehen und zu bemessen. Das
bischöfliche Schulhaus der Anglikaner liegt 790 zweihundert
Schritte südwestlich unter En-Nebi Däüd, die Nordseite
desselben nur wenig südlicher als die Südseite der Birket
es-Sultän, gleich über dem Thale Hinnom, und zwar über
der Biegung des Mittelthals ins Unterthal, so dass der zunächst
anstossende Garten und Begräbnissplatz der Anglikaner
über dem Unterthal emporstehen. Beim Bau des
Hauses, des Gartens und des Todtenfeldes und beim Ebnen
tra f man auf einige zerstreut umherliegende geränderte Bausteine
797 und auf merkwürdige künstliche Felswände, deren
Lauf lehrt, dass sie die älteste oder erste Stadtmauer getragen
haben müssen; denn sie sind von der Thalsohle gerade
so weit entfernt, dass da die Stadtmauer stehen konnte
oder wol eher musste. Und nicht nur dies, der Zug der
Felswände hält auch einen gewissen Parallelismus mit dem
Thal ein, wie man bei der Felsunterlage für eine Stadtmauer
voraussetzen muss. Sobald ich in die Sache näher eingehe,
wird dem Leser, wie ich glaube, meine Behauptung vollkommen
einleuchtend werden. Ich beginne im Norden und
fahre nach Süd und Ost fort. Nördlich vom Schulgebäude,
auf Boden, welcher den Griechen gehört, wurde wenig gegraben;
allein schon bei dem wenigen Abdecken fand man
gehauene Felswände in der Richtung nach Nord, d. h ., mit
der Fläche nach Abend. Die nördliche Abtheilung des Scbul-
hauses steht theilweise auf einem Felsenwürfel; nur e i n e n
Theil einer ältern Mauer, die ich als Bir el-Jehüdi beschrieb,
und wahrscheinlich ein aus der Zeit der Kreuzfahrer
erhaltener Rest des Hauses von G e rma n u s ist 798, liess
man stehen. Dieser Würfel, ohne Zweifel das Fundament
eines Thurms, bildet auf der Südseite die Nordwand des
Einganges (Hausganges); das Treppenhaus hält das Schulgebäude
in eine nördliche und südliche oder südöstliche Abtheilung
aus einander. Da erhebt sich der Fels 14' hoch,
und ein Stück des Zimmerbodens im ersten Stock (nicht
Erdgeschoss) ist noch Fels. Sonst steht dieser gewöhnlich
6 bis 8 ' hoch empor. In dem, dem Hange des Berges nähern
Theile des Gebäudes dringt der Fels von der nördlichen
Abtheilung in die südliche oder südöstliche; doch lässt er
sich hier nicht überall deutlich erkennen, weil er theilweise
Tobler, Palästina. 22