S c h i c k , mir darüber zu berichten. Der Bericht lautet auf
Erkundigung dahin, dass das Bächlein oft, selbst in einem
Tage mehrmals, an- und abschwelle, dass es sogar ganz zu
fliessen aufhöre und dann wieder anlaufe. Nur einigermassen
gehen uns die Frauen an der Marienquelle die Erklärung,
wenn sie hier viel Wasser schöpfen; die Hauptursache des
Ebbens und Fluthens unten aber ist mit dem der Quelle
oben eine gemeinsame.
In der nordöstlichen Ausbuchtung des Thaies Kidron oder
in der Akabeh es - Suan (welchen Namen ich leider nicht
wiederfand) besuchte ich unten einen Brunnen, aus welchem
das ganze Jahr hindurch gutes Wasser geschöpft wird. Man
nannte ihn nicht Ain es-Süän. Ich sah da Soldaten, die ihre
Wäsche besorgten und ihr Kochgeschirr putzten. Jene war
zum Trocknen ausgespannt, wie ich es einst beim Siloah-
brunnen wahrnahm.
Ein anderer Brunnen,,zwischen dem so eben angeführten
und der Kirche des Mariengrabes, beinahe in der Tiefe des
Thaies, doch mehr gegen die Stadt hin, genannt B i r Räs-
rAs , liefert ebenfalls viel Wasser, z. B. alles zum Bau der
österreichischen Pilgerherberge. Dem Bau nach ist der
Brunnen, der sich nicht als Zisterne qualifizirt, bedeutend
alt. Doch sehen die Werkstücke nicht so alt aus, als die
des Hiobsbrunnens.
Der H i o b s b r u n n e n , Bir Ejüb, im Mittelalter auch
Jakobsbrunnen genannt 552. Am 9. Wintermonat 1857 war
mir K o n r a d Sc h i c k in freundlicher Weise behilflich, um
den Brunnen genauer zu untersuchen. Wir nahmen ein langes
Seil und einige Männer mit. Die Messungen ergaben, dass
die Zeit zur Untersuchung nicht günstig sei; denn er hatte
40' 9'( tief Wasser, während seine ganze Tiefe von der untern
Öffnung, wenige Fuss über der Erde, 113' betrug 353.
Es waren, wie hergewünscht, auch zwei Siluäner da. Man
fragte sie genau über die Beschaffenheit des Brunnens. Einer
sagt: er sei auch schon unten gewesen; es könne der Fall
eintreten, dass das Wasser, bei sehr niedrigem Stande, oben
nicht mehr geschöpft werden könne, und man müsse sich
dann hinunterlassen, wo unten der Brunnen sich gegen Nord*
besonders aber gegen Süd (in eine Kammer) verlängere 55i,
und hier auch ende denn der Kanal (oder die Kammer) in
ein Wasserbecken; aus diesem erst müsse, gerade wie beim
Ain esch-Schefäh, das Wasser geschöpft und in den Kanal
geleert werden, wodann es vom Brunnen ans Tageslicht heraufgezogen
werden könne; der untere Theil sei nichts als
Fels. Dieser klare und durchaus glaubwürdige Bericht liess
für mich ein geringes Resultat hoffen 335 Es stellte sich
heraus, dass es mir nur möglich sei, bis zum Wasserspiegel
etwa 70' tief hinabzusteigen, um in der Tiefe nichts als im
Umfange den Fels anzuschauen. Indessen war ich nun einmal
da und zu allem eingerichtet, und so setzte ich mich auf
einen ledernen Wassereimer, an welchen das gewöhnliche
Seil befestigt war, und unser mitgebrachtes Seil umschlang
den Unterleib. Ein Theil der Mannschaft handhabte das
Eünerseil oben über einem Balken (statt Rolle) und der
andere das andere Seil da unten, wo am Steine die Rinnen
von den Reibungen des Seiles bemerkt werden. Also kam
ich ganz leicht hinunter. Der Spitzbogen auf der Ostseite,
wie überhaupt der oberste Theil des Brunnenschachtes ist
späteres Bauwerk; jener dürfte den Kreuzfahrern zuzuschreiben
sein, nachdem sie unter Ge rma n u s den Brunnen
entdeckt und vom Schutte befreit hatten. Es steht so ziemlich
als gesichert da, dass bei Verschüttung des Brunnens
auch ein Theil zerstört ward. Gelangt man weiter hinab,
so sieht man sehr grosse Werkstücke, ohne dass ich jedoch
Fugenränderung bemerken konnte, und es liegen die Steine
an einigen Stellen nicht mehr ordentlich über einander,
sondern so, dass möglicherweise in nicht unlanger Zeit ein
theilweiser Einsturz erfolgt. Ein Loch findet sich ziemlich
weit oben an der Nordwandung, durch welches wahrscheinlich
das Wasser fliesst, urk eine ganz kurze Strecke weiter
unten als Sprudel zum Vorscheine zu kommen. Es ist wol
ausser Zweifel gestellt, dass, wenn sich am baulichen Zustande
des Brunnens' nichts aussetzen liesse, der nahe Sprudel verschwände,
und dass dann das Wasser zum Überfliessen einzig