mit der Hand blind zu befühlen, worauf er gewöhnlich mit
der gesegneten Hand Gesicht und Bart abwischt; Arundale
skizzirte auch Mohammeds Schild, einen Ungeheuern runden
Stein von dunkler Farbe, der ziemlich hoch an der Seite
eines Pfeilers hängt, und welchen der Prophet an dem
Arme in die Schlacht getragen habe, was man damit beweisen
will, dass er in der Mitte einen Bruch hat in Folge
eines Schlages, welcher gegen den Schildträger geführt ward.
Arundale half Catherwood bei den Ausmessungen des Platzes
zum Zwecke der Verfertigung eines Plans; er zeichnete mit
demselben das Doppelthor unter der Aksamoschee; er zeichnete
auch die Moschee und den Durchschnitt im Innern des
Goldthors, welches mit jenem Thor das gleiche Alter habe 743.
Ich fühlte mich gleichsam pflichtig, die Verdienste dieses
Mannes frisch hervorzuheben, weil in unsern Tagen der
Dünkel sich sehr leicht zur Annahme versteigen könnte, dass
ihnen die Bearbeitung des ganzen Feldes Vorbehalten war.
Ebenfalls im J. 1833 gingen zwei ägyptische Militärärzte,
R i n a l d o aus Neapel und S a l v a t o r e C a s a t a aus Ce-
falu in Sizilien, ins Haram. Einige alte, halbblinde Wächter
begegneten ihnen mit Artigkeit, und wiesen sie zurück. Der
Sprache kundig, kehrten sie sich wenig an die Worte, wie an
die in den Händen gehaltenen langen Stecken. Die Wächter
verlangten einen Erlaubnissschein; allein die Arzte erwiderten,
dass die Christen und Mohammedaner vor den Augen
des Pascha eines sind. Da nun die Wächter sahen, dass sie
so nichts ausrichteten, Thätlichkeiten sich aber nicht getrauten,
so baten sie am Ende nur, die Eindringlinge möchten
die Stiefel ausziehen, und liessen dann der Neugierde ihren
Lauf, dooh nicht ohne die Vorsicht, dass sie beim Landpfleger
Anzeige machten, der sie übrigens mit der befriedigenden
Antwort entliess, er werde die Franken schon zurecht weisen.
Das war aber eine Täuschung; denn als Rinaldo ihm Tages
darauf den täglichen Besuch abstattete, und den Vorfall erzählte,
lachten beide über die diensteifrigen Haramwächter n i .
1838 kam P ü c k l e r -Mu s k a u mit ein paar Franziskanern
hinein 745.
Schon während des grossen Kriegs in der Krim athmeten
d ie Christen, welche keine Russen waren, etwas freier, zumal
aber nach dem Pariser-Friedensschlüsse freuten sie sich unter
Ki ami l Pascha über den wolthätigen Einfluss des Hatti
Humajun. * So am Morgensonnenscheine der Duldsamkeit besuchte
eine neugierige Gruppe nach der ändern das grosse
Heiligthum auf dem M'oriah 74°, und muss man nur bedauern,
dass die Wissenschaft verhältnissmässig keinen grossen Nutzen
aus den seit dem J. 1854 bis 1856 öftern Besuchen zog, obschon
selbst der Herzog v on B r a b a n t in Begleitung eines
hochstudirten und hochgestellten Mannes den Moriahpilgem
sich anreihte 747. Als aber in der Folge jener aus dem Paschalik
schied, und an seine Stelle S u r e i j a Pascha trat,
und als der Mohammedaner, nach und nach der grossen
Wolthaten vergessend, welche die halbmondschützenden Verehrer
des heil. Kreuzes dem Padischah in Konstantinopel
erwiesen, zum alten Christenhass neuen Zündstoff hinlegten,
da verlor auch das fränkische Gold seinen Reiz 748, und aufs
neue verschloss sich das Haram esch-Scherif wie ehedem,
was ungefähr so viel heisst als eine Kriegserklärung der
mohammedanischen Intoleranz gegen die Franken. Die Mohammedaner
betrachten fürderhin uns Christen als unrein,
als unwürdig, den heil. Platz zu betreten. Der berühmte
Spruch jenes brittischen Ministers, dass es auf der Erde
keinen Fleck gebe, wo der Engländer nicht durch seine Regierung
geschützt werde, erleidet eine Einschränkung, und
gerade an einer der heiligsten Stätten auf der Welt ist ihr
Schutz ein blosser Wortschall. An dem heil. Felsen Moriahs
scheitert der brittische Stolz. Manche, welche die Türkei
etwas näher kannten, beklagten bitterlich im Pariser-Frieden
(Art. 9) das Zugeständniss, dass die freiwilligen Entschlies-
sungen und Verfügungen des Sultans zu Verbesserung der
Zustände der Rajah den Grossmächten, welche den „hohen
Werth” der Reformen einfach konstatirten, in keinem Falle
das Recht geben, sei es einzeln, oder kollektiv, weder in die
Beziehungen des Sultans zu seinen Unterthanen, noch in die
innere Verwaltung seines Reichs sich einzumischen, sintemal