zwei Thore, welche 1495 Kettenthor und Thor Sekineh
genannt wurden. In neuerer Zeit entdeckte man ein altes
Thor, welches dem Doppelthor auf der Südseite der Umfangsmauer
ähnlich sei, an der Westmauer, etwas südlich
vom Klageplatze der Juden, zweihundertundsiebenzig
Yards von der Südwestecke, unmittelbar unter dem Bäb el-
Moghäribeh; es ist zugemauert, und ein grösser Theil vom
Hause des Abu Saud Efendi gänzlich verdeckt. Die Schwelle,
6 ' 9" breit, erhebt sich 4 ' über der gegenwärtigen Bodenfläche,
gerade über dem Grunde des Mahkamehgebäudes, und
liegt etwa 20' tiefer als der Areaboden des Haram, etwa 17'
niedriger als das südliche Doppelthor, und man vermuthet,
dass es mit einer Treppe, die zum Tempelplatze hinauf leitete,
in Verbindung stand, auf ähnliche Weise, wie man jetzt noch
von dem Südthore auf einer Treppe hinaufsteigt 735.
In neuerer Zeit hat man die Stützungsgewölbe im Südosten
des Haram, die auch als solche erkannt wurden, mit
dem Massstabe genau untersucht, ohne dass etwas Wesentliches
dabei herauskam; nur einige frühere Messungen
waren ungenau. Im südlichen Theile des westlichen Gewölbes
fand man ein vermauertes Thor, welches man mit
den Seiteneingängen nicht ganz sachgemäss dreifaches Thor
(triple gateway) nannte. Hier ist der Boden mit dem ausserhalb
der Stadtmauer eben, allein im Südostwinkel etwa 22 '
höher. Am Anfänge der Westmauer (des westlichen Gewölbes)
erstreckt sich der nackte Fels, in einer Höhe von etwa
1 Yard, 42' weit, wo die Höhe der gemauerten Über'wölbung
noch etwa 15' beträgt. Zwischen dem sechsten und siebenten
Pfeiler jeder der zwei Reihen des Westgewölbes finden sich
grosse Massen vom lebendigen Feisen und eine, nun gänzlich
verschüttete, Öffnung, die in den Boden hinabdringt, und in
diesem’ Gewölbe steigt man so nach und nach nordwärts
hinauf, dass das Ende des Ganges mit seiner Decke beinahe
in Berührung kommt. Die Pfeilerreihen laufen nicht parallel
mit der Ostmauer und mit einander, sondern divergiren 736.
Meine Ansicht, dass J u s t i n i a n s Marienkirche nicht die
Stelle der heutigen Aksamoschee einnehme 737 , wurde mit
Waffen bestritten, die ich nicht für erlaubt halte. Ich sage
nicht, dass die Kirche auf dem hervorragendsten, sondern
auf einem der hervorragendsten Hügel der Stadt gebaut
wurde 738. Niemand, welcher Jerusalem kennt, mag behaupten,
dass die Aksamoschee auf einem der höchsten
Stadthügel liege; im Gegentheile weiss Jedermann, dass der
Hügel oder der Moriah gerade einer der niedrigsten Hügel
ist. Ich sehe nichts Gutes oder Verständliches ein, wenn
man dem Texte so viel Gewalt anthut, dass man aus einer
gegebenen Stelle gerade den Gegensatz herausdozirt. Die
Justinianskirche kann demnach nicht auf dem Moriah liegen,
so lange noch etwas Anderes als lautere Willkür Werth hat,
obschon man nicht auf hört, sie auf e in em d e r n i e d r i g s
t e n Hügel , auf dem Moriah, anzunehmen 739.
Es wird nicht selten die irrige Meinung verbreitet, dass
früher ohne Lebensgefahr kein Christ das Haram besuchen
konnte. In einem meiner Werke widerlegte ich dieselbe
vollständig mit Thatsachen 710, und ich kann nicht umhin,
weitere anzuführen. Im J. 1753 kam S a v i o u r L u s i g n a n
hinein; er untersuchte besonders genau den heiligen Felsen
unterhalb und ringsum, er kannte auch die Höhle darunter;
in der Aksamoschee fand er noch die Bildnisse von einigen
Heiligen, wenigstens ihre Köpfe mit dem Scheine und den
Kronen741. 1818 brachte der Engländer Ba n k s einige
Nachmittagsstunden in der Moschee zu, ging aber am gleichen
Abende noch nach Jäfa, wo eine Barke auf ihn wartete
742. Bekanntlich besuchte 1883 A r u n d a l e mit Ca-
t h e rwo o d und Bo n omi das Haram. Des erstem Verdienst
um Aufhellung des Heiligthums ist gross. Er mass
die Feisenkuppel und Aksamoschee, zeichnete beide, und kolo-
rirte die äussere Ansicht der erstem, von der er auch eine
innere Ansicht aufnahm; er entwarf einen Plan beider Moscheen,
gab einen Durchschnitt der Felsenkuppel üiit einigen
Details; er zeichnete auch die heil. Felsenhöhle, sogar den
Altar, wo man den Fusseindruck Mohammeds zeigt, ungeachtet
sonst selbst der moslemische Pilger denselben nicht
sehen darf, und sieh damit begnügen muss, den Eindruck