Lu dwi g Na p o l e o n B u o n a p a r t e ab. Der betreffende
. Firmän und der Brief des Wesir langte am 29. Weinmonat
1856 in Jerusalem an. F e r a d Ffendi notifizirte es sehr
höflich und deutlich an die französische Regierung; dagegen
lautete der Befehl an den Pascha von Jerusalem ausweichend
und mit diplomatischer Berechnung. In diesem Befehle
steht nämlich, wie ich aus guter Quelle erfuhr, nichts
von der Abtretung der Moschee Salahieh oder der Anna-
kirche, sondern nur von unbebautem Platze, also nicht mit
Einschluss der Kirche. Dessen ungeachtet fand -eine feierliche
Übergabe statt. Drei Tage nach Ankunft des Firmän,
am Allerheiligenfeste, begab sich der französische Konsul in
Begleitung Ki ami l s , des Pascha von Jerusalem, und aller
mohammedanischen und christlichen Mitglieder des Medschlis
(Stadtrathes) nach dem alten Sanctuarium, und erklärte
feierlich, im Namen des Kaisers davon Besitz zu ergreifen,
um es dem christlichen Kultus wieder zurückzugeben. Dem
Repräsentanten Frankreichs wurden die Schlüssel eingehändigt,
und die zuständigen Behörden nahmen unter Beihilfe
der Angestellten des Konsulats die Abgrenzung dieses neuen
Besitzthums vor, welche der Konsul Frankreichs sogleich mit
einer einfachen Mauer einfriedigen liess. Am 8. Wintermonat
lasen in der unterirdischen Grotte zwei geistliche Pilger auf
einem tragbaren Altar die ersten Messen 722, die erste Messe
aber, für den Kaiser und die Kaiserin der Franzosen, der
Kapuziner L eo d e s Av e n c h e s und die zweite der Jesuit
Ba d o u r , der als Missionar in Syrien war. Der Feierlichkeit
wohnten unter Ändern die Prinzessin de l a T o u r
d’Au v e r g n e , Herzogin von Bouillon, und der französische
Konsul Ed. de B a r r e r e bei 723. Das Geschenk scheint
den Beschenkten in einige Verlegenheit gebracht zu haben;
denn die französische Regierung fasste den Beschluss, die
Kirche dem römischen Stuhle anzubieten, damit sie, so lange
das heil. Grab noch eine paritätische Kirche sei, als provisorische
Kathedralkirche in den Besitz des Patriarchen gelange
m . Sei e s , dass die Doppelzüngigkeit der Türken,
oder der Mangel an Geld, obschon, namentlich von Köln,
Beiträge flössen, oder, was am wahrscheinlichsten, beides zugleich
Schuld war, die Restaurazion wollte nicht vorwärts,
und es will beinahe bedünken, dass die Franzosen nur zum
Scheine Besitz ergreifen konnten. So oft ich den Tempel
besuchte, trauerte er einsam^ die Lotterthüren der Einfriedigung
waren gesperrt. Willkommener als wol für viele Abendländer
der Komet im September und Oktober 1858 war ein
weiterer Schritt der französischen Regierung, die für die
Herstellung 140,000 Franken bewilligte ?25. Man mag nur
wünschen, dass der Tempel mit Schonung und Einsicht,
indem man in den Ideengang des alten Baumeisters sich
hineinfindet, restaurirt werde.
Ehe ich inne wurde, dass der Padischah die Annakirche
an Frankreich verschenkte, widmete ich ihr eine mehr als,
gewöhnliche Aufmerksamkeit, und ersuchte einen Freund in
Jerusalem, einen Plan aufzunehmen. Meinem Wunsche wurde
bereitwillig entsprochen, und ich lieferte in einer Zeitschrift
726 nach den so erhaltenen Mittheilungen eine Beschreibung
und einen „vorläufigen” Grundriss des Tempels,
den ich leider früher niemals besuchte. Zum dritten Mal in
Jerusalem genügte all’ das Gegebene mir nicht, und ich benutzte
die gute Gelegenheit zur Anfertigung eines genauem
Plans (s. folg. Seite) und einer genauem Beschreibung zur
Ergänzung meiner schon gelieferten.
Südöstlich von der Annakirche findet sich eine Zisterne
mit gutem Wasser; ich sah aus ihr Männer solches schöpfen.
Auch im alten Hofe der Frauenabtei gibt es eine Zisterne
oder auch mehr. Morgenwärts trifft man Reste von Gewölben,
und zwar bis zur Häret Attiseh Hanneh (Gasse der
Annaabtei), so dass hier nicht lauter Schutt entgegenstarrt.
Überall bemerkt man Spitzbogen. Nach diesem Anblicke
der herumliegenden Baureste wollen wir die Kirche näher
betrachten. Die Höhe derselben bis zur Kuppel, die selber
etwa 9 ' sich erheben mag, beträgt 45' 9". Der Untersatz
der letztem ist achteckig, mit vier Spitzbogen versehen und
6 ' 2" hoch. Der Höhenabstand zwischen dem Dache des
Mittel- und Seitenschiffes beläuft sich auf 10' 5". Aussen