werksburschen, die, nicht einmal selten, am Ende noch zu
Hause in hohem Tone als fromme Pilger betteln, ist, wie ich
wieder einsehe, unheilbar, man mag dagegen sagen und
schreiben, was man will. Wenigstens dem Übermasse des
Unfugs scheint in unsern Tagen doch dadurch gesteuert zu
werden, dass man im lateinischen Hospize zu Jafa, wenn man
nicht recht traut, das Consilium abeundi ziemlich bald auf
der Zunge hat — nicht aus Mangel an Barmherzigkeit in
den Augen derjenigen, welche die Sachlage kennen und dabei
billig denken.
Werfen wir den Blick auf etwas Erfreuliches. Die Lateiner
haben zur Knabenschule eine Mädchenschule bekommen.
In jener waren einige Fortschritte leicht zu bemerken. Der
letztem Schule stehen Schwestern vom heil. Joseph der Erscheinung
vor. Ihr Kloster erhebt sich gleich nördlich neben
der Pilgerherberge, stossend an das Hospiz der Franziskaner
— ob auch anstössig in den Augen deb Mohammedaner?
Mit Vergnügen blickte ich auf die Gesichter der Klosterfrauen
und ihrer Lehrtöchter. 1853 schilderte man da siebenzig lateinische,
griechische, maronitische, jüdische und sogar mohammedanische
Mädchen vereinigt. Das Arabische und Französische
bildeten die Grundlage des Unterrichtes 3. Die Zahl
der römischen Katholiken übersteigt 1200. Ich besuchte auch
den protestantischen Missionar Kr u s e , den ich vor zweiundzwanzig
Jahren in Gross-Kairo kennen lernte; er sprach mich
sehr an und flösste mir Achtung ein. Mein Landsmann, der
Konsul P h i l i b e r t , zeigte sich schwerer zugänglich. Unter
Kruse (Keniset Inglis) besitzen die Protestanten eine Mädchen-
und Knabenschule. Jene wird auch von grössern Mädchen
und letztere von zwanzig bis fünfundzwanzig Knaben besucht.
Das Lokal ist ganz getrennt. Nichts Anderem als türkischer
Habsucht muss man es zuschreiben, dass das Schullokal der
Knaben weder Geschmack, noch Ordnung entspricht, am allerwenigsten
nicht dem Missionar, welcher über türkische
Unordnung nicht befehlen kann. In die Schulen werden auch
griechische Kinder aufgenommen; allein es wird, wegen der
vielen griechischen Festtage, über unfleissigen oder mangelhaften
Schulbesuch von ihrer Seite — geklagt. Im Jahr 1855
zählte die Knabenschule 28 und die Mädchenschule 53 4.
Mir schien der Zustand der Schule bei weitem nicht so blühend.
Es gibt auch mehrere mohammedanische Schulen.
Freitag, 30. Oktober. Heute langten auf dem österreichischen
Dampfboote über dreihundert Pilger a n ; auch die Herberge
der Franziskaner erhielt frischen Zuspruch. Ich wollte
nun Platz machen, indem ich mir vornahm, ein Stück von
Philistäa etwas genauer zu untersuchen. Ich fand nicht ohne
Schwierigkeiten in einem jungen Lateiner, des Namens Selim
Finan, aus der Familie der Damiani, einen Dolmetscher. Das
Hospiz begriff meine Aufgabe,- die Geographie Palästinas zu
bereichern, recht gut, und gab sich viel Mühe, mir einen geeigneten
Dolmetscher zu verschaffen. Finan hielt viel auf
schriftliche Verträge, und ich liess ihm die Freude gerne.
Derjenige, den ich mit ihm abschloss, wurde in italienischer
Sprache abgefasst. Der Vertrag mit dem Pferdetreiber kam
nicht ohne grössere Umständlichkeit zu Stande. In einer
Marktbude wurde er von einem Mohammedaner, einem ehrwürdig
aussehenden Greise, vor allem nahen Marktvolke geschrieben,
Zeugen unterschrieben, uDd jener drückte dann
sein in Tinte getauchtes Siegel, das er am Fingerringe trug,
auf die Urkunde. Alles das gewährt kaum einen ändern
Vortheil als den, dass man für die Bemühungen des Schreibers
sich mit Klingendem erkenntlich zeigen darf, und dass
man zum Andenken ein arabisches Schriftstück ins Abendland
mitnimmt. Denn mögen im Vertrage noch so gute Thiere
ausbedungen sein, der Pferdebesitzer hält sich nicht daran.
Samstag, 31. Oktober. , Ich war darauf gefasst, dass die
Reise sich verzögere. Der junge Dolmetscher fand Freude *
daran, alles Geld, das ich ihm, zum Ankaufe von einigem
Mundvorrathe, in die Hand gab, zu verschlagen, ohne Berechnung
und Sinn für Sparsamkeit. Die Abendländer, dachte
er, sind nur da, um die Börse so oder anders zu leeren, je
bälder, je besser. Erst um 8 U. 30 Min. Morgens brachen wir
auf. Beim Brunnen En-Nabut wurden die Pferde getränkt,
wobei wir 10 Minuten verloren. 9 U. 4 Min. erreichten wir