Sük Häret el-Jehüd oder in dessen Nähe der Schutt tief sei
oder nicht. Gleich östlich an dieser Marktgasse tra t ich in
die Parterrewohnung eines Juden; es war ein feuchtes, dunkles
Zimmer, so dass bei Tag ein Licht brennt. Derselbe
erklärte, dass der Zimmerboden, etwas tiefer als die Marktgasse,
Fels sei; allein ich selbst konnte mich davon nicht
überzeugen. Beim Bau der neuen jüdischen Synagoge etwas
südlich von der Dschäma el-Omari und nur wenige Schritte
östlich der Judenmarktgasse stiess man auf der südlichen
Seite etwa 1 ) Mann tief ( = 9 ') auf Fels, und wirklich sieht
man da auch in einer Zisterne, in der Tiefe von etwa 9 ',
Fels; hingegen tra t dieser auf der Nordseite erst etwa 3
Mann tief zu Tage, so dass also der Fels hier, wenn nicht
ursprünglich gegen Nord abschüssig, doch gegen diese Seite
in beträchtlicherer Tiefe ansteht. In geringer südöstlicher
Entfernung von der neuen Synagoge tra f man bei der Grundlegung
der spanisch-portugiesischen Synagogen auf mehrere
kleine Häuser und Gemächer, die unter dem'aufgehäuften
Schutte vollkommen begraben waren515. Demnach läge der
Schutt tiefer, je weiter man vom Sük Häret el-Jehüd gegen
Morgen rückte, in dem Grade, dass, wenn er entfernt würde,
die Vertiefung im genannten Sük a ls e in e s c hma l e gänzlich
verschwände. Weiter bis zum Ostrande des Berges Zion
kenne ich den Boden nicht genauer. Dort erhebt sich bekanntlich
eine süd-nördliche Felswand, einundneunzig Fuss
(engl.) über dem Grunde der Häret el-Moghäribeh 57°.
Wir betrachten nunmehr die Westhälfte des Binnenzion
etwas näher. Beim Fundamentgraben gerade westlich neben
der Sackgasse, die vom Zionsthore nordwärts läuft, deckten
die Armenier gegen Ende des Jahres 1857 eine grosse Säule,
Stücke von Kapitälern, wovon eines
nebenstehende Zeichnung veranschaulicht,
den Fels und mehrere
uralte Zisternen auf. Mehr gegen
j West kommt der Fels unter einer
) Schuttlage von 16' und mehr öst-
- lieh unter einer von 18' zum Vorscheine,
wonach der Fels gegen Ost etwas Fall hätte, wenn
man annehmen dürfte, dass seine ursprüngliche Oberfläche
von keiner Hand des Menschen je verletzt worden wäre.
Der 'Boden einer Zisterne, die ich da sah, mag noch etwa
15' tiefer sein. Von einem Vorraume führen fünf Felsstufen
ostwärts in eine Felszisterne mit etwas fleissiger ausgehauenem,
viereckigem Eingänge. Neben einer Zisterne nordwestlich
davon erkennt man deutlich eine Felsrinne, die sich in dieselbe
umkrümmt. Sie hatte zweifelsohne die Bestimmung,
Wasser hineinzuleiten. An dieser Stätte erhob sich nach
meiner Abreise eine Kuppelkirche mitten in einem Kreuze
von vier Gebäuden (Zimmern), welche zu einer Bibliothek,
zu Hörsäälen u. dgl. hergerichtet v^erden sollen. Beim Graben
für die neue Kaserne südlich neben der Citadelle tra f man
beinahe 40' tief eine ganze Reihe unterirdischer Bauten.
Nach neuern Untersuchungen soll der alte Nordostthurm
oder der sogenannte Hippikosthurm der Citadelle, wie deren
Nordwestecke auf einem Felsen gegründet sein, der sich über
den Boden des Festungsgrabens 40' (engl.) hoch erhebe577.
Wenn aber dies so glaubwürdig erscheinen sollte, so müssten
die Angaben umständlicher, viel genauer sein. Was beim
Grundbau der östlich von der Citadelle liegenden anglikanischen
Christuskirche vor etwa anderhalb Jahrzehn zu Tage
tra t, werde ich, auf eigene Untersuchungen gestützt, nun
ausführlich auseinandersetzen 578, nicht zwar in der Hoffnung,
dem Leser etwas Neues vorführen zu können. Den
Besuch des Kanals verdanke ich der Gefälligkeit Dr. Mac-
g owa n s und K o n r a d S c h i c k s , welcher letztere mich
mit allem Nöthigen begleitete. Vom Boden neben dem Pfarr-
hause (ehemaligen Konsulatsgebäude) beträgt die Tiefe des
merkwürdigen Kanals 35'. Er wurde nun unten neben der
Küche jenes Hauses geöffnet. , Man kommt wegen der Enge
des Schachtes etwas mühsam und nicht in reinster Gestalt
hinunter. Die Hauptrichtung des Kanals ist W. oder WNW.;
nur gegen das Ende (gegen die Westmauer der Stadt) richtet
er sich auf 11 oder 13)' SSW., bis wohin ich ihn, im Ganzen
127' 7" weit, verfolgte. Er ist etwas gekrümmt, zuerst nach