etwas zugeschütteten, gewöhnlichen Wendeltreppe hinab. Da
erstaunt man, vielleicht auch nach meiner Zeichnung, über
das sonderbare Werk, die vielen Nischen in der Runde. Das
Columbarium hat unten fünfunddreissig Schritte im Umfange.
Ich zählte acht Reihen von Nischen übereinander. Die Nische
ist oben rundlicht, unten gerade und greift wenig in den
Felsen. Der untere Rand erhebt sich, gleichsam als eine
Leiste, nur wenig, zusehends zum Schutze des hineingestellten
Gefässes. Ich lernte dies praktisch, weil ich beim Hinaufklettern
von einer Nischem/eihe zur ändern mich an den
Nischenrändern gut halten konnte. Alle Nischen, die ich
untersuchte, waren leer. In der Mitte des Bodens der Zisterne
erhebt sich ein Fels von etwa 12 ' Höhe, etwas unregelmässiger
Form, doch mit Kanten und nach oben etwas
zugespitzt; ein Theil von diesem Stücke liegt als Schutt auf
dem Boden. Auch das Felsstück enthält Nischen, wenigstens
auf der Ostseite, die man auf meiner Zeichnung erblickt.
Man dürfte wol fragen, oh das Felsstück nicht einen Altar
vorstellen sollte. Auf der Südseite der Zisterne, in die oben
in der Mitte ein Loch Licht sendet, führen schlechte Treppenstufen
in ein kleines Kämmerlein oder Loch, das an
Grösse die gewöhnlichen Nischen mehrfach übertrifft. Man
könnte vielleicht die Ansicht aufstellen, dass dieses Felswerk
ursprünglich nur eine Zisterne war, und dass erst später
diese durch Einhauen von Nischen in ein Columbarium umgebaut
wurde; allein das Felsstück in der Mitte befürwortet
entschieden die ursprüngliche Anlage eines Bewahrortes für
die Beute des Todes.
Noch merkwürdiger ist an der Westseite des Teil Santa
Hanneh das Kammercolumharium, welches direkte zwanzig
Minuten südlich von Bet Dschibrin abliegt. Der eigenthüm-
liche Bau erregte heute Vormittag meine Neugierde in dem
Grade, dass ich mir vornahm, in denselben hinabzusteigen;
allein weil ich zu dem Ende nirgends eine bequeme Öffnung
oder einen ordentlichen Eingang entdecken konnte, so entschloss
ich mich, Nachmittags mit genügender Mannschaft
und einem Seile hieher zurückzukehren. Da kamen denn,
ausser meinem Dolmetscher, vier Mann und ein Knabe an
die merkwürdige Stelle, nachdem wir die Öffnung nicht so
leicht, und nicht einmal ich zuerst, gefunden hatten. Man
band das Seil um meinen Leib, die Araber hielten fest, und
ich sank in die Felsenkammer hinab. Hier unten hat es so
sehr den Anschein einer Kreuzbudengasse, dass die Araber
nicht ganz mit Unrecht das Felsbauwerk sük (Markt) nannten.
Auch hier wird man mit überraschtem Auge die Reihen
Nischen in den verschiedenen Kammern betrachten.
Ich theile davon einen Grundriss mit. Die Kammern sind
i ziemlich hoch, geräumig,
und überall fällt durch Öffnungen
in der Decke gehörig
Licht, a hat an der
untern Wand oder Abtheilung
auf jeder Längenseite
fünf perpendikuläre Abtheilungen,
die wie Pfeiler aus-
sehen; von einem Pfeiler
zum ändern zählt man fünf
Nischen, und solcher Reihen
gibt es fünf über einander,
an einem Pfeiler im Ganzen
25 und an einer Seite unterhalb im Ganzen 125. An der
obern Wand oder Abtheilung, welche durch einen schmalen
Absatz von der untern geschieden ist, und zu der man
auf leise angedeuteten Löchern hinansteigen kann, ist die
Anordnung der Nischen gleich wie unten. Die Mitte des
Kammerbodens nimmt ein breit ausgehauener Felsraum (eine
Art Rinne) ein, so dass seitsum nur ein schmaler Pfad besteht.
b hat ebenfalls fünf Pfeiler und eine obere und untere
Abtheilung; auch da spielt die Zahl fünf, d. h. auf-
und seitwärts gezählt. Die Summe der Nischen beläuft sich
auf 500, wenn man die verschütteten auch hinzurechnen
darf. In c ist die untere Abtheilung ohne Nischen, nur oben
überall mit fünf versehen. Die Nordwand zählt von rechts
nach links sechs, von oben nach unten fünf Nischen, d hat