sondern lange nach Entlassung aus demselben sich der vielgerügten
Sünde schuldig machte, und so erscheint wol diese
Beschuldigung in den Augen aller unparteiischen Männer
erst recht im grellen Lichte der Gehässigkeit. Die Furcht
vor Ansteckung durch die sittenlosem arabischen Knaben
führte zu einer Spaltung, so dass ein Theil Protestanten, bekehrte
Juden, eine eigene Schule gründeten, in welche keine
arabische Knaben zugelassen werden; sie wurde am 6. Julius
1857 eröffnet, nachdem die Gebäulichkeiten an der sogenannten
via dolorosa auf drei Jahre gemiethet waren 75t,
und im Christmonat 1858 von 6 bis 7 Knaben besucht. Es
fehlt, wenn man gerne multipliziren will, nur noch eine Separatschule
für Proselyteiimädchen. Diese Zerwürfnisse müssen
in hohem Grade bedauert werden. Vielleicht würde das
Einlenken Gobats durch einen pädagogischen Umbau seiner
Schule, welche einen allzu pietistischen Anstrich haben dürfte,
ohne dass sie zu religiös sein kann, die Wunde am schnellsten
zum Vernarben bringen. — 1856 zählte die Mädchenschule
der Diakonissen 14 Kinder 735. Es gewährt einen angenehmen
Anblick, wenn ein ganzer Zug reinlich und gleich gekleideter
Mädchen in der Kirche anlangt. Bei meinem Besuche waren
18 Kinder Zöglinge der Anstalt, in der für alle ihre Bedürfnisse
gesorgt wird. Man sieht in der Schule Koptinnen,
Armenierinnen, Griechinnen, Jüdinnen, Palästinerinnen und
fränkische Mädchen. Das bunte Durcheinander von Vertreterinnen
verschiedener Nazionen ist wirklich interessant.
1854 leitete Miss Coope r auch eine Arbeitsschule für Mädchen;
sie lehrte nähen, stricken, spinnen u. s. f., und während
des Unterrichtes wurde in der Bibel gelesen 73°. Man
kann auch das Gute übertreiben; denn man darf gar nicht
denken, dass der Geist des Kindes zu gleicher Zeit Alles
erfasst.
Die Handwerker- oder Gewerbeschule liegt an d'er Häret
Bäb el-Amüd, unweit des Damaskusthores, nicht gerade am
freundlichsten. Das Haus, ehedem das sardinische Konsu-
latsgebäude, ist solid erbaut und geräumig; ein Anbau mit
Drechslerwerkstatt wurde im Dezember 1857 eben erst fertig.
In derselben sieht es durchaus fränkisch aus. Alles spricht
an. Der Anstalt steht (1857) seit ein paar Jahren der
wackere Würtemberger Ko n r a d Schick, ein Familienvater,
vor, nachdem He r s hon entfernt und He f f t e r provisorisch
an dessen Stelle gesetzt war. Ich frage nicht nach grossen
Resultaten; ich bin zufrieden, auf eine Pflanzstätte der Bildung
aufmerksam gemacht zu haben.
I s r a e l i t i s c h e Schulen. Dass bei den Juden das
Schulwesen, wenigstens der Unterricht der Kinder, sehr im
Argen lag, wurde, schon lange, genug gefühlt. Es ist ein
wolthuender Gedanke, dass man einmal trachtet, dem grossen
Ubelstande zu wehren. Mit sehr angenehmen Gefühlen betra
t ich ein Haus an der Häret el-Asali im Judenviertel.
Es ist die jüdische Kinderbewahranstalt. Das Lokal ist
durchaus freundlich. Im Schulzimmer dienen, wie im Abendlande,
Tische und Bänke, und vor diesen steht ein Pult für
den Lehrer. Die Lehrknaben erhalten zugleich die Kost,
nämlich Frühstück, Mittag- und Nachtessen, unentgeltlich,
wodann sie in ihrer Familie über Nacht bleiben. Gegen Ende
des J. 1857 besuchten etwa vierzig Knaben die Schule. Zwei
Lehrer, spanische Juden, leiten den Unterricht; es soll aber
bald ein fränkischer eintreffen. Man zeigte mir einen sechsjährigen
Schulknaben, der, früher Christ, erst seit einem
Jahre beschnitten ist; sein Vater war Jude und, durch Verhältnisse
gedrängt, bekannte er sich erst später zum Christenthum.
Das einladende Speisezimmer liegt unmittelbar unter
dem Schulzimmer. Da sieht man eine lange Tafel, worum
die Schüler sich setzen. An einer Wand des Zimmers hängt
ein Ölgemälde, das von dem Fanatismus der Juden an den
Ordenskreuzen verstümmelte Bildniss des Kaisers F r a n z
J o s e p h I., auch mit dem nicht vergessenen Titel eines Königs
von Jerusalem. Möchte doch nur ein christlicher König
hier regieren, statt dass sich mehrere europäische Fürsten so
tituliren! Eine ziemliche Menge Silberzeug, auch einen mak-
kabäischen Leuchter, Geschenk von reichen Juden in Wien,
besitzt die Anstalt. In der That wird da der Menschenfreund
auf liebliche Weise vom Geiste höherer Gesittung