Wölkchen ihn trübte. Die bisher so günstige Witterung eignete
sich nicht wenig, meine Untersuchungen zu fördern und
zu erleichtern.
Montagy 30. November. Nicht das Holzklopfen der Griechen,
das Läuten der Franziskaner und das Trommelgewirbel
der Soldaten erinnerten mich, wie in Jerusalem, dass der
Tag heranrücke oder herangerückt sei, auf dass der Mensch
ihn begrüsse mit Gebet und Kriegsgetümmel, sondern die
unter e i n em Dache menschen- oder thierfreundlich ein-
logirten Hähne, die aber viel zu frühe ihre kecke Weckerstimme
erhoben. Mir gefällt doch dieser klassische, antike
Gesang, der selbst in der Zukunftsmusik Richard Wagners
ein wol erworbenes Plätzchen sich sichern mag, dieser wahrhaftige
Männergesang gegen das matte, echt frauenhafte
Gedudel, welches die gehorsamst ergebene Henne auf einen
Hahnschrei fast allemal nachsendet.
Da die Durstplage keine geringe war, so versorgte ich
meinen Magen mit einem Wasservorrath in vorbauender
Absicht, was auch um so praktischer ist, weil Eier und
trockenes Brot, ohne Suppe oder Milchkaffee, die Einnahme
einer Quantität Flüssigkeit nöthig machen. So trank ich
denn ziemlich hoch über die Linie des Gewöhnlichen hinauf,
nicht nach Herzenslust, sondern gezwungen im Hingefühl auf
einen trockenen Mund und Gaumen später in einer Gegend,
wo der Wanderer etwas selten sich mit Wasser laben kann,
welchen p a r -force - Trunk ich auch ändern Reisenden nachdrücklich
empfehle. An der Frage, ob man nicht ein geistiges
Getränke auf die Wanderung mitnehmen soll, gehe ich,
ohne den Hut zu rücken, vorüber. Ich wollte leben wie die
Eingebornen, wie Mo h amme d es ihnen vorschrieb, um
ihnen gerade in diesem Punkte mich zu nähern, und ihnen
zu zeigen, dass ihre gebotene Enthaltsamkeit für den Christen
als eine freiwillige gar keine schwere Sache sei. Und
wenn der Christ Juhanna dann und wann auf einen ändern
Gedanken verfiel, so erwiderte ich ihm mit dem hydrotherapeutischen
Reim: Wasser und nichts als Wasser; der
Mensch braucht zur Löschung des Durstes nicht mehr; der
ungleich höher gestellte Christ, soll so viel über sich vermögen
als der Moslem. 7 U. 15 Min. brachen wir auf, und,
in der Richtung gegen SW., kamen wir 7 U- 35 Min. zu
einer Ruine und schlugen den Weg rechts (gegen die Niederung)
nach Katanneh ein. 7 U. 40 Min. traten wir in
den Wadi Mansür und zu gleicher Zeit in die Strasse, die
von unten nach Ankärieh hinaufführt. Eine kurze Strecke
tra f ich Strassenpflaster. 8 U. 2 Min. fiel ein Thal von Ost
ein. Von hier lenkt das Thal aus der Richtung SW. ziemlich
in die W., dort ein S (Ess) beschreibend. Die Wände
des Thaies sind hoch, und, so weit ich hinabsehen konnte,
ist es ein selbständiges, d. h., es verläuft unmittelbar in die
Niederung oder Ebene. 8 Ü. 7 Min. erreichten wir K a t a n neh
¿oLä 449. Dieses Dorf zeichnet sich vor vielen ändern
durch solidere Bauart, grössere Häuser von Quadersteinen
aus. Es liegt theils auf der Süd-, grösserntheils auf der
Nordseite des Thaies Mansür, das, schmal immerhin, sich
durch Fruchtbarkeit hervorthut. Man sieht da zwar meist
Olbäume, aber auch als eine ausserordentliche Seltenheit
eine Dattelpalme. Es herrschte im Dorfe gar grösser Lärm,
und Schafe die Menge standen in offenen Hürden. Auf der
Südseite des Thaies gleich beim Yordorfe liegt eine gute,
reichliche Quelle, so dass sie ein kleines Bächlein bildet,
dessen Wasser in der Nähe den Boden begrünt. Da ist ein
wund erhebliches Winkelein in der Welt. Die sehr grossen,
zum Theile sehr verwitterten Bausteine machten den Eindruck
eines hohen Alterthums auf mich. Ich finde nirgends
in den Schriften der Reisenden genau, dass einer in Katanneh
durchkam. P o c o c k e reisete durch Emmaus westwärts
in ein fruchtbares Feld voller Hügel, in welchem er zur
Linken (S.) Bet Amuäs erblickte, und gelangte dann nach
Ramleh. Möglicherweise berührte er Katanneh 45°. Sehr
kühn wäre, dieses mit Gittaim des Stammes Benjamin 431
zusammenzustellen.
Es fiel den Dörflern auf, dass ein Franke ihnen einen
Besuch machte, und einer wollte etwas argwöhnisch wissen,
was für ein Grund mich hieher getrieben habe. Juhanna